Auch für meine Geschichte „Die Nexus-Maschine“ habe ich eine Comic-Fassung erstellt. Viel Spaß damit!
Prolog
Das Mädchen stapfte missmutig durch den rosaroten Sand, der die Oberfläche des Planeten bedeckte. Violette Felsen, fremdartige Pflanzen und ein grün schimmernder See bestimmten die Landschaft, durch die sie ging. Eine außerirdische Schönheit, die fantastisch und geheimnisvoll wirkte.
Doch sie war in Gedanken verloren und hatte keine Augen für die Welt, die sie umgab.
Sie war jung und hübsch. Ihre feuerroten Locken fielen weit über ihre Schultern herab und mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht hätte sie spielend die Herzen vieler junger Männer erobert.
Und doch war sie weit davon entfernt, glücklich und zufrieden zu sein, weiter noch als von ihrem Heimatplaneten, den sie verlassen hatte, um hier noch einmal von vorne anzufangen.
Dabei war sie glücklich gewesen, die Erde und die Enttäuschungen ihres alten Lebens hinter sich zu lassen und hatte die Chance ergriffen, die sich ihr geboten hatte. Voller Hoffnung hatte sie die weite Reise mit dem Ziel einer grundlegenden Veränderung angetreten.
Aber er war anders gekommen, als sie es sich erhofft hatte. Nicht alle Veränderungen ihres Lebens waren erfreulich und akzeptabel und sie kämpfte jeden Tag mit Situationen, die den Zuständen auf der Erde mehr glichen, als es auf den ersten Blick erschien.
Am Ufer des Sees hielt sie an und setzte sich auf einen der Felsbrocken, um zu rasten. Es musste etwas geschehen. Ihre Situation war vollkommen unakzeptabel. Doch ihr ganzes Grübeln half nicht viel, wenn sie nicht jemanden fand, der ihr helfen konnte, und Pläne machte, um ihre missliche Lage grundlegend zu verändern.
Suche nach einer Veränderung
Die Arbeit bei Aeternitas begann immer mehr zu nerven. Seit Zoe und ich uns getrennt hatten erinnerte mich alles an sie und meine Kollegen in der Forschungsabteilung hielten entweder zu mir und unterstützten mich oder hielten zu ihr und ließen mich ihre Verachtung spüren.
Ich brauchte eine Veränderung, doch als ein Systemingenieur, der sich in den wichtigsten technologischen Disziplinen auskannte, war mein Job gut bezahlt und meine Aufstiegschancen unvorstellbar.
Manchmal war ich versucht, den Job an den Nagel zu hängen, wieder vor einem Computer zu sitzen und mich bei der Entwicklung einer der vielen Softwarekomponenten in den Details zur Verbesserung unserer KI zu vergraben, doch mein Kopf sagte mir, dass diese Veränderung mir nicht half, mit der Trennung besser zurechtzukommen.
Die Anspannung und Aufregung waren greifbar, als wir in den Shuttle stiegen, der uns in den Orbit bringen sollte. Der Countdown begann, und mein Herz schlug schneller mit jeder Sekunde, die verstrich. Als die Triebwerke schließlich zündeten, spürte ich die gewaltige Kraft, die uns vom Boden abhob. Die Beschleunigung drückte mich in meinen Sitz, und für einen Moment war alles um mich herum nur noch ein Rauschen.
Der Blick aus dem Fenster zeigte, wie die Erde immer kleiner wurde, bis sie schließlich nur noch ein blauer Ball im schwarzen Weltraum war. Es war ein überwältigendes Gefühl, unseren Heimatplaneten aus dieser Perspektive zu sehen. Nach einer Weile ließ die Beschleunigung nach, und wir schwebten schwerelos in der Kabine. Die Vorfreude auf das, was kommen würde, erfüllte mich.
Die Reise zur Raumstation ‚Prodigy Base‘ dauerte einige Stunden. Währenddessen hatte ich Gelegenheit, mich mit meinen Mitreisenden zu unterhalten und die Aussicht auf das All zu genießen. Es war faszinierend, die unendliche Weite des Kosmos zu erleben, die Sterne, die in der Ferne funkelten, und die Stille, die alles umgab.
Zwischen den Welten
Es war ein aufregender Moment, als ich das Shuttle durch die Luftschleuse verließ und die Raumstation betrat. Im Gegensatz zu der Enge des Shuttles, in dem wir angeschnallt auf unseren Sitzen saßen, war ‚Prodigy Base‘ riesig und besaß eine künstliche Atmosphäre, so dass wir endlich unsere Raumanzüge ablegen konnten.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Vorbereitungen für den Weiterflug nach Collinda. Wir wurden medizinisch untersucht, unsere Ausrüstung wurde geprüft, und wir erhielten letzte Anweisungen für die bevorstehende Reise.
Die hochmoderne Station diente als Dreh- und Angelpunkt für Missionen ins tiefe All. Auch wenn hier einige Wissenschaftler einige Zeit hier oben lebten und arbeiteten, waren viel der Bewohner nur auf der Durchreise hier, wie die Teilnehmer unserer Mission.
Diese gigantische Struktur war in verschiedene Sektionen unterteilt, jede speziell für bestimmte wissenschaftliche Experimente und Aktivitäten konzipiert.
