In den „spannenden Teilen“ meiner Geschichte Code der Angst geht es um Nicoles Entführung, ihrer Gefangenschaft und ihre Rettung durch ihre Freunde Marcus, Yanine und Sarah, die mithilfe von KI und der Auswertung von Daten der Überwachungskameras herausfinden, wo sich die beiden verschwundenen Mädchen aufhalten.

Hier eine kurze Lese- und Hörprobe.

Am nächsten Morgen hatte ich das Bedürfnis, vor der Arbeit eine Runde zu laufen. Ich wollte den Kopf freikriegen und Laufen war dazu ein gutes Mittel, das fast immer funktionierte.

Nicht weit von meinem Zuhause lag der Wald. Ich kannte einen schönen Weg, der zuerst ein Stück am Waldrand entlang führte und dann in den Wald hinein führte.

Hier war von der Hitze der Stadt nicht viel zu spüren und am Morgen waren dort nicht viele Menschen unterwegs, so dass ich nicht ständig Spaziergängern aus dem Weg gehen musste.

Die Luft war frisch und kühl und ich liebte den Geruch des Waldes. Das Laufen tat mir gut und ich lief ein gutes Stück in den Wald hinein.

Der Waldweg wurde schmaler und war nicht ganz so ausgetreten, wie der Weg am Waldrand entlang. Nach und nach wurde der Wald dichter und ein paarmal musste ich einen kleinen Umweg machen, um einem dichten Gestrüpp auszuweichen.

Ich erreichte eine kleine Waldlichtung und setzte mich ins Gras. Es war ein schöner Ort und ich lächelte bei dem Gedanken, mit Marcus hierher zu kommen und mit ihm gemeinsam mehr von dem Wald zu entdecken.

Langsam wurde es Zeit, umzukehren und zur Arbeit zu gehen. Ich freute mich darauf, Marcus und Yanine wiederzusehen, und nach unserem konspirativen Date wollte ich mich noch ein bisschen mehr mit dem OmniCode-System beschäftigen, damit ich in Zukunft auch komplexere Recherchen durchführen konnte.

Auf dem Weg durch den Wald kamen mir zwei Männer entgegen und mir fiel auf, dass sie ziemlich dämliche Mützen trugen, die sie weit ins Gesicht gezogen hatten.

Ich war erst alarmiert, als ich in einiger Entfernung einen Transporter sah, der am Waldrand parkte.

Abrupt blieb ich stehen und sah mich um. Einen Augenblick zu lang überlegte ich, in welche Richtung ich fliehen sollte, und die beiden Unbekannten hatten mich erreicht und packten mich.

„Hey, was soll das!“ fuhr ich sie an, „lasst mich los!“

„Du kommst mit uns“, antwortete einer der Männer, „und versuch nicht, dich zu wehren. Mein Freund hier hat den schwarzen Gürtel… in Karaoke!“

„Ach ja? Und das soll mich jetzt beeindrucken?!“ spottete ich.

„Tu einfach, was er sagt“, meinte der andere, „dann müssen wir dir nicht unnötig wehtun. Wir haben unsere Anweisungen.“

Besonders schlau waren die beiden nicht, aber sie waren in der Überzahl und kräftiger als ich. Trotzdem versuchte ich, ihnen zu entkommen, doch der Karaoke-Kämpfer stellte mir ein Bein und ich stolperte.

Sie packten mich fest, zerrten mich zu dem Transporter und stießen mich auf die Ladefläche. Dann schlossen sie die Türen und brausten los.

Dämlicher Mist! Jetzt saß ich ebenfalls in der Patsche. Brachte OmniCode alle zum Schweigen, die unbequeme Fragen stellten? Wenn sie so weitermachten, musste Charlotte bald alleine arbeiten.

* * *

Während Lila und ich in unserem ungemütlichen Gefängnis vor uns hin dösten, waren Marcus, Yanine und Sarah sehr aktiv.

