Eine der Schlüsselszenen in Der Killer und das Mädchen ist „Das tödliche Spiel“. Marc und Leonie treffen sich am Seeufer und Marc bringt Leonie bei, wie man eine Schusswaffe benutzt. Hier das ganze Kapitel, damit ihr Lust bekommt, das ganze Buch zu lesen 🙂
7.6.2025:
Ich habe den Beitrag überarbeitet. Jetzt findet ihr hier auch kurze Videos, die ich mit KI generiert habe.
Und dann rief er mich plötzlich an.
„Hey“, meldete er sich am Telefon, „ich bin’s, Marc. Wie geht’s?“
Ich brauchte eine Weile, bis ich kapierte, dass er es war. Die Telefonnummer kam mir äußerst merkwürdig vor, und seinen Namen hatte er mir gegenüber nie erwähnt.
„Marc also“, grinste ich, „mir geht’s prima. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass du dich jemals bei mir melden würdest.“
„Ja, ich hab mich für eine Weile unsichtbar gemacht“, erklärte er mir, „und meine Pläne mal wieder über den Haufen geschmissen. Und was treibst du so?“
„Ein bisschen Weiterbildung“, antwortete ich, „Shoppen, Recherche nach lohnenswerten Objekten. Nichts Aufregendes.“
„Weiterbildung, so so“, lachte er, „hoffentlich etwas Interessantes.“
„Sicherheitstechnik“, antwortete ich, „und wo ihre Schwachstellen liegen. Ich würde dich gerne wiedersehen, Marc, und ein bisschen was über den mysteriösen Killer herausfinden.“
„Ich bin froh, dass du das sagst. Ich habe auch schon eine Idee. Hast du schon einmal eine Waffe in der Hand gehabt?“
„Ich hab ein Schnappmesser, aber ich benutze es eher als Werkzeug, wenn ich ehrlich bin. Bringst du mir bei, wie man eine Pistole benutzt?“
„Das war meine Idee“, grinste er, „nimm deinen Badeanzug mit.“
* * *
Marc und ich trafen uns an der Bushaltestelle in der Nähe eines Sees, etwas außerhalb der Stadt, und ich sah ihm sofort an, dass er sich freute, mich zu sehen.
„Schön, dass wir uns wiedersehen“, sagte er zu mir, „das Kleid steht dir gut.“
Ganz selbstverständlich nahm er meine Hand als wir durch die schmalen, kurvigen Straßen, die von hohen Bäumen gesäumt waren, bis zum Seeufer gingen.
Die Bäume am Waldrand warfen lange Schatten auf die Wiesen, und ich konnte das Zwitschern der Vögel hören, die in den Ästen ihre Nester bauten.
Der See lag malerisch eingebettet in die Landschaft, nicht weit vom Waldrand entfernt. Die Ufer waren von saftig grünen Wiesen umgeben, die sich sanft im Wind wiegten.
Das Wasser war klar und die Oberfläche spiegelte den blauen Himmel und die weißen Wolken wider. Die Sonnenstrahlen fielen durch die Baumkronen und zauberten tanzende Lichtpunkte auf das Wasser.
Am Ufer des Sees wuchs hohes Gras, das sich im Wind wiegte. Kleine Fische tummelten sich in den flachen Bereichen und Libellen schwirrten über die Wasseroberfläche. Die frische Luft war erfüllt vom Duft der Wildblumen, die überall auf den Wiesen blühten.
Unser Ziel war eine kleine, versteckte Bucht. Wir suchten uns einen Platz am Seeufer und schlugen unser Lager auf. Ich zog meine Schuhe aus und spürte das weiche Gras unter meinen Füßen.
„Auf was hast du Lust?“ fragte er mich, „erst baden oder gleich die erste Lektion in Sicherheitstechnik für Fortgeschrittene?“
„Bring mich nicht in Versuchung“, lachte ich, „am liebsten würde ich gleich ins Wasser gehen und dann den Rest des Tages hier im Gras liegen.“
„Dann fangen wir behutsam mit ein paar Grundlagen an“, schlug er vor, „und machen eine Pause zum Baden vor dem praktischen Teil und ein paar Schießübungen.“
„Du hättest Lehrer in der Berufsschule für Auftragskiller werden sollen“, lachte ich.
Wir setzten uns ins Gras und er packte zwei Pistolen, Ersatzmagazine, eine Schachtel mit Munition und einen Schalldämpfer aus seiner Tasche.
