Noch ein Comic… Verwandlung und Anpassung
Prolog
Die junge Frau lief rastlos in ihrem Zimmer auf und ab. Sie hatte einen schlanken Körper und war attraktiv. Mit ihren langen, blonden Haaren war ihr Äußeres nahezu perfekt und sie zog alle Blicke auf sich.
Das einzige, das zu einer vollkommenen Schönheit fehlte, war ein glückliches und zufriedenes Lächeln, doch dazu war sie nicht in der Stimmung.
Mit Unbehagen und Abscheu hatte sie ihr Spiegelbild lange angestarrt bis sie den Anblick nicht länger ertragen konnte.
Unzählige Fragen schossen durch ihren Kopf. Wieso hatte sie sich auf die ganze Sache eingelassen?! Das ganze Experiment war kläglich gescheitert und hatte ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Was sollte sie nun tun? Wie konnte sie diese unvorstellbare Situation ertragen? Gab es einen Weg, wie sie ihr normales Leben wieder zurückbekommen würde?
Und wie konnte das Unglück nur passieren? Sie waren absolut sicher gewesen, dass die Maschine fehlerlos und zuverlässig funktionierte und das Risiko minimal war. Trotzdem steckte sie nun in dieser grässlichen Lage und bereute zutiefst, dass sie der Technologie vertraut und sich auf das Experiment eingelassen hatte.
Oder steckte etwas ganz anderes hinter dem kläglichen Scheitern des Experiments? Sie wurde den Verdacht nicht los, dass hinter dem ganzen Chaos mehr steckte, als ein dämlicher Fehler in der Software.
Sie musste unbedingt herausfinden, was die Ursache dafür gewesen war, die fehlgeschlagene Übertragung ungeschehen machen und ihr normales Leben wieder zurückbekommen!
Der Anfang des Unvorstellbaren
Die Stellenbeschreibung las sich wie der Klappentext eines reißerischen Science-Fiction-Romans. Forschung und Produktentwicklung eines medizinischen Systems für die Heilung zahlloser Krankheiten, die einen chirurgischen Eingriff unnötig machen würden.
Die Stelle war hoch dotiert und ich hatte die perfekte Qualifikation für die Stelle.
Seit vielen Jahren beschäftigte ich mich mit Künstlicher Intelligenz und Neuronalen Netzen. Bisher waren meine praktischen Erfahrungen relativ gering und ich brannte darauf, die Technologien tatsächlich in einem realen System einzusetzen, mein Wissen zu vertiefen und in der Forschung neue Erfahrungen im Praxiseinsatz zu machen.
Ich lernte den Geschäftsführer von Neurolab bei einem persönlichen Treffen in Berlin kennen. Vitaliy Yaroslavovich war ein ernster und überzeugender Geschäftsmann, der wusste, wovon er sprach.
Was mir Yaroslavovich nicht beantworten konnte, wusste Dr. Gunin Maximovich, ein Neurowissenschaftler und der technische Experte des Projekts.
Neurolab bot mir ein Appartement in Berlin an und das gab mir die Chance, meinen neuen Job schnell anzutreten.
Das Forschungslabor war groß und mit allen möglichen technischen Geräten ausgerüstet, sie wir für die Arbeit brauchten. Die Arbeitsplätze waren großzügig gestaltet und selbstverständlich bekam ich einen der neusten Computer, mit dem ich arbeiten konnte, wenn ich nicht im Labor an irgendetwas herumschrauben musste.
Die Wände des großen Labors waren aus poliertem Metall schimmerten im sanften, kalten Blau der holographischen Displays, die überall schwebten.
In der Mitte des Raums stand der Herzschlag des Labors – ein riesiger Glaskubus, in dem die Quantencomputer und neuronalen Netzwerke miteinander verschmolzen. Kabel, die wie Adern aussahen, führten in alle Richtungen, als wären sie mit dem Raum selbst verbunden. Die Luft war erfüllt von einem leisen Summen, als würde die Energie des Raums selbst mitdenken. Das Licht war scharf, aber nicht blendend – alles war präzise und perfekt auf maximale Konzentration ausgelegt.
Die Maschinen waren hochintelligent, fast autonom, und führten komplexe Berechnungen durch, die wir früher kaum hätten nachvollziehen können. Aber das Faszinierende war, dass wir die neuronalen Netze so programmiert hatten, dass sie nicht nur lernen, sondern auch physikalische Phänomene simulieren und beeinflussen konnten. Sie reagierten auf die kleinsten Veränderungen der Umweltbedingungen, ob Temperatur, Magnetfelder oder Lichtintensität.
Wunderbare Heilung
Ich traf das Mädchen im Labor. Sie war etwa 9 Jahre alt, hatte lange rote Haare und hübsche Augen. Ihr Name war Maren und sie litt seit einem schweren Unfall mit dem Fahrrad an Lähmungserscheinungen in ihren Beinen.
Damit war das lebensfrohe Mädchen plötzlich an den Rollstuhl gefesselt und kam damit überhaupt nicht zurecht. Sie liebte es, mit ihrem Fahrrad mit ihrer besten Freundin Ausflüge zu machen, ins Freibad zu gehen und im Sportverein zu turnen.
Das war auf einen Schlag unmöglich geworden. Lange war sie im Krankenhaus gewesen, doch als auch die vielen Wochen in der Reha keinen Erfolg hatten, gaben die Ärzte es auf.