„Ich werde ein paar neue Testskripte schreiben“, hatte Marcus den Kollegen mitgeteilt, „irgendwas stimmt mit der Suchfunktion nicht. Es kommen immer wieder Treffer, die nicht passen. OmniCode wird nie erfolgreich sein, wenn die Qualität der Ergebnisse so miserabel bleibt.“

Selbst Charlotte hatte daran nichts auszusetzen, und so stürzte sich Marcus in die Arbeit. Er passte das Programm an, das er geschrieben hatte, um Yanine zu suchen. Jetzt sollte das geänderte Programm alle Bewegungsdaten von Lila und mir der letzten 48 Stunden ermitteln und das Ergebnis in eine Datei schreiben, die nur die exakten Geodaten enthielt.

„Wenn das Programm fertig ist, schickt es mir die Daten per E-Mail“, erklärte er Yanine, „und wir können sie an Sarah weiterleiten. Wir können nur hoffen, dass sie nicht irgendwo gewesen sind, wo es weder Kameras noch Mikrofone gibt.“

Marcus verbrachte den halben Vormittag damit, die erforderlichen Änderungen zu programmieren und zu testen. Schließlich war er mit seiner Arbeit zufrieden und er spielte die neue Version auf den Server.

Jetzt musste er nur warten, bis das Programm durchgelaufen war, und hoffen, dass die Änderung tatsächlich den Aufenthaltsort der beiden verschwundenen Frauen ermitteln konnte.

Während er ungeduldig wartete, sah er sich ein paar Teile des Programmcodes genauer an. Einige der Daten, die das OmniCode-System ermittelte, waren so vertraulich, dass nicht jeder Benutzer sie sehen durfte. Andere Informationen waren nutzlos oder unsinnig. Er machte sich einige Notizen, um später den Zugriff auf die Daten zu beschränken.

Anschließend durchsuchte er die Datenbank nach den Daten von Charlotte und Blackwood. Bei Charlottes Daten fand er einen Hinweis, dass sie mehrfach Kontakt zu Günther Hertzfeld gehabt hatte, doch die Konversationen waren nicht sehr ergiebig und die Information, wann und wo er Nicole getroffen hatte und über was sie geredet hatten, interessierte ihn nicht.

Viel interessanter war die Notiz, dass er seine eigene Firma gründen und mit seinen Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz Geschäfte machen wollte.

Dann viel Glück, dachte er, ich hoffe, du hast einen guten Programmierer, der dir das Programm dazu schreibt, und Profis wie Lila und Yanine, die ganz genau wissen, wie man die KI mit Daten füttert und sie so in die Datenbank speichert, dass eine Suche in akzeptabler Zeit ein Ergebnis liefert.

Er kannte Günther zu gut. Er gehörte eher zu denen, die andere mit großen Worten beeindrucken konnten, aber nie das hielten, was sie versprachen. Und er war kein Teamplayer, was die Zusammenarbeit mit ihm immer recht schwierig gemacht hatte.

Während er auf das Ergebnis wartete, machte er sich Gedanken, wie er vertrauliche Daten besser vor fremden Augen schützen konnte. Er war sich sicher, dass die Daten, die OmniCode über ihn gesammelt hatten, negativ belanglos und unverfänglich waren. Heiße Affären oder mehr oder wenige illegale Handlungen hatte er sich nie zuschulden lassen kommen. Meistens hatte ihm sowieso die Gelegenheit dazu gefehlt. Bis auf ein paar idiotische Strafzettel wegen falschem Parken oder der Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit hatte er sich nie etwas zuschulden kommen lassen.

Okay, er hatte heimlich mit der Drohne seines großen Bruders gespielt und hatte Luftaufnahmen einer seiner Nachbarinnen gemacht, die sich im Sommer oben ohne auf der Terrasse gesonnt hatte. Doch auch dafür schämte es sich nicht. Mit vierzehn machten probierten viele Jungs solche Sachen aus und seine angeborene Neugier hatte ihm bisher mehr genützt als geschadet.

Vielleicht ist das eines der wenigen Geheimnisse, die ich Nicole über mich erzählen könnte, wenn sie sich das nächste Mal verabredeten.

