Das nächste Comic: Xenomorph

Prolog

In der Fußgängerzone war wie jeden Nachmittag die Hölle los. In einem großen Pulk schoben sich die Menschen vorwärts und achteten darauf, nicht von der Menge zerdrückt zu werden.

Hin und wieder scherten Menschen aus dem gewaltigen Strom aus, um in einem der riesigen Läden, einem Kaufhaus oder der Bank der Vereinigten Planeten zu verschwinden, die kurze Atempause zu nutzen, um für wenige Minuten der Menge zu entfliehen und ein Geschäft zu erledigen.

Etwas abseits saß eine schwarze Frau an einer Straßenecke und bettelte. Die wenigen Münzen, die in der rostigen Blechdose landeten, reichten kaum für eine Mahlzeit.

Eine junge Frau zerrte ihre Kinder durch den Strom aus Menschen, sorgsam darauf bedacht, ihre Hände nicht loszulassen, um sie nicht in der Menge zu verlieren.

„Mama Mama“, rief der kleine Junge plötzlich, „da vorne sind Aliens!“

00 Prolog 1

„Timmy, du siehst zu viele von diesen schrecklichen Filmen im Fernsehen“, sagte sie zu ihm, „hier gibt es keine Aliens. Und wenn sie doch mal eines Tages hier landen, dann suchen sie sich einen geeigneten Ort für ihren Besuch aus, als diese schäbige Stadt.“

„Aber Mama, ich hab sie deutlich gesehen“, beharrte ihr kleiner Sohn, „ihre Haus war hellblau und sie hatten Tentakeln wie ein Tintenfisch an ihrem Körper.“

„Jetzt hör aber mal auf, Timmy“, lachte seine Mutter, „Aliens und Tintenfische in der Fußgängerzone?! Das ist ganz und gar unmöglich!“

„Aber Mama…“

„Still jetzt“, unterbrach sie ihn, „ich will solchen Unsinn nicht mehr hören. Als ob unser Leben auch ohne kleine blaue Männchen vom Mars nicht schon hart genug ist!“

Notsignal aus dem All

Das riesige Radioteleskop erstreckte sich majestätisch über das Gelände, seine massiven Parabolantennen erhoben sich hoch in den Himmel. Mit einem Durchmesser von mehreren hundert Metern war es ein beeindruckendes Meisterwerk der Ingenieurskunst. Seine Oberfläche glänzte im Licht der Sterne, während es unermüdlich die Tiefen des Weltraums nach Signalen absuchte.

In der Nacht, wenn der Himmel dunkel und klar war, arbeitete das Teleskop auf Hochtouren. Die riesigen Antennen drehten sich langsam und präzise, um verschiedene Bereiche des Himmels zu erfassen. Die empfangenen Signale wurden von den hochsensiblen Empfängern aufgefangen und an die Kontrollstationen weitergeleitet, wo sie analysiert und untersucht wurden.

Notsignal

Von hier aus konnten Wissenschaftler Signale von weit entfernten Galaxien, pulsierenden Neutronensternen und sogar möglicherweise von außerirdischen Zivilisationen empfangen. Das Radioteleskop war ein Fenster zu den Geheimnissen des Alls, ein Instrument der Entdeckung und des Staunens.

Joaquin Javier Villalobos saß bis spät in die Nacht an seinem Computer. Er hatte sich an einer Entdeckung festgebissen und versuchte, der Sache auf den Grund zu gehen.

Teleskop

Prof. Blanchard wartete über eine Stunde bis ihr Supercomputer die Zeichen der Botschaft analysiert hatte. Fast ging ihr die Geduld aus und sie befürchtete, dass die wenigen Zeichen nicht für eine Sprachanalyse geeignet waren. Hätte sie doch etwas mehr Text gehabt, um die Software zu trainieren und ein Ergebnis zu erhalten!

Doch dann erschien die Meldung auf dem Schirm, dass die Analyse der Schriftzeichen abgeschlossen war, und sie konnte die Nachricht auf dem Computer lesen:

Ua suia lea fetoha, empa e te le’i mauaina fumane. Afai e te le liphisu tsa au mea sese, o lou pa’u lena.

Und darunter las sie mit Staunen die Übersetzung:

Die Welt ist im Wandel, doch ihr habt es immer noch nicht kapiert. Wenn ihr nicht aus euren Fehlern lernt, ist das euer Untergang.

