Heute habe ich das letzte Kapitel von „Blutige Wiederkehr“ geschrieben. Jetzt kommt das große Korrekturlesen, Fehler finden und verbessern und dann werde ich das Ergebnis bei Amazon hochladen.

Hier schon einmal das Comic dazu als kleiner Vorgeschmack.

Prolog

Nach dem Krieg kam die Seuche.

Auf beiden Seiten hatten unzählige Soldaten ihr Leben verloren und die großen Städte waren bei den Angriffen zerstört worden.

Auch das Haus, in dem wir lebten, war nur noch ein Trümmerhaufen. Von unseren Habseligkeiten war kaum etwas zu retten. Das meiste war im Feuer vernichtet worden.

Blutige Wiederkehr

Die Hebamme war optimistisch. Nichts deutete auf eine Komplikation hin.

Vollkommen unerwartet setzte eine Blutung ein und die Hebamme rief einen Arzt. Isolda schrie laut vor Schmerzen und Victor geriet in Panik.

Der Arzt konnte seiner Frau nicht mehr helfen. Sie und das Kind starben nach einem vergeblichen Ringen der Ärzte, die alles Mögliche taten, um beide zu retten.

Für Victor brach eine Welt zusammen. Er hatte auf einen Schlag verloren, was er so sehr geliebt hatte.

Aufbruch ins Unbekannte

Um mich herum fiel die Welt auseinander. Nach dem Krieg und den verheerenden Unwettern brach die Wirtschaft überall zusammen.

Das Dorf, in dem ich gelebt hatte, lag in Trümmern. Von meinem Hab und Gut war nicht viel übrig geblieben, und die wenigen Sachen, die ich noch besaß, passten in eine handliche Tasche.

Blutige Wiederkehr

Jeden Tag starben Menschen um mich herum. Zu schwer waren die Verletzungen und es gab niemanden, der ihnen helfen konnte.

Ein paar meine Freundinnen gingen in den Norden. Gerüchte erzählten von einer Stadt im Norden wo noch Menschen lebten und viele Häuser noch bewohnbar waren. Sie hofften dort Zuflucht zu finden, so dass sie ein Dach über dem Kopf und genug zu essen hatten.

Aber das war für mich keine Option. Ich hatte meine Zweifel, dass es dort für eine schwarze Frau mehr Arbeit gab und wollte nicht im Armenhaus oder in einem der Freudenhäuser landen.

Ich war nicht so naiv, dass ich an einen Märchenprinz glaubte, der kommen, mich aus meiner Lage retten würde und mit mir auf seinem stolzen Ross in den Sonnenuntergang reiten würde. Doch ich hoffte, dass meine Erfahrung als Krankenschwester irgendwo gebraucht wurde, ich ein neues Leben beginnen konnte und eine neue Arbeit fand.

Mich zur es in den Süden wo das Land noch wild und überwiegend unberührt war. Ich war sicher, dass ich dort Arbeit finden würde, also verabschiedete ich mich von meinen Freunden und wünschte ihnen Glück.

Das Experiment

Das Krankenhaus hatte ich schnell gefunden, aber als ich an die Türe klopfte, antwortete niemand.

Ich sah mich um. Der größte Teil des Gebäudes war zerstört und ein einziges Trümmerfeld. Nur ein kleiner Teil war von der Zerstörung verschont geblieben.

„Hallo, ist jemand da?“ rief ich und kletterte über die Trümmer in einen der düsteren Flure.

„Wir haben geschlossen“, antwortete die Stimme einer Frau und ich bemerkte eine junge Frau, die einen Kittel trug, der irgendwann mal weiß gewesen war.

Blutige Wiederkehr

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich Victor das erste Mal gegenüberstand. Er war ganz in Schwarz gekleidet und mit seiner Größe überragt er mich deutlich. Sein Blick war ernst und seine Augen voller Traurigkeit.

„Laura sagt, du suchst nach Arbeit?“ sagte er ohne eine Begrüßung und es klang nicht wie eine Frage.

„Guten Tag“, antwortete ich, „ja ich bin Krankenschwester und habe erst neulich meine Arbeit verloren. Laura sagte, das Krankenhaus hier wäre geschlossen…“

Er sah mich prüfend von oben bis unten an.