Ein Benachrichtigungston riss ihn aus seinen Gedanken. Das Programm war durchgelaufen und hatte etwas gefunden. Hoffentlich war das tatsächlich der Ort, wo sie Nicole finden würden.

Rasch sah er sich das Ergebnis an.

52.528, 13.493

Er warf einen Blick auf die Karte und gab die Geodaten ein, die das Programm ermittelt hatte. Der Ort lag mitten in einem Industriegebiet, wo eine alte Fabrikanlage stand.

Volltreffer!

Er schrieb eine kurze Textnachricht an Sarah und schickte ihr die Daten. Jetzt konnte er nur abwarten und hoffen, dass sie sich bald wieder bei ihm meldete.

* * *

„Ich hab so schrecklichen Durst!“

Lila ging es nicht gut. Die Gefangenschaft hatte bei ihr deutliche Spuren hinterlassen. Sie war schwach und war immer apathischer geworden.

„Halt durch!“ versuchte ich sie zu ermutigen, „ich bin sicher, dass sie bald kommen werden und uns aus dieser erbärmlichen Lage befreien werden!“

Sie antwortete nicht und ich machte mir inzwischen ernsthafte Sorgen um sie.

„Ich könnte eine Dusche vertragen“, sagte ich zu ihr und sie lächelte schwach.

Hoffentlich dauerte es nicht zu lange, bis Marcus und Sarah uns finden und befreien würden. Ich hatte eine schreckliche Wut auf Günther und seine Komplizen. Dieser Kerl war nicht nur ein dämlicher Typ, sondern auch noch ein brutales, hinterhältige und rücksichtsloses Schwein, der notfalls über Leichen ging, um seine Ziele zu erreichen.

Die bedrückende Stille wurde plötzlich von Geräuschen unterbrochen. Eine Türe wurde geöffnet und ich hörte Schritte auf der Treppe.

Die massive Tür unseres Gefängnisses wurde aufgeschlossen und Günther kam herein.

„Na ihr zwei Hübschen“, spottete er, „habt ihr Spaß?! Ich hoffe, ihr kapiert langsam, dass ihr in diesem Spiel auf der falschen Seite steht. Ich jedenfalls habe mich für die Seite der Gewinner entschieden.“

„Lila braucht etwas zu trinken“, forderte ich, „und einen Arzt. Du möchtest doch nicht, dass sie stirbt, oder?“

„Oh Nicole, Schätzchen“, höhnte er, „du musst doch inzwischen gemerkt haben, dass du nicht in der Position bist, Forderungen zu stellen. Von mir aus könnt ihr hier unten verrotten! Ich kriege immer, was ich will.“

Er kam bedrohlich nahe an mich heran.

„Du siehst Scheiße aus, Liebling! Deine hübschen Haare sind durcheinander und du stinkst erbärmlich.“

Darauf musste ich nichts antworten. Ich schenkte ihm nur einen Blick voller Verachtung.

Wieder hörte ich Schritte auf der Treppe. Reichte es nicht, dass Günther uns hier nervte?! Mussten wir jetzt auch noch die Gesellschaft seiner dämlichen Helfer ertragen?

„Nicole? Lila? Seid ihr hier?“

Es war Sarah, die uns endlich gefunden hatte.

„Hier unten!“ rief ich laut, „es wird höchste Zeit, dass du kommst!“

Kurz darauf war sie bei uns und hatte unsere Lage sofort erkannt. Bevor Günther reagieren konnte, hatte sie ihre Waffe gezogen und auf Günther gerichtet.

„Nimm die Hände hoch und bleib wo du bist!“ befahl sie ihm.

Günther gab resigniert auf. Er wusste, dass er verloren hatte.

„Nicole, nimm das Telefon aus meiner Jackentasche und ruf die Polizei“, sagte sie zu mir, „eure Gefangenschaft ist nun zu Ende und stattdessen wird dieser Mann für eine sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern.“


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
 
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Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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