Im Zentrum der Station befand sich das Hauptlabor, wo Forscher verschiedenster Disziplinen zusammenarbeiteten. Ihre Studien ermöglichten bahnbrechende Entdeckungen in der Physik, Biochemie und der Klimatologie.
In unserer Küche saß Jeanine an einem der Tische, hatte ein schrecklich buntes Getränk vor sich stehen und starrte Löcher in die Luft.
„Willst du was mitessen?“ fragte ich sie, „ich wollte mir gerade etwas Essbares in die Mikrowelle tun.“
„Ich will einen Hamburger“, antwortete sie missmutig, „aber keinen von den künstlichen aus der Mikrowelle. Die sehen widerlich aus.“
„Hmm, ich glaube, damit kann ich nicht dienen. Ich könnte ein paar Eier in die Pfanne tun, mit Speck braten, eine Scheibe Käse schmelzen lassen und das Ganze in ein Brötchen packen. Ist nicht ganz dasselbe, schmeckt aber lecker.“
„Von mir aus.“
Ich suchte mir die Zutaten zusammen und stellte eine Pfanne auf den Herd. Jeanine sah mir skeptisch zu und schwieg.
Eine andere Welt
Zwei Tage später kam dann das Raumschiff, dass uns zum Planeten Collinda bringen würde.
Alle Teilnehmer unserer Mission waren froh, dass die Zeit des Wartens auf ‚Prodigy Base‘ nun endlich ein Ende hatte. Die Stimmung änderte sich abrupt. Es war, als wäre die Station aus einem Winterschlaf erwacht.
Unsere Kisten, technische Geräte, Vorräte und vieles mehr wurden an Bord des Schiffs gebracht und wir verabschiedeten uns von den ständigen Bewohnern der Raumstation.
Das Raumschiff ‚Vespira 4‘ war das Flaggschiff einer neuen Serie supermoderner Raumschiffe, das nicht nur eine enorme Menge Ladung durch das All transportieren konnte, sondern durch eine neue Technologie, bei der das Kontinuum von Raum und Zeit in einer 4. Dimension gefaltet wurde, um große interstellare Entfernungen in einem Bruchteil der sonst benötigten Zeit zurücklegen zu können.
Die Besiedelung von Collinda war für die interstellare Raumfahrt so wichtig, dass wir mit ‚Vespira 4‘ sie letzte Etappe unserer Reise zurücklegen konnten, ohne viele Wochen in einer Schlafkammer verbringen zu müssen oder uns an Bord die Zeit totschlagen mussten.
Der Anblick, der sich uns hier bot, war überwältigend. Ich erblickte eine atemberaubende Landschaft, die wie aus einem Traum zu stammen schien. Der rosarote Sand erstreckte sich endlos vor mir und leuchtete sanft im Licht der untergehenden Sonne. Purpurfarbene Felsen ragten majestätisch aus der Ebene empor, ihre intensiven violetten Töne funkelten wie riesige Amethyste in der Ferne.
Zwischen diesen farbenprächtigen Elementen lag ein grüner See, dessen Wasser in einem unnatürlichen, aber faszinierenden Smaragdgrün schimmerte. Die Oberfläche des Sees war ruhig und spiegelte die Schönheit der Umgebung wider. Es war, als hätte die Natur hier ihre wildesten Träume verwirklicht, mit Farben, die auf der Erde nur selten zu finden waren.
„Kommt, wir sollten uns die Landschaft hier etwas genauer ansehen“, schlug ich Jean-Michel und Jeanine vor, „es wird doch noch ein bisschen dauern, bis unsere Sachen ausgeladen und in die Häuser gebracht werden.“
Meine Freunde fanden die Idee gut und wir machten und zu Fuß auf den Weg, um einen ersten Eindruck von unserem neuen Zuhause auf Collinda zu machen.
Diese Welt war erstaunlich schön und so vollkommen anders, als wir es von der Erde kannten. Es war eine märchenhafte Landschaft, durch die wir gingen und die uns mit einer friedlichen und geheimnisvollen Energie in ihren Bann zog.
Metamorphose
„Wir können das Kontinuum aus Zeit und Raum falten“, erklärte mir Tatiana Ozimek, die einen Doktor in Theoretischer Physik besaß, „mit der Nexus-Maschine haben wir Zugriff auf alle existierenden parallelen Universen und haben einen Weg gefunden, ihre Wahrscheinlichkeiten mit denen unseres Universums zu verknüpfen.“
„Den Raum falten? Das klingt nach einer ziemlich einfachen Methode“, scherzte ich.
Dr. Ozimek sah mich giftig an. „Das ist alles andere als einfach“, erklärte sie mir mit eiskalter Stimme, „allein die Herleitung der Theorie hat mich vier Jahre meiner Forschungsarbeit gekostet. Für die praktische Umsetzung hat sich Aeternitas die brillantesten Köpfe des bekannten Universums hierher geholt. Meine Theorie ist mindestens so bedeutsam wie Einsteins Relativitätstheorie und der Nutzen deutlich größer. Schließlich gibt es rentablere Dinge, als Plutonium in Energie zu verwandeln, um irgendeine Zivilisation auszurotten.“
„Und es funktioniert wirklich?“ fragte ich sie erstaunt.