Aufbruch ins Unbekannte

Zu diesem Zeitpunkt war ich im Trainingszentrum der United Planets Space Agency in Afrika und war einer derjenigen, die für den nächsten Flug zur Raumstation ‚Nebula Base‘ eingeplant waren.

In Byogoro befand sich die terrane Zentrale der UPSA. Von hier aus starteten die Shuttle-Flüge zur Raumstation. Hier war das Trainingszentrum, das Kontrollzentrum und riesige Hallen, in denen die Shuttles und ihre Ausrüstung zusammengebaut und wurden.

Seit einigen Jahren arbeitete ich für die UPSA. Ich hatte als Wartungstechniker angefangen, nebenbei in Astrophysik promoviert und hart trainiert, um die Anforderungen der UPSA zu erfüllen.

Viele Stunden hatte ich am Flugsimulator die verzwicktesten Manöver trainiert und mich mit den anderen Astronauten in Team angefreundet.

Billy war in der ganzen Zeit mein bester Freund geworden. Er war ebenfalls Astrophysiker und war als Reporter für einen der erfolgreichsten technischen Blog mit uns im Team. Er war humorvoll und eher einer von der ruhigen Sorte, aber wenn er sich bei einem Thema zu Wort meldete, war seine Argumentation schlagkräftig und mit seinem Fachwissen stellte er uns alle in den Schatten.

Aufbruch ins Unbekannte

Wir verbrachten die nächsten Tage vor dem Start in fieberhafter Aufregung. Der ganz große Traum, ins Weltall zu fliegen und eine unbekannte Welt zu besuchen, ging nun unerwartet schnell in Erfüllung.

Fast die ganze Zeit verbrachten wir in den Räumen des Kontrollzentrums, beschäftigten uns mit den Dokumenten, die uns für die Mission zur Verfügung gestellt worden waren, diskutierten die Risikoeinschätzung der Flugleitung und lernten uns noch ein bisschen besser kennen.

Und natürlich teilten wir unsere Gedanken und Fragen miteinander und diskutierten sie.

Besaßen die Bewohner Drov 4UI eine humanoide Gestalt wie wir oder waren sie vollkommen andere Lebensformen. Würden wir uns mithilfe des Universalübersetzers mit ihnen verständigen können? Was steckte hinter der geheimnisvollen Botschaft, die der Astronom in Chile empfangen hatte? War das eine Warnung oder eine Drohung? War ihre Absicht friedlich oder wollten sie uns in eine Falle locken? Standen wir am Ende sogar kurz vor einem interstellaren Konflikt?

Es waren viele Fragen, die wir hatten und auf die wir eine Antwort suchen mussten, denn es stand nicht nur der Erfolg unserer Mission, sondern die Sicherheit der Vereinigten Planeten auf dem Spiel.

Zwischenstopp

Der Flug durch den Weltraum zur ‚Nebula Base‘ dauerte nicht ganz 40 Stunden. Es war unbequem und eng in der Kabine, doch das Shuttle war keines dieser riesigen Flugzeuge, in denen man in der Luxusklasse so viel Platz hatte, wie in einem Zimmer der besseren Hotels in Byogoro.

Wir vertrieben uns die Zeit so gut es ging. Ich redete lange mit Jane über das Helmmikrofon. Sie erzählte mir die ganze Geschichte von ihrem Ex-Freund, der sie ständig betrogen hatte, und ich hörte ihr geduldig zu.

„Ich glaube, Männer und Frauen sind manchmal einfach zu verschieden, um dauerhaft zusammenleben zu können“, meinte sie frustriert, „vielleicht ist es meine Art und Weise, diesem Chaos zu entfliehen, indem ich nach Drov 4UI reise.“

„Flucht ist nicht immer eine gute Lösung“, antwortete ich, „doch oft liegt darin auch eine gute Chance für einen Neuanfang.“

Raumstation

Dann endlich war unsere erste Etappe zu Ende und wir erreichten die Raumstation, verließen das Shuttle und schwebten durch die Schleuse hinein.

Die schmalen Gänge standen mit technischen Geräten voll. Die Wände waren aus einem glatten, silbernen Material gefertigt, das im sanften Licht der beleuchteten Paneele schimmerte und ein Gefühl von Eleganz und Modernität vermittelte.