Doch ihre Mutter wollte sich nicht damit abfinden, dass ihre Tochter nie wieder laufen, turnen oder Rad fahren konnte. Sie recherchierte und stieß durch Zufall auf einen Hinweis auf die Forschungen von Neurolab.
Jetzt lag die ganze Hoffnung der Familie auf Heilung des Mädchens bei uns. Dr. Maximovich hatte sie untersucht und vorgeschlagen, es mit der Maschine zu versuchen.
Dann schaltete sie die Maschine ein und das Brummen, Summen und Zischen wurde lauter. Blaue Lichter flackerten auf und ich dachte an einen Science Fiction-Film, den ich im Holo-TV gesehen hatte.
Es dauerte nur einige Minuten, dann war das Programm durchgelaufen und Natascha las die Meldung laut vor, die auf der Steuerkonsole angezeigt wurde:
Transaktion erfolgreich beendet. Programm: M4R3n_001.cjp Return Code: R09 Laufzeit: 00:03:47.74
„Alles okay“, sagte Natascha, „check mal, ob sie sich schon bewegen kann.“
Tamara löste die Gurte und Maren setzte sich auf.
„Kannst du das Bein bewegen?“ fragte Tamara sie, „versuche es mal!“
Das Experiment
„Es gibt doch sicher etwas, das du ändern würdest“, wollte Natascha wissen, „irgendetwas findet sich immer. Ein größerer Schwanz, ein Waschbrettbauch, ein muskulöser Körper. Du könntest dir endlose Stunden anstrengenden Workout ersparen!“
„Hey, wie wäre es, wenn du nie wieder eine Brille brauchst?“ schlug Clemens vor, „mit der Maschine funktioniert es schneller und angenehmer, als wenn du dir die Augen lasern lässt!“
„Ach, daran hab ich mich seit vielen Jahren gewöhnt“, antwortete ich, „warum wollt ihr mich um jeden Preis dazu überreden, mich von der Maschine behandeln zu lassen?“
„Ganz einfach – wir brauchen einen Freiwilligen“, gestand Tamara und lächelte, „die neue Version ist ein wichtiger Meilenstein und uns gehen langsam die Versuchskaninchen aus.“
Spätestens als ich mich bis auf meine Boxershorts ausgezogen hatte und sie mich auf der schmalen Liege mit festen Lederriemen festgeschnallt hatten, war mir etwas mulmig zumute. Doch jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen.
„Du wirst sehen, es läuft alles wie am Schnürchen“, versicherte mir Tamara, „du hast ja gesehen, wie wir das Mädchen mit der Maschine geheilt haben. Bei dir werden es nur ein paar einfache Änderungen sein und du wirst ein neuer Mensch sein, wenn das Programm durchgelaufen ist.“
„Also schön, Arne ist bereit“, sagte Clemens zu Natascha, „schalte die Maschine ein und lass den Selbsttest noch einmal kurz durchlaufen. Nina hat das Programm schon in das Steuermodul geladen. Es ist alles für unser Experiment vorbereitet.“
Mit Brummen und Surren meldete sich die Maschine, als Natascha sie einschaltete. Ich hörte einige Pieptöne und es dauerte nicht viel länger als eine halbe Minute bis auf der Konsole die Meldung erschien:
Neurolab Body Updater V0.02 beta Self Test complete. Transformation program ArneT01.trf ready
Erwachen in einem fremden Körper
Ich erwachte mit brummendem Schädel. Um mich herum war es dunkel, nur ein bläulicher Schimmer von der Maschine erhellte die Wände des Labors. Ich fühlte mich mies und hatte Schwierigkeiten, mich zu orientieren.
Ich versuchte, mich aufzusetzen, doch die Riemen, mit denen sie mich auf die Liege geschnallt hatten, hielten mich zurück.
„Was… ist los?“ wollte ich wissen. Meine Stimme klang seltsam hoch und ich räusperte mich ein paarmal.
„Sie ist wach“, hörte ich Clemens neben mir und er beugte sich über mich.
„Keine Panik, Arne“, sagte er zu mir, „es ist irgendetwas Merkwürdiges bei unserem Experiment schiefgelaufen, aber wir kriegen das wieder hin.“
„Was ist los?“ wollte ich wissen, „ist etwas schiefgegangen? Wieso seid ihr besorgt, ich könnte in Panik geraten?“
„Nein nein“, versicherte er mir, „das Experiment war erfolgreich. Die Maschine funktioniert und gegen die Kopfschmerzen lässt sich etwas machen. Es ist nur…“
„Was?!“
„Na ja“, antwortete er zögernd, „wie soll ich es sagen. Es sind nicht nur deine Augen, die verändert wurden…“
„Los, sag schon!“ drängte ich ihn. Langsam hatte ich einen schrecklichen Verdacht.
„Na schön“, seufzte er, „aber bitte bleibe ganz ruhig und entspannt. Wir werden das wieder in Ordnung bringen. Du bist… jetzt ein Mädchen.“
Vertraute Fremde
Immer wieder stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mein Spiegelbild. Die Fremde, die mich verzweifelt anstarrte, war unbeschreiblich hübsch. Sie hatte lange, blonde Haare und einen schlanken Körper, von dem jeder nur träumen konnte.