„Absolut“, antwortete sie, „na ja, im Augenblick sind wir in einer frühen Prototyping-Phase. Die Bedienung des Steuerprogramms ist noch recht… rudimentär. Aber man kann die Programmbefehle aller Funktionen auch über die Kommandozeile aufrufen, wenn man die Funktionsparameter kennt.“
Sie hatte das Programm schnell neu konfiguriert und verband mich über eine Vielzahl von Kabeln, an denen Sensoren und kybernetische Aktoren befestigt waren mit der Maschine.
Dann schaltete sie die Maschine ein und das Summen und Brummen wurde stärker. Ich spürte ein intensives Kribbeln und auf meiner Haut, das schnell ins Innere meines Körpers wanderte. Leichte Stiche folgten und ich wurde ein bisschen benommen, schloss die Augen und spürte, wie mein Puls schneller wurde.
Nach etwa zwei Minuten verstummte die Maschine und ich öffnete die Augen. Ein roter Schleier von Haaren versperrte mir die Sicht.
„Wow, du bist eine richtige Schönheit“, staunte Tatiana, „lass dich anschauen!“
„Was… zum Geier…?“ stammelte ich noch immer ziemlich benommen.
„Es hat funktioniert“, grinste sie, „du bist jetzt jung und wirklich hübsch.“
„Hübsch war mir nicht so wichtig“, antwortete ich. Meine Stimme klang merkwürdig hoch und ich räusperte mich.
Der Beginn der Rebellion
In der schäbigen Kneipe der Arbeitersiedlung Sciteonk, die in einer schmalen Gasse versteckt lag, drangen schwache Lichtstrahlen durch die dreckigen Fenster und beleuchteten die muffigen Wände.
Der Geruch von abgestandenem Bier und verbrannten Snacks hing schwer in der Luft. An den abgewetzten Tischen saßen gebeugte Gestalten, deren Gesichter von Schatten und Enttäuschung gezeichnet waren. Die einzige Musik, die durch die verrauchte Luft wehte, kam von einem alten Holzkasten, der sporadisch knisterte, während das Personal hinter der Theke mit einem desinteressierten Blick die wenigen anderen Gäste bediente.
In Sciteonk war das Leben nicht ganz so komfortabel wie in der Siedlung, in der die Wissenschaftler und Ingenieure lebten, die für das ‚Projekt Elysium‘ arbeiteten. Hier waren die Häuser klein und schief, hauptsächlich aus einfachen Materialien zusammengesetzt.
Viele der Menschen, die hier lebten, waren frustriert und unzufrieden. Man hatte sie mit großartigen Versprechungen zu einem Neuanfang auf Collinda gelockt, doch in der Realität waren ihre Lebensbedingungen miserabel und die Arbeit hart und schlecht bezahlt.
Shenise war eine der Arbeiterinnen. Nachdem sie ihre Arbeit auf der Erde verloren hatte, weil ein Roboter ihre stumpfsinnige Arbeit schneller, billiger und rund um die Uhr erledigte, wurde sie von Aeternitas abgeworben. Sie hatten ihr die Hochglanzprospekte gezeigt und sie überzeugt, dass sich ihre Arbeit in der kleinen Fabrik, in der Komponenten für die Maschine hergestellt wurden, lohnen würde und dass sie auf Collinda die optimalen Bedingungen finden würde, die sich eine schwarze Frau mit ihrer Qualifikation nur wünschen konnte.
Ich erzählte ihnen von meiner Verwandlung durch die geheimnisvolle Maschine und sie berichteten reihum von ihrem Alltag in der Fabrik und ihrem Frust. Besonders Loreleis Geschichte ließ mich erschauern.
„Ich bekam einen Haufen Geld, um an einem ‚wissenschaftlichen Experiment‘ teilzunehmen. Ich hätte den Vertrag genauer lesen sollen. Sie trennten meinen Kopf vom Körper ab und verbanden mein Gehirn mit diesem mechanischen Ding, mit dem ich herumlaufe. Ich habe Superkräfte, doch ich bin zu 85% ein bescheuerter Roboter.“
„Oh mein Gott!“ rief ich schockiert aus, „das ist ja grauenhaft! Wie konnten sie dir das nur antun!“
„Tja, sie schrecken vor nichts zurück“, antwortete Jennifer, „alles was eine Chance auf Profit bietet, wird hemmungslos versucht.“
„Gelten denn das Gesetz der interstellaren Staatengemeinschaft und die Menschenrechte auf Collinda nicht mehr? Kann man denn nichts dagegen unternehmen?“
„Es gibt noch mehr Menschen, die so denken“, antwortete Shenise leise, „aber es ist gefährlich, es offen zu sagen. Im Verborgenen gibt es immer mehr Leute, die sich das nicht länger gefallen lassen wollen und über eine Rebellion gegen Aeternitas und das Militär nachdenken.“
Erinnerungen einer anderen Welt
In der Nacht wurde ich von Alpträumen gequält. Ein Mann, der mir vertraut war, den ich aber nicht erkannte, liebte mich. Wir scherzten und liebkosten uns und wir genossen es, zusammen zu sein.
Später lag ich in seinen Armen, als plötzlich die Türe unseres Appartements aufgerissen wurde und Soldaten in unser Schlafzimmer stürmten. Sie töteten meinen Partner mit einem gezielten Kopfschuss und ich starrte wie gelähmt auf die Eindringlinge.
„Nehmt sie mit“, befahl einer der Soldaten.
Sie fesselten meine Handgelenke und zerrten mich aus dem Zimmer und brachten mich in einer Limousine fort.