„Du bist hübsch“, sagte er schließlich, „ich denke, ich habe Verwendung für dich.“

„Benötigen Sie Referenzen?“ fragte ich ihn, „ein Empfehlungsschreiben? Leider war es kurzfristig nicht möglich, eines zu bekommen. Das Krankenhaus, indem ich zuletzt gearbeitet habe, wurde dem Erdboden gleichgemacht.“

Alpträume

Am Abend saß ich mit Laura in meinem Zimmer, tranken Tee und redeten. Sie erzählte mir, wie sie alles verloren hatte und schließlich hier gelandet war.

„Es ist zwar ein schrecklicher Trümmerhaufen“, sagte sie, „und Victor ist manchmal ein sturer Bock, dem man nichts recht machen kann. Aber es ist besser als alles andere.“

„Ich finde es ziemlich gruselig hier“, antwortete ich, „die leeren, dunklen Gänge, der Sarg, der in dem Zimmer stand. Aber ich denke, ich komme damit schon klar. War es ein Patient, der gestorben ist?“

Blutige Wiederkehr

Lange wälzte ich mich im Bett herum, bis ich endlich schlafen konnte. Zu viel ging mir durch den Kopf.

Ich hatte endlich wieder ein Dach über dem Kopf und eine Arbeit. Es war zwar nicht wie früher, aber es war besser als nichts. Laura war nett und wir waren auf dem besten Weg, gute Freunde zu werden.

Natürlich war das Krankenhaus in einem völlig desolaten Zustand, so dass ein normaler Betrieb nahezu undenkbar war. Wie konnte man Operationen durchführen, wenn kein Strom für die ganzen Geräte vorhanden war? Gab es genug Medikamente und Instrumente?

Und Victor war beängstigend und sein Gesicht war von Verzweiflung gezeichnet.

Bekenntnis

Die meisten Gebäude waren zerstört, doch die Kirche hatte bis auf den zerstörten Kirchturm den Krieg recht gut überstanden.

Ich setzte mich auf einer der Kirchenbänke und ließ die Ruhe des Ortes auf mich wirken. So viele Gedanken gingen mir durch den Kopf – meine Arbeit, Victors Schmerz und meine Nacht mit Traian.

Was würde die Zukunft bringen? Gab es irgendwo Hoffnung für unsere Welt?

Durch das kaputte Dach der Kirche konnte man den Himmel sehen und das Gewölbe schien ihn zu berühren. Fast hatte ich den Eindruck, dadurch dem Himmel näher zu sein.

Blutige Wiederkehr

Wir gingen zusammen durch den Park hinter dem Krankenhaus. Er nahm mich an der Hand und ich erzählte ihm von meinem Besuch in der Kirche, meiner Beichte und dem Gespräch mit Pater Benedikt.

„Ich schlafe nicht mit jedem beliebigen Kerl“, sagte ich zu ihm, „doch es hat mir gutgetan, mit dir zusammen zu sein. Ich war viel zu lange einsam.“

„Es war schön mit dir“, antwortete er, „doch es hat mich heute den ganzen Tag beschäftigt. Was bedeutet es jetzt für uns? War es nur eine kleine Episode, weil wir uns beide einsam gefühlt haben? War es nur eine schöne Nacht, die wir zusammen verbracht haben die die ich für immer in meiner Erinnerung behalten möchte?“

Das düstere Labor

Dann kam der Tag, an dem ich das erste Mal zu Victor in das Labor gerufen wurde. Dort hing der morbide Geruch von Formaldehyd und medizinischen Chemikalien in der Luft und die Wände von vergilbten Notizen und Formeln bedeckt waren.

Die Tische waren mit blutbespritzten Skalpellen, klobigen Elektroden und veralteten medizinischen Geräten übersät. Eine dicke Schicht Staub lag auf allem und Trümmerteile lagen überall. Das Flackern des kalten Neonlichts erhöhte die unheimliche Atmosphäre.