Die Shorts, die ich trug, zeigten meine schlanken Beine. Ich würde bestimmt niemals Schuhe mit hohen Absätzen oder ein Kleid tragen.
Tamara hatte mit mir zusammen in dem Depot nach ein paar Sachen gesucht, die ich tragen konnte, und wir hatten eine erbitterte Diskussion geführt, als es um Unterwäsche ging. Am Ende hatte ich nachgegeben und mich überreden lassen, ein paar einfache Slips und BHs mitzunehmen, denn meine Boxershorts waren einfach zu weit für meinen schlanken Körper.
„Irgendwann wirst du dich daran gewöhnen“, meinte sie, „und du wirst es genießen, aufregende Wäsche zu tragen. Sich begehrenswert zu fühlen tut dem weiblichen Selbstbewusstsein gut und du hast definitiv die Figur dafür.“
Jede Frau, die mit ihren Problemzonen kämpfte und aus Verzweiflung einen drastischen Schritt in Erwägung zog, wäre dankbar gewesen, so jung und attraktiv auszusehen. Und jeder Mann würde einen zweiten Blick riskieren, mir Komplimente machen und versuchen, mich ins Bett zu bekommen.
Und doch – der Körper war nicht mein eigener, obwohl ich darin gelandet war, weil die dämliche Maschine nicht richtig funktioniert hatte. Es fühlte sich falsch an, auch wenn ich froh sein musste, dass mein Hirn keinen Schaden genommen hatte und ich nicht in einem hässlichen, verunstalteten oder missgebildeten Körper gelandet war.
Caroline fiel mir ein. Sie war die erste große Liebe meines Lebens und sie war ebenfalls blond und hübsch gewesen.
Mit ihr zusammen zu sein war aufregend und ich war sicher, dass wir für immer zusammenbleiben würden, bis sie mir das Herz brach, als ich herausfand, dass sie mich mit einem anderen betrog, während ich mir die Nächte an der Uni um die Ohren schlug, als ich an meiner Dissertation arbeitete.
Ich schob den unangenehmen Gedanken zur Seite. Die Vergangenheit war ein Gespenst, das mich immer wieder heimsuchte, und ich wollte mir nur noch über die Zukunft Gedanken machen und in der Gegenwart leben.
Dennoch ging mir meine Ex-Freundin nicht aus dem Kopf. Ein bisschen sah ich jetzt aus wie sie, doch ich war mir nicht sicher, ob ich mir das nicht einbildete. Zu viel Zeit war seither vergangen.
Und doch ließ es mich nicht los und setzte mich an den Computer und durchsuchte die Festplatte nach alten Bildern, um es genau zu wissen.
Die Ähnlichkeit war verblüffend und ich verglich ihr Gesicht mit meinem Spiegelbild. Ich könnte durchaus ihre ältere Schwester sein.
Sogar das Muttermal am Hals war an derselben Stelle vorhanden.
Ich war Caroline!
Die unheimliche Wahrheit
Clemens und ich trafen uns in einem schicken Restaurant im Stadtzentrum und ich wünschte, ich hätte etwas zum Anziehen gefunden, mit dem ich hier besser reingepasst hätte.
„Ein vornehmer Laden“, sagte ich zu ihm, „ich bin gespannt, was es zu essen gibt.“
„Perfekt für ein Date“, grinste Clemens.
Ich wurde rot. Für mich war das alles andere als eine romantische Verabredung, doch ich verkniff mir eine Bemerkung.
Wir bestellten unser Essen und während wir darauf warteten, erzählte ich Clemens, was ich über Caroline herausgefunden hatte.
„Irgendetwas läuft bei unserer Forschung vollkommen schief“, sagte ich zu ihm, „und ich mache mir ernsthafte Sorgen um Caroline. Wenn ich in ihrem Körper stecke, ist sie entweder tot oder Neurolab hat sie geklont.“
„Es ist beides nicht gerade erfreulich“, bestätigte er, „aber wir brauchen Beweise, bevor wir etwas unternehmen können.“
„Auf jeden Fall. Ich weiß allerdings nicht, wo ich nach ihr suchen soll. Als sie sich von mir getrennt hat, ist sie zu irgendeinem Kerl gezogen.“
Die Fahrt nach Stralzach dauerte etwas vier Stunden und es war die perfekte Gelegenheit, mit Clemens zu reden und ihn etwas besser kennenzulernen.
Erst auf der letzten Strecke unserer Fahrt wurde ich langsam nervöser. Wie würde die Begegnung mit Janine verlaufen? Hoffentlich konnte ich ihr erklären, was vorgefallen war, so dass sie mir glaubte. Die Geschichte war so absurd, dass ich sie selbst nicht für möglich gehalten hätte.
Dann standen wir vor dem Haus, das mir auf merkwürdige Weise bekannt vorkam, und mit Herzklopfen klingelte ich an der Tür.
Kurz darauf öffnete Janine die Tür und erstarrte. Ich erkannte sie sofort, nicht nur weil ich so viele Bilder mit ihr gesehen hatte.
„Caroline!“ rief sie erstaunt auf, „wo kommst du denn jetzt plötzlich her?! Im ganzen Land wird nach dir gesucht. Du warst völlig vom Erdboden verschwunden! Los, komm rein – ich will alles ganz genau erfahren!“
„Das ist Clemens“, erklärte ich ihr, „er hat mich hergefahren. Mein Führerschein… ist mir gerade abhandengekommen.“
Wir folgten Caroline in ihr Zimmer und ich begann, ihr die Kurzfassung von meiner Verwandlung bei dem gescheiterten Experiment zu erzählen.