Dann war ich in einer engen Zelle eingesperrt, wartete im Dunklen voller Angst, was sie mit mir machen würden.
Schließlich eine Maschine, ähnlich wie die Nexus-Maschine, mit der ich verwandelt worden war. Gefesselt lag ich auf einer Pritsche und zitterte am ganzen Körper.
Es tat gut, durch die bunte Landschaft von Collinda zu gehen, und es half mir, meine Gedanken zu ordnen.
Jetzt strömten mit jedem Atemzug Erinnerungen in meinen Kopf, die nicht meine eigenen waren: Bruchstücke einer Vergangenheit, die ich nie gelebt hatte – Kindheitsspiele, sanfte Berührungen, ein romantisches Date mit einem Jungen im Schein des hellblauen Mondes eines fremden Planeten.
Ich spürte die Wärme von Sonnenstrahlen auf einer alten, mit Blumen geschmückten Terrasse, hörte das Lachen von Freunden bei einem Fest und ich erinnerte mich an Musik, die in meinem Kopf erklang.
Die Erinnerungen waren lebendig, als hätte ich sie selbst erlebt. Namen und Details verschwammen, doch die emotionalen Momente aus dem Leben der Unbekannten, deren Körper ich bekommen hatte, waren klar und deutlich gespeichert.
Doch was bedeutete das nun für mich? Was sollte ich tun?
Es gab eigentlich nur zwei Optionen, die mir beide nicht besonders gut gefielen. Ich konnte Tatiana bitten, mich mit der Nexus-Maschine wieder in meine ’normale‘ Gestalt zurück zu verwandeln. Selbst wenn ich nicht fünfundzwanzig Jahre alt wurde, bekam ich meinen alten Körper und mein Leben als Mann zurück.
Oder ich akzeptierte mein neues Leben, fand mich damit ab, Danielle zu sein, und gewöhnte mich daran.
Eine schwierige Entscheidung
Ich musste dringend mit Jeanine und Jean-Michel reden. Alleine kam ich bei dieser Entscheidung einfach nicht weiter und ich wollte ihnen von den merkwürdigen Erinnerungen erzählen.
Ich lud beide ein, mich zu besuchen, und beschloss, mithilfe der vollautomatischen Küche etwas Festliches für sie zum Essen vorzubereiten.
Inzwischen war mein Häuschen ziemlich gemütlich eingerichtet. Ich hatte Bilder aufgehängt, die Kiste mit meinen Deko-Sachen ausgepackt und einige meiner liebsten Erinnerungsstücke in der Wohnung verteilt.
Außerdem hatte ich beschlossen, zur Feier des Tages ein Kleid zu tragen. Die Entscheidung dazu kam spontan aus dem Bauch und ich verbot meinem Kopf, dagegen zu protestieren.
Jean-Michel brachte mir Schokolade mit und sah mich verzaubert an.
„Shit, Danielle, du siehst bezaubernd aus!“ staunte er und ich freute mich sehr über sein liebes Kompliment.
Jeanine drückte mich fest zur Begrüßung.
„Ich glaube, ich muss eine Entscheidung treffen“, schloss ich meinen Bericht ab, „und sie fällt mir sehr schwer. Entweder ich probiere noch einmal, ob mich die Maschine wieder zurück verwandeln kann, oder ich finde mich mit meiner Verwandlung ab und bleibe für den Rest meines Lebens in diesem Körper.“
„Hmm, keine leichte Entscheidung“, antwortete Jean-Michel als erster, „ich muss zugeben, ich finde deinen neuen Körper wirklich süß, und in deinem Inneren bist du ja immer noch der Mensch der du immer warst. Aber wenn du wieder Daniel werden möchtest, werde ich dir helfen, die Maschine so weit zu bringen, dass du auf sicherere Weise wieder du selbst werden kannst.“
„Aber es wäre jammerschade“, lachte Jeanine, „du bist wirklich hübsch. Außerdem ist es nicht so übel, ein Mädchen zu sein. Ich bin schon lange eins und will niemals etwas anderes sein.“
„Das stimmt natürlich vollkommen“, versicherte Jean-Michel, „ich frage mich schon die ganze Zeit, ob du es ablehnen würdest, wenn ich dich frage, ob du mit mir ausgehst.“
„Oh wow!“
Eine brisante Entdeckung
Es dauerte nicht lange bis das Programm gründlich aufgeräumt hatte und ich staunte, als ich bemerkte, dass sein Programm eine Menge Kommentare in die überarbeiteten Programmquellen eingefügt hatte, die ihm wertvolle Hinweise gaben.
„So, jetzt können wir hier vernünftig suchen, was sich die Leute von Aeternitas hier ausgedacht haben“, meinte er, „zuerst suchen wir nach möglichen Fehlern. Schließlich können wir nicht mit Sicherheit ausschließen, dass ein Programmfehler zu deinen… Problemen geführt hat.“
Er durchsuchte einige der überarbeiteten Quelltexte. Es war ein bisschen wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, doch Jean-Michel verstand es, die Komplexität der Software zu beherrschen, und nach einer halben Stunde wurde im Verarbeitungskern des Programmes fündig.