„Das Krankenhaus hat seine besten Jahre längst hinter sich“, sagte Victor zu mir, „doch wir werden hier Geschichte schreiben und dann versteht es in neuem Glanz.“

„Der Tod hat zu lange Macht über uns gehabt“, erklärte Victor mir, „er hat uns genommen, was wir geliebt haben und irgendwann ist es unser Schicksal, ebenfalls zu sterben.“

Blutige Wiederkehr

Ich konnte ihm nur zustimmen. Zu viele Menschen, die ich gekannt und geliebt hatte, hatte ich verloren. Von meiner Familie war keiner verschont geblieben und der Mann, den ich geliebt hatte, war im Krieg gefallen, und ich hatte nicht mal einen Ort, wo ich um ihn trauern und Blumen auf sein Grab legen konnte.

„Ich kann und will das nicht einfach hinnehmen“, fuhr er fort, „Dr. Robertis ist ein talentierter Arzt, der mir helfen kann, den Tod zu besiegen und Tote wieder zum Leben zu erwecken. Es ist eine große Herausforderung, aber wir müssen es schaffen. Der Erfolg kann unser ganzes Leben verändern und uns zurückgeben, was wir verloren haben und schmerzlich vermissen.“

„Aber wie ist das möglich?“ fragte ich ihn. Der Tod war ein natürlicher und unumkehrbarer Prozess, der wie die Geburt zum Leben dazugehörte, auch wenn es unerträglich war, jemanden den man liebte zu verlieren.

Die Verwandlung

Ich machte also in dem Operationssaal gründlich sauber, wischte die Böden und entstaubte vorsichtig die alten Maschinen, um keines der alten Geräte zu beschädigen.

Leider verstand ich nicht viel davon, aber einige der alten Kisten waren in einem jämmerlichen Zustand. Doch ob die Dellen der Blechgehäuse, die durch die herabfallenden Trümmerteile entstanden waren, auch das Innenleben in Mitleidenschaft gezogen hatten, konnte ich nicht beurteilen.

Es war eine Menge Arbeit, doch zu Glück gab es genug Wasser und Seife. Aber ich froh, dass ich mich nützlich machen konnte und es war eine angenehmer Arbeit, als Leichen zu waschen.

Am Nachmittag war alles blitzsauber und wäre nicht das große Loch in der Decke gewesen, wo ein Teil des Dachs eingestürzt war, hätte alles so ausgesehen wie damals, als das Krankenhaus noch in Betrieb gewesen war und hier viele Menschen behandelt worden waren.

Blutige Wiederkehr

Inzwischen brannten sieben Kerzen rings um den Operationstisch. Der Doktor hielt sein magisches Buch in der Hand, bereit, den alten Zauber zu sprechen.

Victor und ich standen abseits und warteten auf das, was nun geschah.

Dr. Robertis räusperte sich und begann damit, die Worte feierlich zu deklamieren:

in nomine umbrae et silentii, ex somno mortis expergiscere!

Zuerst war es nur die rechte Hand des Toten, die sich bewegte. Es war nur eine kleine Bewegung der Finger, doch es war ein erstes Lebenszeichen.

Dann riss er die Augen auf, setzte sich auf und starrte Victor an.

„Mein Herr und Meister“, sagte er in einer tonlosen und furchterregenden Stimme zu ihm, „ich stehe zu Euren Diensten.“

Ein Schatten breitet sich aus

Der alte Friedhof lag eingebettet in eine Umgebung von Stille und Ehrfurcht. Ein Meer aus Grabsteinen reckte sich empor, von Moos und Spuren der Zeit gezeichnet. Die Statuen, die über die Reihen der Steine wachten, schienen in ihrem Stein erstarrt zu sein, als ob sie Geschichten vergangener Zeiten in sich trugen.

Die meisten der alten Gräber waren seit langer Zeit nicht mehr gepflegt worden. Die Blumen waren längst verwelkt. Gras und Unkraut hatten ihr Terrain wieder zurückerobert und sich überall ausgebreitet. Auf den Wegen lagen verdorrt Blätter der alten Bäume und die Büsche, die an der alten Friedhofsmauer wuchsen, sicherten wild empor.

