‚Was können wir tun?‘ ist ein Kapitel aus meiner Geschichte Ein dämlicher Zwischenfall. Der lang ersehnte Urlaub beginnt mit einem dämlichen Zwischenfall.
Ein Teleport schlägt fehl und Martin landet im Körper von Supermodel Vanessa. Eine Frau zu sein ist für Martin eine neue und befremdliche Erfahrung.
Wir trafen uns in Köln in unserem Arbeitsraum, um zu überlegen, was wir gegen meinen momentanen Zustand unternehmen konnten.
„Bleib einfach so wie du bist“, schlug Oliver vor und grinste, „dein neuer Körper ist doch heiß. Immerhin bist du nicht in einer hässlichen Alten mit Warzen im Gesicht gelandet.“
Ich sah ihn giftig an, und Miriam antwortete, bevor ich eine passende Antwort parat hatte:
„Auf keinen Fall“, protestierte sie, „ich will meinen Boyfriend zurück. Ich steh nicht wirklich auf Frauen!“
„Danke“, antwortete ich, „wenigstens eine, die zu mir hält.“
„War nicht so gemeint“, lenkte Oliver ein, „klar wollen wir dich vollständig zurück mit allem Drum und Dran!“
„Sieh’s mal so“, fügte Karin hinzu, „so eine Erfahrung kann nicht jeder machen. Es wird deinen Horizont erweitern und du kannst eine unglaubliche Geschichte erzählen, wenn wir dich wieder zurück haben.“
„Falls wir das hinkriegen“, antwortete ich zweifelnd.
„Klar kriegen wir das hin“, versprach Oliver optimistisch, „wenn es in die eine Richtung geht, dann geht es auch irgendwie wieder zurück. Was auch immer da genau schiefgelaufen ist, wir finden es heraus und holen dich wieder zurück.“
„Als erstes müssen wir die ‚richtige‘ Vanessa finden“, bemerkte Miriam, „ich bin sicher, sie ist genauso verzweifelt wie Martin und will wieder zurück in ihr normales Leben.“
„Wir haben eine Adresse und eine Telefonnummer in Göttingen“, berichtete ich, „aber wir haben dort noch niemanden erreicht.“
„Wir werden es auf jeden Fall weiter probieren“, sagte Miriam und nahm meine Hand. Ihre Unterstützung tat mir gut und vertrieb meinen Pessimismus.
Ich ließ mir einen Kaffee aus der Maschine und nahm mir zwei Stück Zucker.
„Kann es sein, dass auch dein Kopf etwas abgekriegt hat?“ fragte Oliver besorgt, „du hast den Kaffee doch immer schwarz und ungesüßt getrunken!“
„Das macht mir ja Sorgen, mehr als plötzlich Brüste zu haben“, seufzte ich, „ein Teil von mir ist komplett Vanessa. Auch wenn meine Erinnerungen vollständig meine eigenen sind, gibt es Teile in meinem Kopf, die einfach nicht dazu passen.“
„Solange du nicht anfängst, wie eine Wilde Schuhe zu kaufen und im Bad eine Stunde brauchst bis du dich der Welt zeigen kannst, müssen wir uns keine ernsthaften Sorgen machen“, grinste Oliver.
„He, pass auf, was du sagst!“, lachte Karin, „sonst werde ich mit Vanessa gleich shoppen gehen und ihr eine halbe Tonne neue Outfits kaufen!“
„Dafür bin in erster Linie ich zuständig“, widersprach Miriam und lachte. Sie wusste nur zu gut, dass für mich Klamotten kaufen immer eine Qual gewesen war und ich ungern gelangweilt herumsaß, während sie mit Begeisterung hunderttausend Outfits anprobierte.
„Gute Idee“, antwortete ich, „meine eigenen Schuhe sind mir viel zu groß, und in Vanessas Badelatschen kann ich auch nicht ständig herumlaufen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich auf hohen Schuhen laufen kann.“
„Keine Angst, zuerst fangen wir mit flachen Absätzen an“, versprach mir Miriam, „und später üben wir miteinander, auf High Heels zu laufen, so wie ich es mit Ilonka trainiert habe. Schließlich kannst du nicht in Badelatschen oder Turnschuhen auf den Laufsteg.“
Oliver kicherte und ich verdrehte die Augen. Langsam verursachte die Vorstellung mir leichtes Unbehagen.
* * *
„Was jetzt?“ fragte mich Miriam nach unserer Besprechung.
„Ich will mir später das Programm in den Teleportern noch einmal ansehen“, antwortete ich, „vielleicht haben wir etwas übersehen.“
„Hältst du das für wahrscheinlich?“ fragte Miriam.
„Keine Ahnung. Es gibt nur zwei Möglichkeiten“, überlegte ich, „entweder gibt es noch einen Fehler im Steuerprogramm des Teleporters oder es hat jemand die Software gehackt und absichtlich etwas geändert, um den Teleporter zu manipulieren.“
„Warum sollte sich jemand die Mühe machen?“ wunderte sich Miriam, „schließlich nützt der Zwischenfall niemandem etwas.“
„Und trotzdem ist es passiert“, antwortete ich nachdenklich, „und das beunruhigt mich sehr. Möglicherweise hat Vanessa Feinde oder neidische Konkurrentinnen, die sie unschädlich machen wollten.“
Ich war kein Freund wilder Verschwörungstheorien, aber manchmal war mein Vertrauen in das Gute in Menschen etwas, das uns alle in enorme Schwierigkeiten brachte.
* * *
Noch einmal sah ich mir die Sachen in Vanessa Tasche an. Eine große Auswahl hatte ich nicht. Miriam hatte mal wieder vollkommen recht: ich brauchte dringend noch mehr zum Anziehen. Schließlich konnte ich ja auch nicht ständig Miriams Kleiderschrank plündern.
Wir teleportierten in ein gut sortiertes Kaufhaus in der Altstadt und sahen uns in der Damenabteilung um.
„Fangen wir mit ein paar Sommerkleidern an“, schlug Miriam vor, „und dann Schuhe.“
Ich stimmte ihr zu und wir fanden schnell ein paar süße Kleider, Jeans, Oberteile, drei Paar Schuhe, Sandalen und ein Menge anderer Sachen.
Dann gingen wir in die Wäscheabteilung.
„Ein paar Garnituren einfache Slips sind nie verkehrt“, schlug Miriam vor, „aber vielleicht magst du auch ein paar aufregendere Teile. Seide, Spitze, vielleicht ein paar Bodys.“
„Das klingt gut“, lächelte ich mühsam.
Auch hier wurden wir mit Miriams fachkundiger Hilfe schnell fündig und ich erstand einige wirklich süße Teile. Trotz dem ganzen Unbehagen konnte es kaum erwarten, sie zu tragen.
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.