Über mir erstreckte sich eine hohe Kuppel aus durchsichtigem Material, die den Blick auf den unendlichen Sternenhimmel gewährte. Die Sterne funkelten wie Diamanten, während ferne Galaxien sich am Horizont zu zeigen schienen. Es war ein Anblick, der die Schönheit und Weite des Universums in ihrer ganzen Pracht offenbarte.

Noria 63

Die Station pulsierte förmlich vor Energie. Überall um mich herum summten und brummten Maschinen, die ihren Zweck mit einer Effizienz erfüllten, die fast schon hypnotisch wirkte. Von den großen Kontrollräumen bis zu den kleinsten Arbeitsstationen war alles perfekt organisiert und jedes Detail wurde sorgfältig durchdacht.

Die Schwerelosigkeit verstärkte das Gefühl der Surrealität. Menschen und Androiden glitten elegant durch die Luft, als wären sie Teil eines gut choreografierten Tanzes. Ihre Anzüge und Uniformen waren futuristisch gestaltet, mit leuchtenden Linien und technologischen Einsätzen, die ihre Funktionen und Zugehörigkeiten deutlich machten.

Unter fremden Sternen

Der Aufenthalt auf der Raumstation ging mir schnell auf die Nerven. Wir lebten auf zu engen Raum, und obwohl ich mich mit Billy und Jane gut verstand, war ich froh, als wir endlich wieder starteten und unseren Flug in Richtung Drov 4UI fortsetzten.

Wir würden fast zwei Monate unterwegs sein und ich war froh, dass das Raumschiff, mit dem wir die letzte Etappe unserer Reise zurücklegen, größer und schneller war, als das Shuttle.

Außerdem gab es dort Kälteschlaf-Kammern, in denen man der endlosen Langeweile entgehen konnte, indem man die Zeit verschlief und sich rechtzeitig vor der Landung wieder auftauen und wecken ließ.

Ich zögerte eine Weile. Diese Technik hatte etwas Erschreckendes. Wochenlang eingefroren in einer dieser Kammern zu schlafen, erschien mir nicht gerade erfreulich.

Mein elektronischer Gehilfe machte mir Mut.

„Es ist vollkommen ungefährlich“, versicherte Noria 63 mir, „die Technologie funktioniert absolut zuverlässig, seit sie für den Flug zum Saturn 2041 zum ersten Mal eingesetzt wurde. Außerdem werde ich die Kammer regelmäßig überprüfen. Du kannst also ganz unbesorgt sein.“

Unter fremden Sternen

Zwei Tage vor unserer Ankunft auf Drov 4UI weckte Noria 63 mich.

„Steh auf, Christian, wir sind beinahe da. Man kann den Planeten schon sehen.“

Ich streckte mich und sprang unter die Dusche. Dann ging ich hinauf zur Aussichtskuppel des Raumschiffs, um mir Drov 4UI anzusehen.

Jane saß dort und betrachtete versonnen die herrliche Aussicht.

„Hey“, sagte sie, „ist das nicht ein unbeschreiblicher Anblick?“

„Oh ja“, versicherte ich ihr, „der Planet sieht von hier oben richtig schön aus.“

„Es gibt gute Nachrichten von den Auswertungen der Daten“, berichtete sie mir, „die Atmosphäre von Drov 4UI ist für unseren Besuch bestens geeignet. Der Sauerstoffgehalt der Luft ist ähnlich wie auf der Erde, aber in der Zusammensetzung der Edelgase unterscheidet er sich. Die Gravitationskraft ist ein wenig geringer als bei uns. Wir haben also alle ein wenig Gewicht verloren.“

Die Verwandlung

Die Drovianer fanden uns schneller, als wir es erwartet hatten. Plötzlich standen mehrere seltsam aussehende Wesen in unserem Lager. Ihre ledrige Haut war hellblau, sie besaßen Tentakel, die ständig in Bewegung waren, und sie hatten eine weibliche Gestalt.

Ich winkte Noria 63 zu mir.

„Kannst du bitte für mich übersetzen?“ bat ich und der Android nickte.

Dann wandte ich mich zu den Eingeborenen, um sie zu begrüßen.