Die Statuen, von Flechten und Moos umrankt, bewachten die Gräber mit ernsten und majestätischen Gesichtern. Manche schienen trauernd, ihre steinernen Augen auf die Verstorbenen unter ihnen gerichtet. Andere strahlten eine ruhige Gelassenheit aus, als ob sie über das Geheimnis des Lebens und des Todes Bescheid wüssten.

Blutige Wiederkehr - Comic

Es war eine fürchterliche Arbeit. Zusammen schaufelten wir das Massengrab frei und durchsuchten es nach Leichen, die in einem halbwegs brauchbaren Zustand waren.

Der Gestank ihrer Verwesung war unerträglich und im Schein der Fackeln mussten wir ihnen näher kommen, als mir lieb war.

Viele der Toten waren von schrecklichen Verletzungen entstellt. Oft fehlten Gliedmaßen oder der Kopf.

Immer wieder wühlte ich in der Erde, suchte nach den Gesichtern und untersuchte ihren Zustand, während Traian weitere Leichen freischaufelte.

Das Mädchen

Ich hatte den Körper des Mädchens gewaschen und mich davon überzeugt, dass ihr Körper unversehrt war. Wir hatten sie in eins der freien Betten nicht weit von meinem Zimmer entfernt gelegt und sie sah aus, als würde sie friedlich schlafen.

Ich war in einem innerlichen Zwiespalt, wenn ich sie betrachtete. Wenn jemand ein neues Leben und eine zweite Chance bekommen sollte, dann ein junges und unschuldiges Mädchen wie sie. Es war nicht gerecht, dass sie so jung gestorben war.

Auf der anderen Seite beunruhigte mich der Gedanke, dass die Macht des Bösen sie beherrschen würde, wenn der Doktor sie mit der Kraft der finsteren Magie und seiner magischen Formeln wieder zum Leben erweckte. Das Leben, das sie zurückbekommen würde, wäre nie wieder dasselbe wie vor ihrem Tod.

Blutige Wiederkehr - Comic

Victor bestand darauf, dass ich ihm bei der Wiederbelebung des Mädchens assistieren sollte, obwohl ich nicht sicher war, dass es nicht vor allem Dr. Robertis war, der meine Anwesenheit gefordert hatte. Ich spürte deutlich, wie er mich anstarrte, und ging ihm so gut es ging aus dem Weg.

Traian war zur Stelle und brachte das tote Mädchen in den Operationssaal. Jetzt war ich neugierig auf sie, wer sie war, welches Leben sie gehabt hatte und wie sie gestorben war.

Dr. Robertis erschien mir völlig konfus zu sein. Seine Blicke, mit denen er mich verstohlen anstarrte, verrieten mir, dass mein Anblick ihn ziemlich ablenkte, und ich hoffte, dass seine Unaufmerksamkeit nicht dazu führte, dass er einen gefährlichen Fehler beging, wenn er sie ins Leben zurückholte.

Gespenstisch flackerten die Kerzen in dem desolaten Raum. Der Leichnam des Mädchens lag auf dem Operationstisch. Sie sah blass und friedlich aus.

Ein unheimlicher Verehrer

Mit dem Doktor wurde es immer schwieriger. Er stellte mir ständig nach, starrte mich unablässig an, als wollte er über mich herfallen, machte mir dämliche Komplimente, wie wunderschön ich war, und fragte mich immer wieder, ob ich mit ihm mal ausgehen würde, um mich besser kennenzulernen.

Immer wieder schaffte er es, mich ‚versehentlich‘ zu berühren und einmal musste ich ihn zurechtweisen, als er seine Hand auf meinen Hintern gelegt hatte.

Ich erklärte ihm klipp und klar, dass ich kein Interesse an ihm hatte und dass ich mit Traian fest zusammen war, doch er ließ es nicht gelten.

Blutige Wiederkehr

Am nächsten Tag war Victor ausgesprochen gut gelaunt. Er rief uns alle zu sich, weil er etwas zu verkündigen hatte.

„Ihr habt gute Arbeit geleistet“, sagte er zu uns, „vor allem Dr. Robertis hat sich als ein ausgesprochen talentierter und kompetenter Arzt erwiesen. Mit seiner Hilfe sind wir unserem Ziel ein gutes Stück nähergekommen. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir der Herrschaft des Todes ein Ende setzen können.“

Der Doktor grinste dämlich. Das Lob tat ihm gut und er sah überheblich und lüstern zu mir herüber.