„Schau mal“, sagte er zu mir, „hier hat jemand Mist gebaut – entweder durch Nachlässigkeit oder mit voller Absicht. Einige der Eingabeparameter werden bei der Steuerung der Transformation überhaupt nicht verwendet, sondern sind hier hart codiert. Egal welches Geschlecht über die Steuerung eingegeben wurde, hier wird nicht der Parameter pGender an den Agenten übergeben, der die Änderungen kontrolliert, sondern immer den Wert ‚female‘.“
„Und was jetzt?“
Jeanine brachte es auf den Punkt, als wir uns trafen und Jean-Michel von der Manipulation im Programmcode der Nexus-Maschine berichtete.
Meine Freunde sahen mich fragend an. Ich musste irgendwann eine Entscheidung treffen.
„Ich habe mich noch nicht entschieden“, antwortete ich, „doch wir sollten das Programm auf jeden Fall wieder ändern. Spätestens wenn weitere Siedler oder Arbeiter nach Collinda kommen, besteht die Gefahr, dass noch mehr Menschen gegen ihren Willen verwandeln werden.“
„Dann wird es vielleicht doch noch was mit unserer Verabredung“, grinste Jean-Michel, „hast du am Samstag schon etwas vor?“
„Nichts was ich nicht auch nächste Woche erledigen könnte“, antwortete ich. Jean-Michel war ein toller Freund und es gab keinen Grund, seine Einladung nicht zu akzeptieren. Ob es ein zweites oder drittes Date geben würde, musste ich nicht sofort entscheiden. Genau
Absturz in die Finsternis
Jean-Michel und ich arbeiteten in den nächsten Tagen immer wieder an der Maschine.
Es gab noch einiges zu tun. Während Jean-Michel den Programmcode weiter überarbeitete und zusätzliche Sicherheitsprüfungen einbauten, entwarf ich eine grafische Oberfläche, mit der man sich die Kommandos ganz einfach in einem Fenster konfigurieren konnte, damit die Bedienung einfacher und intuitiver wurde.
Tatiana ließ uns meistens in Ruhe, hatte aber auch einige Ideen, wie man die Maschine noch verbessern konnte.
„Es kommt immer wieder von unseren Kunden der Wunsch, die ausgewählten Optionen einfacher speichern zu können“, sagte sie, „oft würden sie für einen besonderen Anlass einige Körpermodifikationen machen lassen und später zu ihrer normale Konfiguration zurückkehren zu können.“
„Das klingt nach einer guten Idee“, antwortete ich, „vor allen Dingen wenn viele Optionen geändert wurden. Lass es uns versuchen.“
Das Summen und Kribbeln war, wie ich es bei meiner ersten Verwandlung erlebt hatte. Ich schloss die Augen und spürte, wie mein Oberteil langsam ein bisschen enger wurde,
Als das Summen verstummte, öffnete ich die Augen. Völlige Dunkelheit umgab mich. Irgendetwas war schief gelaufen.
„Jean-Michel?“ fragte ich leise, doch er antwortete nicht. Vorsichtig tastete ich im Dunklen nach ihm, doch weder Jean-Michel noch die Maschine waren in meiner Nähe.
Und auch der Boden des Labors war nicht mehr vorhanden, nur Leere und Finsternis.
Langsam geriet ich in Panik. Ich musste mir von einem der Physiker irgendwann noch einmal erklären lassen, die das Falten des Raums genau funktionierte. Irgendwie war ich in sowas wie ein Wurmloch im Gefüge aus Zeit und Raum gelandet, ein Ort zwischen zwei parallelen Universen oder etwas Ähnliches.
Frandlokanischer Wein und drovianische Frenellen
Nachdem Jean-Michel zum dritten Mal auf subtile Weise geäußert hatte, dass er gerne eine richtige Verabredung mit mir haben wollte, gab ich schließlich nach.
Ich hatte es als junger Mann oft erlebt, dass manche Mädchen ihren Verehrer erst einmal eine Weile zappeln ließen, bevor sie mit ihm ausgingen, und ein Mädchen dann ins Bett zu kriegen, war noch eine größere Herausforderung, obwohl ich wusste, dass sie Sex mindestens genauso sehr genossen, wie wir Jungs.
Na ja, ob ich irgendwann tatsächlich mit ihm schlafen wollte, wusste ich noch nicht. Dieser Schritt erschien mir nun doch größer, als früher. Bei uns Studenten war es eine Art Kontaktsport gewesen und ab und zu schlossen wir Wetten ab, wie lange einer von uns brauchte, um ein bestimmtes Mädchen flachzulegen. Natürlich gab es auch diejenigen, die leicht zu haben waren, während es bei einigen wirklich scharfen Mädchen schon eine Herausforderung war, wenn sie überhaupt zu einem Date bereit waren.
Jetzt war ich derjenige, der zum Ziel von Jean-Michels Bemühungen geworden war, und ich hatte nicht vor, mit ihm dieses Spiel von Unnahbarkeit, männlicher Eroberungsbemühungen und weiblicher Kalkulation mitzuspielen.
Also beschloss ich, mit offenen Karten zu spielen und erst einmal mit ihm zu reden.
Jean-Michel hatte für uns einen Tisch in einem ziemlich coolen Restaurant in der Innenstadt reserviert, in dem Spezialitäten aus vielen bekannten Welten präsentiert wurden. Ich war neugierig, was uns aufgetischt wurde, und ziemlich Hunger.
Der Kellner brachte uns die Karte und wir bestellten frandlokanischen Wein.
