In „Code der Angst“ werden immer wieder Mitarbeiter des Unternehmens OmniCode entführt. Lila ist das zweite Opfer einer Entführung.
Hier eine kleine Lese- und Hörprobe des Kapitels „Das nächste Opfer“ meiner Geschichte.
Das Wochenende wurde sonnig und heiß. Nur im Freibad war es einigermaßen auszuhalten.
Lila hatte lange ausgeschlafen und war danach ins Freibad gefahren. Sie hatte gebadet, war geschwommen und lange faul in der Sonne gelegen.
Ein paar ihrer Freunde waren dabei gewesen und sie hatten Beachvolleyball gespielt und dabei viel Spaß gehabt.
Natürlich gab es ein paar Jungs, die mit ihr geflirtet hatten und sie hatte ihre Aufmerksamkeit sehr genossen. Zwei der hartnäckigsten hatte sie eine Telefonnummer gegeben, die ziemlich echt aussah, und hoffte, sie nie wiederzusehen.
Die schaltete ihr Smartphone aus. Der Akku war schon ziemlich leer. Sie hatte ein paar Fotos mit ihren Freundinnen geteilt und mit ihrer besten Freundin lange telefoniert.
Lila ließ sich Zeit, duschte lange, wusch und föhnte ihre Haare und war schon ziemlich alleine, als sie sich auf den Heimweg machte. Es war ein gutes Stück zu Fuß, doch es machte ihr nichts aus. Es war ihr lieber, als sich von einem Typen, der sie nicht interessierte, nach Hause bringen zu lassen.
Ein Transporter hielt neben ihr an und der Fahrer kurbelte die Scheibe herunter.
„Hey, kannst du uns sagen, wie wir nach Arnneuzen kommen? Ich glaube, ich habe mich total verfahren.“
„Kein Problem“, antwortete sie, „du musst der Straße bis zum Kreisverkehr folgen, dann links abbiegen.“
„Irgendwie komm ich wohl mit der Karte nicht zurecht“, meinte der Fahrer, stieg aus und hielt ihr die Landkarte unter die Nase.
Lila sah sich die Karte an und versuchte, sich damit zurechtzufinden.
Inzwischen war der Beifahrer ausgestiegen, und den Transporter herumgelaufen und packte sie plötzlich von hinten.
Lila schrie vor Schreck auf und versuchte, sich freizustrampeln. Doch die beiden Unbekannten waren stärker, hielten sie fest und stießen sie in den Laderaum des Transporters. Dann schlossen sie die Tür und kurz darauf brauste der Wagen davon.
Lila war total überrumpelt, doch als sie sich gesammelt hatte, begann sie zu schreien und schlug mit den Fäusten auf die Wand zur Fahrerkabine.
Der Transporter hielt an und die beiden Männer packten sie und fuhren sie an.
„Dein Geschrei ist nutzlos! Wir haben Anweisung, dich mitzunehmen und für eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen.“
Lila trat einen von ihnen ans Schienbein, doch sie überwältigten sie, fesselten ihre Handgelenke zusammen und brachten sie mit Klebeband zum Schweigen.
Lila kochte vor Wut, doch jetzt hatte sie keine Chance zu entkommen. Hilflos und voll Angst rollte sie sich zusammen. Was würden die beiden mit ihr machen? War das ihr Ende? Sie kannte viele Geschichten von jungen Frauen, die spurlos verschwunden waren oder deren Leichen irgendwann aufgefunden wurden.
Würde man sie vergewaltigen und quälen? Die Vorstellung trug nicht gerade dazu bei, sich zu beruhigen.
Ein Mädchen, das mit ihr in die Schule gegangen war, hatte das durchmachen müssen. Die Therapie, die ihr helfen sollte, das Trauma zu bewältigen, hatte viele Monate gedauert, und danach war sie nie mehr dieselbe gewesen.
Nach einer Fahrt, die ihr endlos vorkam, hielt der Transporter an. Die Männer öffneten die Türe und zerrten sie heraus.
„Los, komm mit!“ befahlen sie ihr.
Sie brachten sie in einen Lagerraum, der mit Regalen, Kisten, Kartons, Fässern und einer Menge Plunder vollgestellt war und eine massive Stahltür schloss sich hinter ihr.
Okay, noch lebe ich. Was hatte das zu bedeuten? Sie kam nicht aus einer wohlhabenden Familie, bei der ein großes Lösegeld zu holen war. Es fiel ihr auch sonst nichts ein, mit dem man sie erpressen konnte.
Dann erinnerte sie sich an Yanines mysteriöses Verschwinden. Auch sie war entführt worden.
Doch Nicole hatte eine Privatdetektivin engagiert, die nach ihr gesucht und sie befreit hatte. Gab es eine Chance, dass irgendjemand kommen und sie befreien würde?
Sie dachte nach. Auf der Landstraße hatte sie keine Kameras gesehen, ihr Smartphone war aus und ihre Entführer hatten ihr die Tasche mit allen ihren Sachen abgenommen.
Das war zu dumm. Hier saß sie nun zwischen dem ganzen Gerümpel und bis jemand die vermisste konnten Tage vergehen.
Sie verfiel in dumpfes Brüten, überlegte fieberhaft, welche Möglichkeiten sie hatte, ihrer Gefangenschaft zu entkommen.
Ihr blieb nur der Hauch einer Chance, dass jemand sie schreien hörte, wenn sie laut um Hilfe rief.
Die probierte es ein paarmal bis sie heiser war. Aber einer der Männer kam zu ihr und fuhr sie an:
„Hör mit dem Geschrei auf, das nervt! Sonst kann es passieren, dass du solange nichts zu essen und zu trinken kriegst, bis du die Klappe hältst! Hier findet dich sowieso keiner.“
Das wollte sie lieber nicht riskieren, und noch schlimmer wäre es, wenn die Männer sie gewaltsam zum Schweigen brachten.
Also blieb sie still auf einem der blöden Kartons sitzen. Das war nicht gerade bequem, aber das war nicht das Schlimmste. Je länger die still in ihrem Gefängnis saß, desto mehr tat ihr der Hintern weh und ihre Fantasie malte ihr mir grausamen Bildern aus, was sie nun mit ihr machen würden.
Es vergingen lange, einsame Stunden und Lila wurde müde. Sie sehnte sich nach ihrem Bett. Zuerst versuchte sie, ein paar der Kartons zusammenzuschließen, um sich darauf zu legen, doch es war einfach zu wenig Platz.
Schließlich legte sie sich auf den harten Boden und versuchte einzuschlafen.
Als sie endlich schlafen konnte, wurde sie von grässlichen Alpträumen geplagt. Die Jungs aus dem Freibad waren in den Lagerraum eingedrungen, hatten sie verspottet und belästigt.
Lila erwachte mit rasendem Herzen und schweißgebadet. Eine Dusche wäre jetzt schön gewesen, oder wenigstens ein Schluck Wasser.
Ihre Lage war aussichtslos und sie machte sich nicht viel Hoffnung, dass sich das so schnell ändern würde und jemand sie befreien würde.
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.