Neural Shift
Ich war froh, dass ich in Carolines Zimmer meinen Führerschein, meinen Personalausweis und einen Reisepass fand.
Janine überredete mich, ein paar von Carolines Sachen mitzunehmen, und ich speicherte mir ihre Telefonnummer auf meinem Smartphone, damit wir in Verbindung bleiben konnten.
„Ich hoffe, wir kriegen das noch irgendwie hin, dass Caroline und ich wieder in unsere ’normalen‘ Körper zurückkehren können“, sagte ich zu ihr, „aber wenn das nicht möglich ist, müssen wir uns um die Wohnung kümmern und sehen, was wir mit ihren Sachen machen.“
„Was wirst du jetzt unternehmen?“ fragte sie mich, „gibt es denn noch Hoffnung, dass Caroline wieder zu uns zurückfindet?“
„Clemens sucht nach der Ursache im Programm der Maschine“, antwortete ich, „und ich möchte nach Moskau reisen und in der Zentrale von Neurolab unbequeme Fragen stellen.“
Das ‚Myriad Casino‘ war ein mondänes Casino und ich hätte in Jeans und einem simplen Top ganz bestimmt mehr Aufmerksamkeit auf mich gezogen, als mir lieb war.
Der Duft von teurem Parfum und polierten Ledersesseln hing schwer in der Luft und der gedämpfte Klang von fallenden Roulettekugeln und klirrenden Champagnergläsern lag wie eine leise Melodie in meinen Ohren. Goldene und silberne Verzierungen schimmerten im Licht der Kristalllüster und ließen die hohen Decken in einem warmen, fast märchenhaften Schein erstrahlen.
Die Spieltische waren kleine Bühnen, umringt von eleganten Menschen in maßgeschneiderten Anzügen und glänzenden Abendkleidern. Ihr Lachen war gedämpft, ihre Gesten fließend und jeder Handgriff schien genau kalkuliert zu sein.
Yaroslavovich war nicht schwer zu finden. Er war von einer Gruppe vornehmer Herren in dunklen Anzügen und junger, attraktiver Frauen umgeben, die an einem der Tische Roulette spielten.
Als er mich bemerkte, sprang er wie vom Blitz getroffen auf und kam auf mich zu.
„Guten Abend, schöne Frau“, begrüßte er mich, „hier hätte ich Sie am allerwenigsten erwartet! Sie sehen absolut bezaubernd aus!“
Zwischen zwei Welten
Die erste Veranstaltung, zu der Yaroslavovich mich einlud, war eine Poolparty.
„Ich habe einige sehr gute Freunde eingeladen“, erklärte er mir, „du musst nicht viel mehr tun, als dich zu zeigen. Vielleicht musst du ein paar Fragen beantworten, aber nicht alle meine Gäste sprechen deutsch oder englisch. Amüsiere dich und lächle. Zeig ihnen, dass du mithilfe von Neurolabs Technologie ein perfektes Mädchen in einem begehrenswerten Körper geworden bist. Das Wichtigste für meine Kunden und Sponsoren ist, dass sie die Sicherheit bekommen, dass unsere Dienstleistungen perfekt sind und die Transformation zuverlässig arbeitet. Dich zu sehen wird sie davon überzeugen.“
Das war nicht schwer, auch wenn mir nicht immer gelang, auf Kommando zu lächeln. Solange der DJ nicht irgendwelche schreckliche russische Folklore auflegte, klang das nicht nach einer besonders großen Herausforderung.
Und doch war es unangenehm, von Yaroslavovichs Gästen angestarrt zu werden, als wäre ich ein exotisches Tier im Zoo, das die Besucher mit Neugier und Staunen anstarrten.
Es war ein lauer Sommerabend und der Pool auf Yaroslavovichs prunkvollem Anwesen bei seiner Villa mit dorischen Säulen und riesigen Marmorterrassen, war der perfekte Rahmen für diese extravagante Feier.
Für den Anlass hatte ich mir einen klassischen Badeanzug gekauft, der nicht allzu freizügig war. Ich ahnte, dass ich an diesem Abend mehr Aufmerksamkeit bekommen würde, als mir lieb war, und mich die Sponsoren anstarren würden wie ein Produkt, das auf einem Markt oder einer Auktion angeboten wurde.
„Liebe Freunde“, rief er seinen Gästen zu, „ich möchte euch heute Abend ein ganz besonderes Mädchen vorstellen. Maya arbeitet in unserem Forschungslabor in Berlin und ist der lebende Beweis des atemberaubenden Erfolgs unserer Forschungen. Schönheitsoperationen, die Heilung von Missbildungen oder die Wahl eines vollkommen anderen Körpers ist mit unserer Technologie möglich.“
Yaroslavovich war mit mir äußerst zufrieden.
