Isabella hat merkwürdige Gedanken und Träume, nachdem sie ein Gehirnimplantat bekommen hat, um ihre Querschnittslähmung zu heilen. Die Technologie hat eine seltsame Nebenwirkung, die sie beunruhigt.

Hier könnt ihr das Kapitel Merkwürdige Gedanken aus meiner Geschichte Das Implantat lesen und hören.

Sie träumte vom Meer. Auf dem Surfbrett schoss sie über das Wasser und sprang mit Leichtigkeit über die Wellen, als könnte sie fliegen. Eine große Welle rollte heran und sie steuerte auf sie zu, sah sie kommen und war bereit, sich von ihr emporheben zu lassen.

Das Gefühl war berauschend und sie jubelte laut, als die Wucht der Welle sie in die Luft schleuderte.

Und dann flog sie wie ein Vogel über das Meer dem Himmel entgegen.

Sie kurvte durch die Luft und fühlte sich frei, genoss den Rausch der Geschwindigkeit. Im Sturzflug schoss sie der Erde entgegen, nahm Anlauf für einen Looping. Doch das Board reagierte nicht mehr, als sie es emporreißen wollte und nun fiel sie mit schnell wachsender Geschwindigkeit dem Strand entgegen.

Verzweifelt bemühte sie sich, den rasenden Sturzflug zu bremsen und die Kontrolle zurückzugewinnen, doch sie fiel und fiel…

Dumpf schlug sie auf und erwachte aus ihrem Traum. Ihr Schädel schmerzte, als wäre sie hart auf dem Kopf gelandet.

Ihre Finger fühlten sich taub an. Vorsichtig bewegte sie ihre Hand, einen Finger nach dem anderen. Langsam kehrte das Gefühl zurück.

Schlagartig wurde ihr klar, was sie soeben getan hatte: Sie konnte ihren Körper wieder fühlen und hatte sich ein kleines bisschen bewegt.

Die Operation war gelungen. Einen Finger zu bewegen war, kein großes Ding, aber für sie bedeutete es einen wichtigen Schritt ihrer Genesung.

Sie hob den Kopf und sah auf ihre Hände. Eine Kanüle steckte in ihrem Arm und eine farblose Flüssigkeit tropfte langsam aus der Glasflasche, die neben ihrem Krankenbett aufgehängt war.

Isabella hat merkwürdige Gedanken und Träume, nachdem sie ein Gehirnimplantat bekommen hat

Eine leichte Decke verbarg ihren Körper. Ob sie noch andere Körperteile bewegen konnte?

Sie probierte, ihre Zehen zu fühlen, und schaffte es, sie ein winziges Stück nach oben zu biegen. Es kostete Kraft und volle Konzentration, aber es funktionierte.

Erschöpft ließ sie den Kopf auf das Kissen sinken und schloss die Augen. Es war ein Anfang. Bald würde sie wieder gesund werden und ihr Leben zurückbekommen.

* * *

„Guten Morgen, Isabella, hast du gut geschlafen?“

Schwester Nora weckte sie ein wenig später, um nach ihr zu sehen.

„Ich habe geträumt“, erzählte sie gut gelaunt, „ich bin gesurft und geflogen.“

„Du wirst bald wieder surfen“, versprach die freundliche Schwester ihr, „dass du fliegen lernen wirst, kann ich dir leider nicht versprechen.“

Sie lachten beide miteinander und Isabella demonstrierte glücklich, wie sie ihre Finger und Zehen bewegen konnte.

„Das ist höchst erfreulich“, sagte die Schwester erfreut, „die Operation war erfolgreich und alles wird wieder gut. Du wirst noch ein Tage bei uns bleiben und sobald wir die Kanüle entfernen können, wirst du in die Reha verlegt.“

* * *

Corinna besuchte sie und brachte ihr Schokolade und Gummibärchen mit. Isabella freute sich sehr über den Besuch, denn langsam wurde es ihr ziemlich langweilig, nur im Bett zu liegen und die Decke anzustarren.