„Wie könnten wir diesen Triumph besser feiern, als mit einer Hochzeit“, fuhr Victor fort, „ich plane eine feierliche Zeremonie auf Burg Rabenfels. Dr. Robertis hat es verdient und er hat schon lange ein Auge auf unsere hübsche Claire geworfen. Ich werde sie zu seiner Gefährtin machen.“

Flucht aus dem Labor

Laura weckte mich am anderen Morgen lange vor Sonnenaufgang.

„Wach auf“, flüsterte sie mir ins Ohr, „heute beginnt unsere Freiheit.“

Schlaftrunken rieb ich mir die Augen, kroch aus dem Bett und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht.

Meine wenigen Habseligkeiten hatte ich schnell zusammengepackt und Laura plündern in der Küche die Vorräte.

Blutige Wiederkehr - Comic

Ich war vom Rennen ziemlich außer Atem und hatte nicht vor, den ganzen Weg so schnell zu laufen. Aber wir hatten das Krankenhaus hinter uns gelassen und waren erst einmal in Freiheit.

„Jetzt bist du den irren Doktor und Victor erst einmal los“, sagte Laura zu mir, „wie fühlt es sich an, so frei zu sein?“

„Gut“, antwortete ich und lächelte, „wir sind frei, arm, obdachlos und haben keine Arbeit.“

„Ach, wir finden wieder einen Job“, versprach Laura mir, „Krankenschwestern braucht man immer.“

„Und die Toten brauchen keine Pflege mehr, höchstens einen Totengräber und jemand, der hin und wieder Blumen auf das Grab legt.“

Der Geschmack von Freiheit

Nach dem wir gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg ins Dorf.

„Ich könnte noch ein paar neue Klamotten brauchen“, meinte Laura gut gelaunt.

„Und ich würde gerne mal wieder Schokolade essen“, antwortete ich, „es ist schon Jahre her, dass ich welche gesehen habe. Meine Mom hatte immer einen kleinen Vorrat zuhause gehabt, aber sie musste sie im Schrank einschließen, damit ich nicht über die Schokolade herfiel.“

Doch das Dorf bot nur noch ein Bild der Zerstörung. Von dem Glanz des einst malerischen Zentrums war nicht mehr viel zu erkennen.

Die Stille war erdrückend, unterbrochen nur vom gelegentlichen Knarren eines alten Holzbalkens oder dem leisen Rascheln von Laub, das im Wind wehte.

Blutige Wiederkehr - Comic

„Jemand folgt uns“, flüsterte ich Laura zu, „entweder lebt hier tatsächlich noch jemand…“

„Lauf!“ schrie Laura, „es ist einer von Victors Toten!“

Wir begannen zu rennen und warten nicht, uns umzusehen. Laura war schneller als ich weil ich die Tasche mit unserer Beute trug. Kurz entschlossen ließ ich sie fallen. Sie nützte uns nichts, wenn wir dem Toten in die Hände fallen würden.

Ein zweiter und ein dritter schlossen sich unserem Verfolger an und sie kamen immer näher. Schon konnten wir das Ende der Gasse sehen, und plötzlich standen auch dort zwei der lebenden Leichen, um uns zu erwarten.

Wir saßen in der Falle. Wir hatten keine Chance, ihnen zu entkommen und unsere Flucht war zu Ende.

Gefangenschaft

Laura und ich verbrachten drei Tage eingesperrt in dem winzigen Lagerraum zwischen Kisten und Kartons voller allerlei Plunder, Schachteln mit Medikamenten, die fast alle seit vielen Jahren ihr Haltbarkeitsdatum überschritten hatten, und seltsamen medizinischen Geräten, die größtenteils alt und schrottreif waren.

Die Zeit verging endlos langsam und wie verbrachten die Zeit damit, uns gegenseitig unsere Lebensgeschichte zu erzählen, unsere Vorstellungen einer besseren Welt miteinander zu teilen und Pläne für die Zukunft zu schmieden, wenn wir vielleicht doch eines Tages frei sein würden.