„Meine Gäste haben dich bereits ins Herz geschlossen“, sagte er zu mir, „und ich habe von mehreren Sponsoren bereits ein großes Interesse signalisiert bekommen. Einer von ihnen hätte dich sogar an Ort und Stelle gekauft und hat mir eine gigantische Summe angeboten, doch ich habe ihm klipp und klar erklärt, dass du unverkäuflich bist.“
„Das wäre ja nochmal schöner!“
Smalltalk
Die ‚Crimson Corsair‘ lag im Jachthafen von Havanna vor Anker, ruhig und majestätisch, zwischen den anderen Booten, die im Vergleich zu ihrem futuristischen Design fast unscheinbar wirkten. Ihre glänzenden Oberflächen, eine Mischung aus Schwarz und poliertem Silber, reflektierten das Sonnenlicht so intensiv, dass es schien, als ob sie selbst leuchtete.
Die Jacht sah nicht aus, als wäre sie für das Wasser gebaut – eher wie ein Raumschiff, das für den Weltraum gedacht war. Yaroslavovichs Vorliebe für modernes Design und technologische Innovation wurde mit seiner modernen Jacht deutlich sichtbar.
Auf dem Hauptdeck erstreckte sich ein endlos wirkender Pool, dessen Wasser scheinbar mit dem Meer verschmolz. Die modernen, minimalistischen Möbel, die auf dem Deck verteilt waren, strahlten eine mondäne Eleganz aus – alles in dezenten Farben gehalten, aber mit luxuriösen Materialien wie Teakholz und Edelstahl.
Einige Crewmitglieder arbeiteten geschäftig an Bord um unsere Fahrt vorzubereiten. Ich konnte den Hauch von frisch poliertem Metall und das dezente Aroma von Meersalz in der Luft wahrnehmen.
Ich lächelte so gut es mir gelang und begrüßte sie.
„Das ist Maya“, machte mich Yaroslavovich mit ihnen bekannt, „das Mädchen von dem ich euch erzählt habe. Ihr werdet sie lieben und ich bin sicher, ihr werdet wie ich restlos überzeugt sein, dass sich die Investition in ‚Neural Shift‘ gelohnt hat und das Projekt alle Ihre Erwartungen übertroffen hat. Sie werden in den nächsten Tagen die Gelegenheit haben, Maya besser kennenzulernen, und ich bin sicher, sie wird auch Ihre letzten Zweifel beseitigen.“
„Danke, Vitaliy“, antwortete einer seiner Freunde, „ich bin schon sehr gespannt und werde mich persönlich davon überzeugen, dass du uns nicht irgendein hübsches, blondes Mädchen aus einem deiner Etablissements als Produkt deiner Technologie verkaufen möchtest. Es geht um viel Geld und du weißt, ich kaufe keine Katze im Sack.“
„Ja“, versicherte ich ihr, „ich habe eine Vagina und ich bekomme meine Periode wie jede andere Frau. Die Technologie funktioniert tatsächlich!“
„Wow“, antwortete sie, „ich wünsche mir manchmal, ein Mann zu sein und derjenige zu sein, der Sex ohne Angst vor einer Schwangerschaft genießen kann. Sorglos und frei zu sein. Wir Frauen sin in unseren Kreisen nur das Objekt das Spielzeug für die Männer, mit denen sie sich zeigen und mit ihnen schlafen, um Dampf abzulassen.“
„Ist denn für einen Mann der Sex besser oder für eine Frau?“ wollte eine andere wissen, „du bist vermutlich der einzige Mensch auf der Welt, der diese Frage beantworten kann!“
Ein infamer Plan
Nach dem Abendessen schlich ich mich in den Salon und kroch in den Schrank. In meinem Versteck war es enger, als ich vermutet hatte, doch ich schaffte es, die Türe soweit zuzumachen, dass man mich nicht sehen konnte. Dann wartete ich auf Yaroslavovich und seine Männer.
Er kam zuerst mit dem Mann, mit dem ich ihn am Strand gesehen hatte, und er sprach mit ihm über den Plan.
„Ist es denn nicht ziemlich riskant?“ wollte sein Geschäftspartner wissen, „wir müssen Menschen entführen und danach ihre alten Körper verschwinden lassen. Wenn uns jemand auf die Spur kommt, sind wir geliefert!“
„Keine Sorge“, antwortete Yaroslavovich, „dafür habe ich einen Spezialisten. Niemand wird auch nur die kleinste Spur von ihnen finden. Die Mädchen haben keine Papiere und verlieren ihr altes Leben. Sie werden froh sein, wenn sie für uns arbeiten dürfen, ein Dach über dem Kopf und etwas zum Essen haben.“
„Na ja, ich weiß nicht…“
„Denk an das Geld, das wir verdienen werden“, fuhr Yaroslavovich fort, „ein hübsches Mädchen bringt locker zwischen 3000 und 8000 Dollar ein. Steuerfrei. Und wenn sie jung und unschuldig ist, sind die Preise unvorstellbar! Du kannst dir nicht vorstellen, was manche Leute dafür bezahlen!“
Er erhob sich und ging auf den Schrank zu, riss die Türe auf und zog mich an den Haaren heraus.
„Maya, du hast keine Manieren!“ fuhr er mich an, „man darf doch nicht heimlich lauschen, wenn sich Erwachsene unterhalten!“
Jetzt steckte ich in großen Schwierigkeiten. Yaroslavovich hatte mich ertappt und ich war Zeuge seines fürchterlichen Plans geworden.
Er rief zwei seiner Männer und befahl ihnen, mich in mein Zimmer zu bringen und mich dort einzusperren.
Einige Tage später kehrte Yaroslavovich mit seinen Leuten nach Moskau zurück. In Handschellen ketteten sie mich in seinem Privatjet fest, und es hatte keinen Zweck, sich zu wehren.