„Der 2157er ist einer der besten Jahrgänge“, riet er uns.
Dann gingen wir ans Buffet und füllten unsere Teller mit den Köstlichkeiten, die dort präsentiert wurden.
Mich lachten die Frenellen von Drov 4UI an und ich lud mir gleich ein paar davon auf den Teller, dazu gekochtes Gemüse von Cippe 4I9 und kandierte Sobolandras, die uns als grezulonische Spezialität angepriesen wurden.
Das Essen war köstlich. Ich probierte von Jean-Michels Steaks und er kostete von meinen Frenellen und den kandierten Sobolandras. Jedes Gericht hatte ein anderes Aroma, war nach Sitte unterschiedlichen Herkunftsplaneten zubereitet und mit fremden Gewürzen gewürzt.
„Absolut lecker“, lobte ich das Essen, „hier war ich nicht das letzte Mal! Es gibt noch so vieles, was ich überhaupt nicht probiert habe.“
„Das Universum ist so reich an unterschiedlichen Kulturen und Traditionen“, bestätigte er, „auf der Erde haben wir durch das ganze Chaos, das die Menschheit angerichtet hat, die Chance vertan.“
Unbeantwortete Fragen
Wieder saß ich mit Jean-Michel an der Nexus-Maschine. Er arbeitete noch immer daran, den Programmcode zu verbessern, zusätzliche Sicherheitsprüfungen in das Programm einzubauen und einen ‚Notausgang‘ zu implementieren, wenn bei der Übertragung etwas schiefgelaufen war, um zu verhindern, dass noch mehr Benutzer der Maschine im Niemandsland zwischen zwei parallelen Universen landete.
Ich hatte eine endlos lange Liste mit Eigenschaften, die bei der Übertragung einstellbar werden sollten.
Die technischen Dokumente waren dick, aber es gab bereits für sehr viele Eigenschaften des menschlichen Körpers die dafür verwendeten Attribute, die ich dem Einstellungsdialog zu Auswahl anbieten wollte.
Allein die Auswahl von Haaren, ihrer Farbtöne und der möglichen Frisuren war eine schier unendliche Liste, die nicht nur die wichtigsten Trends auf der Erde aus den letzten fünfhundert Jahren beinhaltete, sondern auch die Highlights der Friseurkunst etlicher bekannter Planeten und ihrer Kulturen berücksichtigte.
Manchmal rätselten wir gemeinsam über ein kniffliges Problem und entdeckten, dass unsere unterschiedlichen Sichtweisen dabei ein enormer Vorteil war, wenn wir darüber diskutierten.
Auf viele Fragen gab es Antworten, die irgendwo in der Dokumentation zu finden war, doch für viele unserer Fragen gab es keine Antworten.
Mich beschäftigten immer mehr die Fragen, für die es keine technischen Antworten gab und die uns niemand beantworten konnte.
„Und ich denke immer wieder über diese merkwürdigen Träume nach“, fuhr ich fort, „ich hätte nicht diese Erinnerungen, wenn sie nicht noch in meinem Gehirn gespeichert wären. Ich bin davon überzeugt, dass das sie von dem Mädchen, dessen Körper ich geerbt habe oder dessen Hirnstruktur in der Maschine gespeichert ist. Schließlich kann Künstliche Intelligenz die Nexus-Maschine keinen menschlichen Organismus erschaffen oder verändern, wenn sie nicht mit realistischen Informationen gefüttert wurde. Und dazu wurde das Mädchen entführt und getötet.“
„Das könnte schwierig werden“, antwortete er, „sie könnte von jedem mit humanoidem Leben bewohnten Planeten der Galaxis hergebracht worden sein.“
Zugriff verweigert
Inzwischen versuchte Jean-Michel mit Geduld und Ausdauer, auf die verschlüsselten Daten von Belyeas Computer Zugang zu bekommen.
Mithilfe eines Scripts hatte er die fünfhunderttausend beliebtesten Passwörter aller technologisch entwickelten Welten durchprobiert und immer nur die lapidare Meldung ‚Zugriff verweigert‘ erhalten.
Als ich mit Lorelei ins Labor kam, rauchte sein Kopf und er war dankbar für die Unterbrechung.
„Ich mache uns Kaffee“, schlug er vor, „während du dich um Lorelei kümmerst.“
Ich holte die Werkzeugkiste und mit Loreleis Hilfe schafften wir, es ihren mechanischen Körper auseinanderzuschrauben.
Schließlich lagen nur noch ihr Kopf und ein Teil ihres menschlichen Rumpfs auf der Liege, die ich neben die Maschine geschoben hatte.
„Also gut“, sagte ich zu ihr, „wir können beginnen. Zuerst stelle ich die Optionen für dein Gesicht ein, damit du nach der Transformation nicht vollkommen anders aussiehst, und dann wählen wir gemeinsam die Optionen für deinen Körper aus. Ist dir irgendetwas besonders wichtig?“
„Richtige Arme und Beine sind das wichtigste“, antwortete sie, „vielleicht nicht gerade zu schwach für anstrengende körperliche Arbeit. Gesunde Organe und… na ja… meine Vagina habe ich lange vermisst…“
Lorelei strahlte glücklich, als Jean-Michel mit Kaffee zurückkam.