Und Laura teilte Geschichten und Gerüchte mit mir, die sie irgendwo aufgeschnappt hatte und die zu schön waren, um wahr zu sein.

Blutige Wiederkehr - Comic Blutige Wiederkehr - Comic

Die Burg erhob sich auf einem steilen Felsen weit über das Tal. In alten Zeiten war sie der stolze Besitz eines mächtigen Lords gewesen, der über das Land geherrscht hatte. Im Gegensatz zu der Zerstörung durch den Krieg überall im Land war sie überraschend gut erhalten geblieben.

Die Sonne ging inzwischen unter und der Saal wurde von Fackeln und Kerzen erleuchtet.

Dr. Robertis starrte mich an, als wir in den Saal gebracht wurden, und er schien sich im Gegensatz zu mir auf die feierliche Zeremonie zu freuen.

Es gab keinen Pastor oder Priester, der mich mit dem Doktor verheiraten würde. Victor selbst wollte die Zeremonie halten und Laura war die einzige Trauzeugin, die wir hatten.

Ein finsteres Geheimnis

Dr. Robertis betrachtete ihn misstrauisch und eifersüchtig. Als mein sogenannter Ehemann betrachtete er ihn als Konkurrent und er wusste, was ich für Traian empfand.

Natürlich musste ich wieder einmal zum Dienst antreten, um dem Doktor bei seinem finsteren Zauber zu assistieren, während Laura sich mit den Leichen beschäftigte, die Trajan gebracht hatte, sie wusch und sich davon überzeugte, dass vollständig waren, damit sich die Wiederbelebung auch lohnte.

Victor und der Doktor sorgten dafür, dass immer einer der Toten in meiner Nähe war und zu verhindern, dass ich wieder die Flucht ergriff. Mit den beiden Männern zu arbeiten war ebenso gruselig, wie die Hunter und seine Gehilfen.

Blutige Wiederkehr - Comic

Traian besaß mehr Freiheit. Unsere Bewacher ließen ihn in Frieden und er sah sich in dem Krankenhaus gründlich um, während ich mit Victor und dem Doktor im Operationssaal arbeitete.

Als wir abends in meinem Zimmer zusammensaßen, berichtete er uns von seiner Suche.

„Im verfallenen Teil des Ostflügels habe ich die Überreste eines alten Behandlungszimmers entdeckt“, erzählte er, „viel ist dort nicht übrig geblieben, doch ich habe Hinweise entdeckt, dass es dort ein Forschungsprojekt gegeben hat.“

Aus seiner Tasche zog er eine Mappe mit Dokumenten heraus und breitete sie vor uns aus.

„Ich habe Aufzeichnungen gefunden von Experimenten, die grausam und unmenschlich waren“, erzählte er, „viele der Operationen hat er ohne Narkose an seinen Opfern durchgeführt, nur um sie zu quälen. Er hat ihnen Körperteile abgetrennt und sie wieder angenäht und in einem Fall hat er den Kopf eines seiner Opfer auf einen anderen Körper verpflanzt. Wenn einer seiner Versuchskaninchen bei der Operation gestorben ist, hat ihn das nicht berührt. Er blieb hartnäckig und hat sich von seinen Fehlschlägen nicht von seinen Experimenten abhalten lassen.“

Das verlassene Krankenhaus

Dr. Robertis wurde immer wütender und die beiden Männer wurden lauter. Schließlich ging der Doktor auf Traian los und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Laura sah mich an und grinste verstohlen. Ich ahnte, an was sie dachte.

Trajan drängte den Doktor immer näher an den Operationstisch. Schon stand er mit dem Rücken an der Leiche, die auf dem Tisch lag.

Was dann passierte ging so schnell, dass keiner von uns sich genau daran erinnern. Traian hatte plötzlich ein Skalpell in der Hand und stach auf den Doktor ein.

Blut spritzte aus einer Wunde in seinem Hals und der Doktor riss die Augen auf, griff sich an den Hals, gab ein gurgelndes Röcheln von sich und fiel nach vorne. Mit einem dumpfen Schlag prallte er auf die Fliesen und blieb regungslos liegen.