Zurück in Moskau brachten sie mich in die Zentrale von Neurolab und stießen mich in einen Lagerraum, wo ich mein Schicksal erwarten musste.
Der Raum war dunkel und stickig, und es roch nach Staub und altem Metall. Der Raum war vollgestopft mit unzähligen Kisten und Regalen. Hier stapelten sich Kartons, manche bis zur Decke, und ich konnte gerade so die Aufkleber darauf erkennen: alte Fernseher, Radios, Kabel, Festplatten.
Die einzige Lichtquelle war eine schwache Glühbirne, die von der Decke baumelte und die Gegenstände in lange Schatten tauchte. Die Stille war bedrückend und ich grübelte vergeblich, wie ich mich aus dieser misslichen Lage befreien konnte.
Verrat aus den eigenen Reihen
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich in dem eingesperrt war. Ich döste vor mich hin, verlor jedes Zeitgefühl.
Yaroslavovichs Männer brachten mir ab und zu etwas zu essen und trinken. Ich sehnte mich nach Licht und einer Dusche.
Früher oder später würden sie mich hier herausholen und was mich dann erwartete, bereitete mir mindestens genauso viel Angst.
Fast immer herrschte Totenstille, doch dann hörte ich leise Schritte und flüsternd Stimmen in dem Gang vor meinem Gefängnis.
Das klang nicht nach Yaroslavovichs Männern. Kam mir jemand zu Hilfe?
„Hey“, rief ich, „kommt jetzt endlich meine Pizza?!“
„Maya!“ hörte ich Clemens, „Gott sei Dank, du lebst! Warte, ich hol dich gleich raus!“
Der Feierabendverkehr war dicht. Clemens wechselte immer wieder die Spur und schlängelte sich durch die Lücken, die er fand.
Ein gelber Sportwagen fiel mir auf. Er folgte uns in sicherem Abstand, doch auch sein Fahrer versuchte, mit uns Schritt zu halten.
„Ich glaube, wir werden verfolgt“, sagte ich zu Clemens, „ein auffälliger, gelber Sportwagen.“
„Dann sollten wir die Schnellstraße so schnell wie möglich verlassen“, antwortete er, „und einen anderen Weg suchen.“
Unser Verfolger kam uns immer näher, obwohl Clemens alles versuchte, um unseren Vorsprung zu halten.
Unser Verfolger kam uns immer näher, obwohl Clemens alles versuchte, um unseren Vorsprung zu halten.
Als sie Wagenkolonne in einen Tunnel fuhr, war der Abstand nur noch halb so groß.
„Ich habe eine Idee“, sagte ich zu Clemens, „in ein paar hundert Meter kommt ein Notausgang. Lass mich dort raus und ich versuche mich, von hier aus zum Flughafen Domodedowo durchzuschlagen.“
Wir kamen direkt neben der Nische zum Stehen und ich sah noch einmal nach hinten. Unser Verfolger versuchte gerade, ebenfalls auf die rechte Fahrspur zu wechseln und konnte uns in diesem Moment nicht sehen.
Hinter der Tür war eine enge Treppe nach oben, und kurz darauf stand ich in einem engen, düsteren Tunnel, der von der Schnellstraße wegführte. Die Luft war stickig und kalt.
Ich ging die Gleise entlang. Hoffentlich kam jetzt kein Zug, sonst war ich in Schwierigkeiten.
Nach etwa einer halben Stunde erreichte ich das Ende des Tunnels und wenig später erreichte ich den nächsten Bahnhof, wo Clemens schon auf mich wartete.
Bestandsaufnahme
Ich war froh, als ich nach meiner abenteuerlichen Reise nach Moskau wieder zurück in Berlin war. Ich war um einige Erkenntnisse reicher und froh, dass ich heil aus der Situation herausgekommen war.
Clemens und ich berieten lange, ob wir aus dem Job aussteigen sollten, doch wir entschieden, erst einmal abzuwarten und Informationen zu sammeln. Außerdem war ich weit davon entfernt, mich mit meiner Verwandlung abzufinden und wollte unbedingt herausfinden, wie ich wieder zu Arne werden konnte.
Hinter dem ganzen Projekt steckte ein schreckliches Geschäftsmodell, das kriminell und menschenverachtend war, und ich musste Yaroslavovich und das Projekt ‚Neural Shift‘ stoppen, auch wenn es das Ende von Neurolab bedeuten würde.
Maximovich hatte schnell einen Ersatz für Tamara gefunden. Jenni war wie ich Expertin für Neuronale Netze und hatte mit eine spannender Forschungsarbeit promoviert, bei dem sie auch ethische und philosophische Themen betrachtet hatte.
Sie war eine ernste und besonnene Frau, die nicht viel große Worte machte, aber wenn sie etwas zu sagen hatte, konnte sie mit guten Argumenten, kreativen Ideen und fundierten Sachverstand einen wertvollen Beitrag leisten.
Schnell fand sie sich in unser Team ein und wir arbeiteten in den folgenden Wochen an zahlreichen Verbesserungen der Maschine.
Jenni und ich verstanden uns gut. Unsere Gespräche hatten Tiefgang und waren für uns beide inspirierend.