„Ich kann euch nicht oft genug danken“, sagte sie zum dritten Mal, „lass uns über die Rebellion reden. Belyea soll für seine Schandtaten büßen.“
„Wir haben mehrere Dinge geplant“, erklärte Jean-Michel, „ich versuche schon den ganzen Tag, seinen Computer zu hacken. Wir wollen wissen, was er plant. Und wir werden ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Dafür werden ein bisschen Unterstützung brauchen.“
Doch noch bevor er Lorelei die Einzelheiten erklären konnte, meldete sich der Computer mit einem Piep.
„Ich bin drin!“ jubelte Jean-Michel, „lasst uns nachsehen, was für Geheimnisse Belyea vor uns versteckt!“
Das Ende eines Tyrannen
Meine Freundschaft mit Lorelei, Jennifer und Shenise war eine gute Basis für eine Veränderung. Sie würden mir helfen, es Belyea heimzuzahlen, und ich hoffte, dass die Rebellion gegen die Zustände auf Collinda ohne ein Blutvergießen zum Erfolg führte.
Mir fiel auf, dass ich außer den Kollegen von Aeternitas und Jeanine niemandem kannte, der in der Siedlung lebte, während ich in Sciteonk inzwischen einige Leute kannte. Naenzes hatte in einem der schickten Viertel der Stadt gelebt und ich fand bestimmt heraus, ob sie noch Freunde oder Verwandte hier hatte, die mir mehr über das Mädchen erzählen konnten.
Doch zunächst wollte ich unseren rebellischen Plan in die Tat umsetzen und mich um Belyea kümmern, und dabei wollten mir Lorelei, Shenise, Jennifer und noch einige andere helfen und von Belyea würde keine Gefahr mehr ausgehen
Ich traf ihn im Forschungslabor, wo er verzweifelt auf seiner Tastatur herumhämmerte.
„Was ist los?“ fragte ich ihn unschuldig, „ist Ihr Passwort abgelaufen?“
„Dämlicher Mist!“ schimpfte er, „ich gab mich wohl ausgesperrt.“
„Meine Großmutter hat mir erzählt, dass sie immer einen Zettel mit dem Passwort unter ihrer Tastatur versteckt hatte“, antwortete ich trocken. Das war nur der erste Teil unserer Racheaktion.
Für Belyea hatte ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht und viele der Optionen verwendet, die ich in meinem Programm bestellen konnte. Lange hatte ich überlegt, ob ich ihm eine tödliche Krankheit verpassen sollte, doch ich wollte, dass seine Strafe von Dauer war.
Die Verwandlung dauerte nicht lange. Er zerrte und droht, währen die Nexus-Maschine seinen Körper bearbeitete, und es war ein faszinierendes Schauspiel, ihm dabei zuzusehen.
Jean-Michel, meine Freunde aus Sciteonk und ich sahen ihm zu, und nach wenigen Minuten war der Vorgang abgeschlossen und Jennifer band ihn los.
Er richtete sich auf, tastete vorsichtig nach seinem Körper und erschrak, als er die Brüste an seinem Oberkörper bemerkte.
„Ihr nichtsnutzigen Verbrecher!“ keifte er mit kreischender Stimme, „ich werde Sciteonk dem Erdboden gleichmachen und euch alle wegen Körperverletzung anzeigen! Die Richter der Interstellaren Föderation werden euch für den Test eines Lebens einsperren lassen!“
Doch er erntete nur Spott und Gelächter.
„Seht sie euch an!“ rief Jennifer, „was für eine Verbesserung!“
Die Nexus-Maschine hatte Henry Belyea, den stolzen und mächtigen Kommandant von Collinda in eine alte Frau mit einem mürrischen, von hässlichen Falten durchzogenen Gesicht verwandelt.
Ein neues Ich
Ich war nervös, als ich mit meinen Freunden vor dem Haus stand und klingelte. Würde ich Antworten bekommen? Und würden sie mir gefallen?
Ein blonder, junger Mann öffnete uns und erstarrte, als er mich sah.
„Naenzes??!“ fragte er fassungslos, „aber… wie ist das möglich?!!“
Ich lächelte. Unsere Spur war richtig gewesen und ich war sicher, dass der sympathisch Mann uns helfen konnte.
„Ich nenne mich jetzt Danielle“, antwortete ich, „ich arbeite für Aeternitas und bin mit der Nexus-Maschine verwandelt worden. Wir würden gerne mit dir reden und mehr über Naenzes erfahren.“
„Wow, das ist ja… erstaunlich und gruselig“, sagte er, „ich war überzeugt, dass Naenzes tot ist, so wie Tarqroid, ihr Freund. Kommt doch rein und seid meine Gäste!“
Nachdem wir Asmiron kennengelernt hatten, ging es mir viel besser. Ich war froh, dass unsere Begegnung so erfreulich verlaufen war und sich hier alles so wunderbar entwickelte.
Wir packten ein paar Sachen zusammen und machten uns auf den Weg. Am Seeufer fanden wir einen herrlichen Platz, wo wir unser Lager aufschlagen, eine Decke ausbreiteten und es uns bequem machten.
Zwei der collindanischen Sonnen brannten heiß auf uns nieder und ich hatte Lust, im See zu schwimmen und mich abzukühlen.
Jean-Michel sah mich bewundernd an, als ich mir den Badeanzug angezogen hatte und mir die Haare zusammenband.