Sie erzählte ihrer Freundin von den Fortschritten ihrer Genesung und sie schmiedeten Pläne für die Zukunft, wenn Isabella wieder gesund war.

Sie teilten sich eine Tüte von den Gummitieren und Isabella erzählte Corinna von ihrem Traum.

Zu schnell war die Besuchszeit wieder vorbei und Corinna versprach, sie bald wieder zu besuchen.

Am Abend lag sie im Bett und sah fern. Nur gut, dass sie in ihrem Zimmer ein Fernsehgerät hatte. Doch das Programm langweilte sie irgendwann und sie schaltete zwischen den Sendern hin und her, bevor sie schließlich beschloss, das Ding einfach abzuschalten.

Stattdessen fischte sie die Schokolade aus der Schublade des Nachttischchens und vernichtete genüsslich eine ganze Hälfte davon. Schokolade war noch immer die beste Medizin, wenn man sich elend fühlte.

Sie dachte an Marcel und wie gerne sie mit ihm geschlafen hätte. Er wollte es auch, da war sie sicher. Deutlich hatte sie wahrgenommen, wie er sie angesehen hatte.

Sie aß noch mehr von der Schokolade und fiel in einen aufregenden Tagtraum.

„Ich will dich“, sagte der Junge, „du bist so schön.“

„Danke, ich will es doch auch“, antwortete sie, „ich hatte solche Sehnsucht nach dir. Warte, ich habe ein Kondom…“

„Ach was“, lachte er sie aus, „ohne so ein blödes Ding fühlt es sich viel besser an. Du hast doch nicht etwa Schiss?“

„Nicht vor dir“, antwortete Isabella und zog ihn an sich…

Sie erwachte und fühlte sich verstört. Wollte sie wirklich etwas mit ihm anfangen? Er sah gut aus und bestimmt hätte sie mit ihm eine Menge Spaß gehabt. Doch je länger sie über den blöden Traum nachdachte, desto deutlicher wurde ihr, dass es etwas anderes war, dass sie in Wirklichkeit wollte: einen richtigen Freund, der sie gern hatte und mit dem sie mehr teilen konnte als das Bett und ein paar aufregende Stunden.

Sie trank einen Schluck Wasser und nahm sich noch ein Stück Schokolade. Dann drehte sie sich um und versuchte, wieder einzuschlafen.

Auch der nächste Traum war nicht viel besser.

Sie war ein kleines Mädchen und stand hinter der Küchentür. Ihre Eltern standen in der Küche und stritten. Sie hatte keine Ahnung, um was es ging, und es machte ihr Angst, sie so zu sehen. Er sagte gemeine Dinge zu ihm und sie antwortete mit Schimpfworten, die man ihr streng verboten hatte.

„Ich bring dich um, du dumme Kuh!“ schrie ihr Vater und schlug ihre Mutter. Sie fühlte, wie Tränen über ihr Gesicht rannen.

Plötzlich hatte ihre Mutter ein Küchenmesser in der Hand und stach auf Papa ein. Einmal, zweimal, dreimal, … immer wieder.

Sie sah das viele Blut und schrie, als hätte sie das Messer sie getroffen.

„Isabella!“ hörte sie jemand rufen. Sie schreckte aus dem Traum hoch und sah Schwester Nora, die an ihrem Bett stand. Sie hatte im Schlaf geweint und ihre Wangen waren von den Tränen ganz nass.

„Oh Mann, was für ein Alptraum“, seufzte sie.

„Möchtest du ein Schlafmittel?“ fragte die Schwester sie.

„Ich weiß nicht“, überlegte Isabella, „es ist, als ginge etwas sehr Merkwürdiges in meinem Kopf vor sich. Es schleicht in meine Gedanken und mischt sich in meine Träume. Erinnerungen, die falsch sind, Träume in denen ich merkwürdige Dinge tue und solche Sachen.“

„Vielleicht ist das Implantat in deinem Kopf daran schuld“, überlegte die Schwester.


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.

Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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