„Die Technologie, die wir bei ‚Neural Shift‘ einsetzen, ist eine technische Revolution“, erklärte sie mir schließlich, „durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Projekt haben wir die Grenzen zwischen Neurobiologie, Informationstechnik und Philosophie überschritten. Wir haben damit Dinge möglich gemacht, die wir bisher nur in philosophischen Modellen durchdacht haben, und wertvolle Erkenntnisse über die Mechanismen des Lebens erhalten. Die Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, muss neu beantwortet werden. ‚Neutral Shift‘ hat uns gezeigt, dass menschliches Bewusstsein nicht an die Biologie gebunden ist. Diese Frage wurde in der Theorie vielfach erörtert und wurde meist deiner Verwandlung beantwortet.“
Das Echo des alten Lebens
„Kennst du den Club ‚L’Orchidée‘? Lass uns zusammen hingehen und ein bisschen Dampf ablassen. Du bist hübsch und attraktiv. Die Jungs werden dich lieben und du kannst eine kleine Versuchsreihe starten, bevor du dich wieder von der Maschine bearbeiten lässt.“
„Ich hätte große Lust“, antwortete ich, „auch wenn ich mir nicht sicher bin, dass ich mich von einem beliebigen Kerl benutzen lasse.“
„Das ist allein deine Entscheidung.“
„Na schön“, gab ich schließlich nach, „treffen wir uns gegen neun dort?“
Wie ein Echo meines alten Lebens begann meine Fantasie zu arbeiten. Ich stellte mir Charlie und mich im Bett vor, unsere Körper lustvoll vereinigt. Ich war nicht sicher, ob es Arnes Fantasien waren, der völlig unerschrocken jede Gelegenheit genutzt hatte, die sich ihm geboten hatte, oder ob es Carolines Erinnerungen waren, die plötzlich an die Oberfläche gekommen waren.
„Du bist wunderschön“, flüsterte mir Charlie ins Ohr, „Jenni hat uns vorgewarnt, dass du auf der Suche nach Spaß bist, solange du hier in Berlin bist.“
„Ich…“ stammelte ich überrumpelt, „bin noch etwas unentschlossen.“
„Lass uns was trinken“, schlug er vor.
Ja, das würde mich gefügig machen. Arne hatte es oft geschafft, mit ein paar Cocktails ein Mädchen, das er haben wollte, zu überzeugen. Doch das war nicht, was ich mir vorstellte.
Ein unrühmliches Ende
„Wir müssen Yaroslavovich stoppen!“
Nachdrücklich wiederholte ich meine Forderung. Ich hatte ihn von seiner wahren Seite kennengelernt. Er war ein rücksichtsloses und kaltblütiges Monster. Wenn es etwas gab, das seinen Profit noch erhöhen konnte, würde er es ohne Skrupel tun. Er ging über Leichen, versuchte mit allen Mitteln, seine Ziele zu erreichen, und wollte sich mit seinem menschenverachtenden Plan auf Kosten anderer bereichern.
„Ihn einfach zu ermorden ist keine besonders gute Idee“, überlegte Jenni, „da müssen wir uns schon etwas Besseres einfallen lassen.“
„Wie wäre es, wenn wir Yaroslavovich mit seinen eigenen Waffen schlagen?“ schlug ich vor, „so dass er uns nichts mehr anhaben kann. Wir könnten ihn ebenfalls verwandeln.“
„In ein Mädchen?“
„Eine Achtjährige. Nicht geschäftsfähig und ohne gültigen Personalausweis mit ihrem Foto drin.“
„Erzähl ihm einfach, dass wir einen Weg gefunden haben, ihn unsterblich zu machen“, empfahl ich Jenni, „in seinem Alter beginnen Männer, sich Sorgen zu machen.“
Jenni hatte es geschickt eingefädelt. Yaroslavovich hatte den Köder geschluckt und einen Besuch in Berlin angekündigt.
Wir hatten uns gründlich mit den Parametern für die Steuerdatei beschäftigt und uns darauf geeinigt, dass Yaroslavovich ein achtjähriges Mädchen mit einem zierlichen Erscheinungsbild und braunen Haaren werden sollte.
„Ich will mehr über unseren sensationellen Durchbruch erfahren“, wechselte er das Thema, „ist es wirklich wahr, dass ihr es geschafft habt, einen Menschen mit ‚Neural Shift‘ unsterblich zu machen?“
„Selbstverständlich werde ich mich in diesem Fall persönlich als Proband zur Verfügung stellen“, fuhr er fort, wie wir es erwartet hatten, „vielleicht könnte ich auch noch ein paar Jahre jünger sein.“
Es war erstaunlich zuzusehen, wie sein Körper sich langsam verwandelte, sich verjüngte und schrumpfte, die Haare wuchsen und eine kastanienbraune Farbe annahmen. Nach und nach veränderte sich seine Gestalt bis er zuletzt den Körper eines hübschen, jungen Mädchens besaß.
Er richtete sich benommen auf und brauchte eine Weile bis er kapiert hatte, was mit ihm passiert war.
Er begann zu toben und schrie uns wütend mit kreischender Stimme an, doch es überraschte uns nicht.
Jenni nahm ihr Smartphone in die Hand und wählte eine Nummer.