„Du bist das schönste Mädchen, das ich je getroffen habe“, sagte er zu mir.
„Danke“, sagte ich und lächelte, „willst du mich nur ansehen oder kommst du mit ins Wasser?“
„Wenn du mich so fragst“, grinste er, „es reicht mir vorerst vollkommen, dich anzusehen.“
Das Wasser war herrlich frisch und die Abkühlung tat gut. Ich schwamm ein gutes Stück am Ufer entlang, genoss Wasser, Wärme und Licht, sah mich mir die leuchtend bunten Pflanzen ans der Böschung an und ließ die fantastischen Eindrücke auf mich wirken.
Die Erben der Zukunft
Es hatte sich schnell in den Welten auf unserer Seite der Galaxis herumgesprochen, was auf Collinda passiert war. Immer mehr Besucher meldeten sich an. Viele kamen, um sich ihre Körper mit der Nexus-Maschine umgestalten zu lassen. Tatiana hatte viel zu tun und unserer Kundinnen und Kunden waren äußerst zufrieden.
Abe es kamen auch neue Siedler, die sich auf Collinda niederlassen wollten. Neue Häuser mussten gebaut werden und neue Läden und Restaurants sollten bald folgen.
Das Gremium, das die ersten demokratischen Wahlen vorbereitete, hatte schnell einige geeignete Kandidaten gefunden. Ich hatte Asmiron überzeugt, dass er sich aufstellen lassen sollte, und auch aus Sciteonk hatten wir einige Menschen gefunden, die sich in das neue Parlament wählen lassen wollten.
Shenise war bereit, sich wählen zu lassen und auch mich drängten sie dazu.
Die allererste Wahl war ein großes Ereignis, zu dem Reporter und Fernsehteams von einigen Welten angereisten, und ich musste meine Geschichte unzählige Male erzählen und viele Fragen beantworten.
Als das Parlament zum ersten Mal zusammentraf, wählten wir Asmiron zum Präsidenten, beschlossen die interstellare Charta der Menschenrechte in die neue Verfassung zu integrieren und trafen wichtige Regelungen für die Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiter.
Noch niemals waren auf Collinda so viele Menschen an einem Ort versammelt gewesen und sie warteten aufgeregt, bis die große Show begann.
Schließlich gingen die Lichter auf der Bühne an und der Schlagzeuger begann mit einem Solo, das alle Zuhörer in Publikum zum Staunen brachte. Mit seinen vier Armen schlug er auf sein Schlagzeug ein, das locker ein kleines Shuttle gefüllt hätte.
Der Bass setzte ein und der Rhythmus ging direkt in die Beine. Das Publikum tobte und wir begannen zu tanzen.
Und dann sprang Zegnens an zu singen und ihre Stimme füllte den ganzen Platz.
Nach dem ersten Lied begrüßte sie das Publikum und hielt eine kleine Rede:
„Hallo Collinda! Wir haben mit Entsetzen und Staunen gehört, was ihr hier erlebt habt. Eine unglaubliche Geschichte einer jungen Heldin, die mutig und unerschrocken gegen die irdische Besatzung rebelliert hat, Grenzen zwischen den Menschen abgerissen hat und sich gegen Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt eingesetzt hat. Einen Applaus für Danielle Rossignol, die Heldin von Collinda!“
Ich bekam einen tosenden Applaus und winkte dem Publikum zu.
Epilog
Wieder einmal trafen wir uns am Seeufer. Es war einer der schönsten Plätze des Planeten. Doch dieses Mal begleiteten uns Jeanine und Asmiron.
Meine Freundin Jeanine und Asmiron waren jetzt ein Paar. Asmiron hatte sich als perfekter Präsident unserer neuen Republik erwiesen und Jeanine genoss ihre neue Rolle als First Lady an seiner Seite.
Auf der Erde hätten wir ein Heer von Bodyguards für diesen kleinen Ausflug gebraucht, doch Collinda war ein Ort des Friedens geworden.
Sehr vieles hatte sich verändert. In Sciteonk war mit dem Bau neuer Häuser begonnen worden. Handwerker, Baumaterial und Werkzeuge war mit dem letzten Flug von der Erde geliefert worden und überall wurde emsig gearbeitet.
Auf den Feldern wurden Früchte und Getreide angebaut. Wir hatten von Planeten, mit denen wir Handel betrieben, Pflanzen bekommen, die im sandigen Boden von Collinda perfekt gediehen, und hofften, dass wir in einigen Jahren einen großen Teil unserer Lebensmittel selbst erzeugen konnten oder exportieren konnten.
Wir hatten an dem Platz, wo ich mit Jean-Michel schon einige Male ein Picknick veranstaltet und ich kam immer wieder hierher, um zu baden. Hier draußen konnte man die Schönheit des Planeten mit allen Sinnen erleben.
„Kommt jemand mit ins Wasser?“ fragte ich meine Freunde und Jeanine hatte ebenfalls Lust. Sie schlüpfte aus ihrem Sommerkleid und wir beide sprangen ins Wasser, um uns zu erfrischen, während die beiden Männer sich grinsend ansahen und sitzen blieben.
Jean-Michel genoss es noch immer, mich anzustarren, wenn ich mir meinen bunten Badeanzug anzog, um im See zu schwimmen.
Ich habe meine Entscheidung, Danielle zu bleiben, nie bereut.
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
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