„Die größere der beiden ist meine beste Waffe“, erklärte er, „eine der zuverlässigsten und treffsichersten, die man in Europa bekommt. Sie andere ist ein wenig handlicher und hat eine etwas geringere Reichweite, ist aber genauso tödlich, wenn man damit umgehen kann. Sie gehört dir, wenn du am Schießen Spaß findest.“
„Wow, das ist ja fantastisch!“ antwortete ich begeistert, „vielen Dank!“
„Gerne“, lächelte er und strahlte mich mit seinen blauen Augen an, „also gut – fangen wir an. Die Pistole ist ein Selbstlader, das heißt, du kannst nacheinander einige Schüsse abfeuern. Die Munition ist hier in dem Magazin und du solltest immer kontrollieren, ob es noch gut gefüllt ist, denn es darf im entscheidenden Moment auf keinen Fall leer sein.“
„Das wäre ein Albtraum“, bestätigte ich.
„Mit diesem Hebel sicherst und entsicherst du die Pistole. Auch damit gilt, dass du immer genau wissen musst, in welchem Zustand die Waffe ist. Wenn du sie einsetzen willst, muss sie entsichert sein, sonst ist am Ende dein Gegenüber schneller, und wenn du sie in der Tasche hast, darf sie nicht versehentlich losgehen.“
Ich nickte. Das musste ich mir auf jeden Fall angewöhnen.
Er erklärte mir noch ein paar andere Dinge und ich probierte mit der kleinen Pistole aus, wie man das Magazin wechselte und den Sicherungshebel betätigte.
„Prima“, sagte er schließlich, „jetzt haben wir uns die Pause verdient, und danach wirst du dich noch ein bisschen mehr mit deiner Waffe beschäftigen.“
„Mal sehen, wer zuerst im Wasser ist“, lachte ich und zog mir das Kleid über den Kopf, unter dem ich bereits meinen neuen Badeanzug trug.
Er hatte natürlich keine Chance.
* * *
Nach dem Baden kam dann der große Moment, als ich zum ersten Mal die Pistole entsicherte und meinen ersten Schuss abgab.
Marc hatte mir aufmerksam zugesehen, wie ich die Pistole lud und entsicherte.
„Schieß einfach mal über den See“, schlug er vor, „du sollst ja noch nichts treffen.“
Der ohrenbetäubende Knall des Schusses und der Rückstoß, der meinen Arm nach hinten riss, erschreckten mich.
„Eine handliche Waffe hat einen größeren Rückstoß als eine große“, erklärte er mir, „aber daran wirst du dich gewöhnen. Verankere die Füße fest im Boden und halte den Arm gestreckt.“
Ich probierte es gleich noch ein paarmal und bald machten mir der Knall und der Rückstoß nichts mehr aus.
„Prima“, lobte er mich, „jetzt müssen wir nur noch das Treffen üben.“
Wir stellten eine leere Blechbüchse auf einen Baumstumpf am Waldrand und Marc zeigte mir, wie sie anvisieren musste, um sie zu treffen.
„Je nach Entfernung musst du ein kleines bisschen höher zielen“, erklärte er mir, „aber mit etwas Routine wirst du darüber nicht mehr nachdenken müssen. Dein Auge und dein Arm werden das ganz automatisch tun.“
Die Büchse war nur einige Meter entfernt, doch erst nach einigen Versuchen traf ich sie zum ersten Mal.
Es war ein Erfolgserlebnis, das mir guttat, und ich fand immer mehr Spaß an unseren Übungen.
Bald trag ich die Blechbüchse aus kurzer Entfernung und wir gingen einige Schritten zurück, damit ich es mit größerer Distanz ebenfalls schaffte und alle Schüsse zuverlässig ihr Ziel trafen.
Als ich die Büchse aus über hundert Meter Entfernung schließlich sicher traf, lobte er mich und ich sprang in seine Arme.
Es war schön, ihn wieder so nahe bei mir zu spüren, und er hielt mich lange, bevor ich den Kopf hob und ihm in die blauen Augen sah.
Langsam beugte er den Kopf zu mir herunter und wir küssten uns.
„Ich werde dich nie wieder loslassen“, grinste er, „danach habe ich mich so sehr gesehnt.“
„Müssen wir nicht bald aufbrechen?“ wandte ich ein, „ich sollte den letzten Bus noch kriegen.“
„Ach, das ist kein Problem“, lachte er, „an der Haltestelle stehen ein paar Autos, die wir benützen können. Mit ein bisschen Übung kann man ein Auto leicht knacken.“
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.