„Guten Tag, mein Name ist Christian“, sagte ich zu ihnen und Noria 63 übersetzte meine Worte, „wir kommen von der Erde und haben eure Botschaft empfangen. Wir sind mit friedlichen Absichten zu euch gekommen, um mit euch zu reden, und wollen mehr über die Bedrohung wissen, von der in eurer Nachricht die Rede ist.“

Eine der Außerirdischen trat vor und musterte mich skeptisch. Dann antwortete sie in einer mir unverständlichen Sprache und ich war froh, dass Noria 63 sie verstand.

„Ihr seid weit gereist“, übersetzte der Roboter, „doch Cygni, unsere Herrscherin, verhandelt nicht mit männlichen Menschen.“

Die Verwandlung

An einer der Maschinen blieben wir stehen. Ihre Lichter flackerten und blinkten in einem faszinierenden, hypnotisierenden Muster.

„Wir sind da“, übersetzte Noria 63 und ich betrachtete die Maschine mit Neugier und einem leichten Unbehagen. Die Drovianer schienen uns technologisch überlegen zu sein und wir konnten von ihnen vermutlich noch einiges lernen, wenn es uns gelang, mit ihnen eine Kooperation auszuhandeln.

Doch auf der anderen Seite war ich beunruhigt, was die Drovianer nun mit mir vorhatten. Wozu diente diese Maschine und was wollten sie nun mit mir anstellen?

Die Verwandlung

Noch bevor ich Noria 63 bitten konnte, eine Erklärung zu fordern, hatten mich zwei der Drovianer rechts und links gepackt und schoben mich näher zu Maschine. Bevor ich protestieren konnte, wurde ich mit Riemen an das geheimnisvolle Gerät gefesselt.

Und dann wurde die Apparatur eingeschaltet und begann zu summen und zu vibrieren.

Die Energie, die in meinen Körper strömte, erfüllte mich von Kopf bis Fuß mit einem außergewöhnlichen und intensiven Kribbeln.

Fremde Horizonte

In den nächsten Tagen versuchte ich, mich so gut ich konnte an meine neue Situation in dem fremden Körper zu gewöhnen. Jane und Billy waren mir dabei eine große Hilfe.

Der erste Schritt bestand darin, mir einen Overall zu suchen, der genug Platz für meine größere Oberweite bot, und Jane nähte an einigen Stellen kleine Schlitze für die Tentakeln in den Stoff.

Ich betrachtete mich immer wieder im Spiegel. Am Anfang fiel es mir schwer, die Fremde mit dem außergewöhnlichen Körper als mein Spiegelbild wahrzunehmen, und ich kam mir vor, als steckte ich in einem Alptraum fest, aus dem ich einfach nicht erwachte und der sich vollkommen real anfühlte.

Den anderen ging ich meistens aus dem Weg, verbrachte stundenlang in meinem Zelt und beschäftigte mich mit mir selbst.

Billy kam zu mir und holte mich aus meinem dumpfen Brüten in die Realität zurück.

„Gienah, du solltest dich nicht vor uns zurückziehen“, ermahnte er mich, „du bist immer noch mein bester Freund… na ja… Freundin. Wir sind für dich da.“

Billy

In der Ferne war ein Gebirge zu sehen. Die Felswände waren von einem tiefen Violett. Ihre steilen Klippen ragten hoch in den Himmel und bildeten eine majestätische Kulisse für das endlose Meer aus rosarotem Sand.

Die Luft war erfüllt von einem süßen, betörenden Duft, der von den exotischen Blumen und Pflanzen ausging. Ich sog die Luft tief in meine Nase, um die faszinierende Welt mit allen Sinnen in mich aufzusaugen.

Ein See lag am Fuße der Berge. Seine Oberfläche war ruhig, sein Wasser klar und grünlich. An seinem Ufer erkannten wir einen Wald, dessen leuchtend rote Bäume ein farbiges Meer bildeten.

„Ein herrlicher Anblick!“ staunte ich, „auf der Erde wäre der See schon von vielen Häusern umstellt, so dass man kaum eine Chance hat, ins Wasser zu gelangen.“

„Hast du denn Lust zu baden?“ fragte Billy mich, „eine kleine Erfrischung wäre bei dieser Hitze jetzt eine Wohltat!“

Am Seeufer

„Wenn ich es geahnt hätte, dann hätte ich meinen Badeanzug eingepackt“, antwortete ich und grinste, „abgesehen davon, dass ich keinen mitgenommen habe.“

„Ach, wir sind ja unter uns“, lachte er, „keiner der Drovianer wird uns dabei zusehen.“

Er hatte natürlich Recht. Wieso war meine erste Reaktion eine schamhafte Zurückhaltung gewesen?