„Guten Tag“, sagte sie, „wir haben hier eine junge Streunerin aufgegriffen. Vermutlich eine Ausreißerin. Könnten Sie bitte herkommen und sie abholen? Sie ist leicht verwirrt und redet wirres Zeug.“
Change is calling
Nun veränderte sich vieles. Tamara meldete sich aus Moskau. Ihr ging es schon viel besser und somit hoffte, dass sie bald nach Berlin zurückkehren konnte.
Dr. Maximovich verschwand ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich hätte gerne herausgefunden, ob er mit Carolines Entführung und dem Mord an ihrem Freund etwas zu tun gehabt hatte.
Wir beschlossen, Clemens mit der Leitung von Neurolab zu beauftragen, und er entwickelte sich zu einem verantwortungsvollen und weitsichtigen Chef des Unternehmens.
Jenni übernahm die Leitung des Forschungslabors und inzwischen hatte ‚Neural Shift‘ an Stabilität und Zuverlässigkeit gewonnen, so dass wir damit begannen, Kunden zu werben und mit den Kliniken in der Umgebung Verträge für eine Zusammenarbeit bei Patienten, für die unsere Technologie der letzte Ausweg war.
So wurde aus einer Maschine, die Yaroslavovich für die Herstellung von Huren geplant und gebaut hatte, doch noch ein Segen für die Menschheit.
Es war wie eine riesige Geburtstagsfeier, die wir organisierten, und gleichzeitig die offizielle Feier unserer Übernahme von Neurolab. Wir hatten es geschafft, die Sängerin Cherlynn Burnett mit ihrer Band zu einem Konzert an den Strand von Miami Beach zu holen, anstatt langatmige Festreden zu halten.
Sie erntete einen großen Applaus von uns allen.
„Ich bin schon lange eine Kundin von euch“, fuhr sie fort, „ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass diese strammen Brüste ganz natürlich so gewachsen sind. Ich habe Mayas abenteuerliche Geschichte gehört und ich habe euch ein Lied mitgebracht, das ich heute Abend für sie singen werde. Ein Lied über Veränderungen und das Ringen um Akzeptanz. Embrace the Tide!“
Schlagzeug und Bass begannen mit einem pulsierenden Beat, dann setzte die Gitarre ein und Cherlynn begann zu singen.
I used to fear the winds that blew,
The storm that broke my skies in two.
But now I see the clouds roll back,
A brighter day, a clearer track.
The waves, they rise, the ground will shake,
But with each step, I’ll bend, not break.
What once felt lost is now my guide,
I’ll follow truth, no need to hide.
Change is calling, I won’t resist,
I’ll take the fall, then rise from this.
The world is shifting, I’ll stand tall,
I’ll learn to fly, no fear to fall.
The old has passed, the new begins,
In every loss, a strength within.
Clemens zog mich in seine Arme und wir tanzten eng umschlungen zu der Musik. In seinen Armen fühlte ich mich vollkommen wohl.
I’ll rise with grace, my heart set free,
Change is where I’m meant to be.
Acceptance flows, I’ll ride the wave,
For in this change, I find the brave.
Epilog
Wir verbrachten zwei Wochen in einem kleinen Strandhäuschen nicht weit vom Strand. Wir badeten und schwammen, genossen das Leben und beieinander zu sein.
Neurolab war in guten Händen, solange wir uns die verdiente Auszeit gönnten, und es tat gut, Zeit für uns zu haben.
Wir hatten eine aufregende Zeit hinter uns und wir hatten die Herausforderungen gemeinsam gut überstanden.
„Ich staune immer wieder, wie gut du dich mit deiner Verwandlung arrangiert hast“, sagte er zu mir, „ich hätte alles getan, um wieder meinen normalen Körper zurückzubekommen.“
„Keiner kann sich seinen Körper aussuchen“, antwortete ich, „und ich habe Glück gehabt, dass ich nicht aktiv und hässlich geworden bin. Außerdem ist etwa die Hälfte der Menschheit weiblich. Es ist kein Drama, eine Frau zu sein, und es hat auch seine Vorteile.“
„Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast“, gestand er mir, „ich hätte dich schrecklich vermisst. Du bist innerlich noch derselbe Mensch wie vorher, doch die Erfahrung hat dich verändert. Du bist aufgeschlossener und einfühlsamer, als der Arne, den ich kennengelernt habe, und es war spannend zu sehen, wie du mit den unerfreulichen… Zwischenfällen… zurechtgekommen bist.“
„Yaroslavovich hat mich unterschätzt“, grinste ich, „er hat nicht damit gerechnet, dass ich mich gegen ihn zur Wehr setze. Er hätte lebenslängliche Haft verdient und kann von Glück reden, dass ich ihm das erspart habe.“
„Du hast eben ein gutes Herz“, lachte er, „das ist auch etwas, was ich an dir mag.“
„Du bist voreingenommen“, behauptete ich, „jeder Mann schläft gerne mit einer schönen Frau.“
„Das mag schon sein. Trotzdem hast du Qualitäten, die über das hinausgehen und die sich nicht mit einer Maschine manipulieren lassen.“
„Jenni würde sagen, es ist meine Seele“, antwortete ich, „sie bestimmt meinen Charakter, mein Wesen und meine Werte. Sie definiert mich mehr, als der Körper, in dem ich stecke.“
„Möchte deine Seele vielleicht nochmal mit mir ins Wasser kommen“, grinste er und nahm meine Hand, „meine materielle Hülle braucht dringend eine Abkühlung!“
ENDE
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
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