Blutige Wiederkehr - Comic

Traian hatte ein blaues Auge und seine Nase blutete, doch sonst hatte er den Kampf unbeschadet überstanden. Er brachte den Leichnam des Doktors in eines der Krankenzimmer, während ich den Boden wischte.

Jetzt war ich eine Witwe und niemand stand unserer Liebe mehr im Weg. Um Victor und die Toten würden wir uns noch kümmern müssen.

Hunter und einer der anderen Toten begleiteten uns in mein Zimmer und hielten vor der Tür Wache, damit wir nicht wieder die Flucht ergriffen, doch sie hinderten uns nicht länger daran, zusammen zu sein.

„Den Doktor sind wir los“, sagte ich zu Traian, „war das dein Plan?“

„So ungefähr“, grinste er, „ich wusste, er würde wütend, wenn ich ihn provozierte. Seine Reaktion war vorhersehbar und ich habe das benützt, um ihn loszuwerden, ohne dass Victor oder einer der Toten uns etwas antut.“

Das Ende eines Schreckens

Viel zu packen hatten wir nicht, aber wir plünderten wieder einmal die Vorräte in der Küche und luden unser Reisegepäck in Traians alten Leichenwagen. Viel Benzin hatten wir nicht, und wir wussten, dass wir mit einer Tankfüllung nicht weit kommen würden, doch für die Strecke über die Berge war dar Wagen eine enorme Erleichterung.

„Zeit, Abschied zu nehmen“, sagte Laura.

„Aber zuerst ist Teil 2 meines Plans an der Reihe“, warf Traian ein, „von diesem schrecklichen Ort wird nicht mehr viel übrigbleiben, wenn wir hier verschwunden sind.“

„Was hast du vor?“ fragte Laura erstaunt, „du hast doch nicht zufällig noch irgendwo Sprengstoff?!“

Blutige Wiederkehr - Comic

Nur ein einziges Streichholz genügte, um ein gigantisches Feuer anzuzünden. Traian hatte ein Stück Pappe in Benzin getränkt und auf den großen Stapel geworfen.

Eine Stichflamme loderte grell auf und rasch begann der große Haufen, den wir zusammengetragen hatten, zu brennen. Dichter Rauch erfüllte die Luft und schnell breitete sich das Feuer aus und entwickelte schwarzen Rauch.

„Lauft!“ rief Traian, „schnell die Treppe hinunter und ins Freie. Draußen wartet ein Taxi in die Freiheit auf uns.“

Wir standen vor dem verlassenen Krankenhaus und sahen, wie das Feuer langsam in den dunklen Nachthimmel aufstieg. Der eindringliche Geruch von Rauch und verbranntem Holz erfüllte die Luft, während die Flammen wild um sich griffen und alles verzehrten, was sich ihnen in den Weg stellte.

Epilog

Kurz hinter den Bergen war der Tank leer und der Motor ging aus. Wir luden unsere Sachen aus und schoben den Wagen an den Straßenrand. Wir waren weiter gekommen, als wir erwartet hatten.

Von hier aus ging es zu Fuß weiter. Die Landschaft in der Ebene war freundlicher, doch auch hier waren die Dörfer verwüstet und menschenleer.

Zwei Tage später konnten wir in der Luft den Geruch von Salz und Meer wahrnehmen und bestätigte uns, dass wir nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt waren.

Blutige Wiederkehr - Comic

Die Gemeinschaft der Überlebenden am Strand empfing uns mit offenen Armen. Es waren etwa zwei Dutzend junge Leute, die in der Kommune ‚Turtle Sands‘ zusammenleben.

Laura eröffnete nicht vom Strand ein kleines Café und kochte jeden Tag für die Leute aus der Gruppe. Es dauerte nicht lange bis sie David traf und die beiden ein Paar wurden.

Traian arbeitete auf den Feldern, pflügte den Boden mit primitiven Mitteln und baute Getreide an.

Oberhalb des Strands legten wir einen Garten an. Ich pflanzte Salat, Tomaten, Gurken, Karotten und anderes Gemüse an und kümmerte mich darum, dass alles wuchs und gedieh.


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.

Schaut euch auch meine anderen Comics an oder ladet euch das ebook herunter.


Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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