Eine außerirdische Verabredung

Billy Frage traf mich aus heiterem Himmel und ich musste schlucken.

„Gienah, ich bin gerne mit dir zusammen. Hast du Lust auf ein zweites Date?“

Unsere gemeinsame Entdeckungsreise zu dem See hatte ich nicht als eine romantische Verabredung gesehen. Es war ein Ausflug mit einem guten Freund gewesen. War es für Billy mehr als das? Begann er jetzt etwa, sich in mich zu verlieben?

Seltsame Bäume

Das durfte nicht passieren! Spätestens wenn ich aus diesem unerträglichen Zustand wieder befreit worden war, würde ich ihm das Herz brechen und unsere Freundschaft stand auf dem Spiel.

Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht, was ich für ihn empfand. Für mich war es immer nur Freundschaft gewesen. Niemals hatte ich mich von einem Kerl angezogen gefühlt.

Jetzt schien sich alles zu ändern. Natürlich war ich gerne mit Billy zusammen, doch empfand ich mehr für ihn, als Freundschaft? Was erwartete er von mir? Hoffte er, dass ich seine Gefühle erwiderte, vielleicht sogar nach einem dritten Date mit ihm schlief?

Picknick

Wir packten eine Picknickdecke und ein wenig Proviant in einen Rucksack und machten uns auf den Weg.

Neugierig sahen sie uns um. Rechts und links von Weg gab es eine Menge zu entdecken. Immer wieder hielten wir an, um uns etwas genauer anzusehen und uns gegenseitig etwas zu zeigen.

Wir gingen tiefer in den Wald hinein und erreichten schließlich eine Waldlichtung, die mit einem Teppich aus rosarotem Gras bedeckt war.

„Lass uns hier bleiben“, schlug ich Billy vor und wir legten unsere Rucksäcke ins Gras, breiteten die Decke aus, zogen unsere Stiefel aus und machten es uns auf der Decke bequem.

„Hast du schon Hunger?“ fragte er mich, doch ich hatte nur Durst. Auch hier im Schatten des Walds war es ziemlich heiß.

Wir hatten eine große Flasche mit sandojanischer Limonade dabei, die wir auf der Raumstation gegen eine Flasche italienischen Rotwein eingetauscht hatten, und erfrischten uns.

Die Neue Realität

Die Sonne ging schon langsam unter, als wir uns auf den Heimweg machten. Schweigend gingen wir nebeneinander her, bewegt von den Eindrücken und Emotionen unserer Entdeckungsreise.

„Ich hoffe, du bereust nicht, dass wir zusammen waren“, sagte Billy leise zu mir, als wir vor dem Eingang meines Zelts standen, wo sich unsere Wege trennten.

„Oh nein, keinesfalls“, antwortete ich voller Überzeugung, „wir hatten ein wunderschönes Date. Um die Komplikationen, die vielleicht daraus entstehen, können wir uns irgendwann später noch kümmern.“

„Du hast vollkommen Recht“, antwortete er, „wir sollten uns nicht den Kopf über Dinge zerbrechen, die wir im Augenblick sowieso nicht ändern können.“

„Du sagt es“, grinste ich, „hoffentlich bekommen wir bald die Gelegenheit, mit Cygni zu reden. Ich hoffe, sie lässt uns nicht zu lange warten.“

Die Neue Realität

„Und nun stecke ich irgendwie in einem Dilemma“, fuhr ich fort, „falls ich die Chance bekommen würde, meine menschliche Gestalt zurückzubekommen, müsste ich mich entscheiden, und ich würde damit großen Schaden anrichten. Aber sollte ich deswegen ein Drovianer bleiben, alles aufgeben, was ich hatte? Auf der Erde gibt es so viele Vorurteile gegen Außerirdische. Und eigentlich möchte ich wieder ein Kerl sein, in normales Leben führen, mit ab und zu ein süßes Mädchen mit nach Hause nehmen, vielleicht in Weile mit ihr zusammenleben, falls wir uns verstehen. Du verstehst, was ich meine?!“

„Oh ja, ich verstehe das gut“, antwortete sie, „ich könnte mir nicht vorstellen, ein Kerl zu sein, meine Brüste zu verlieren und alles. Natürlich ist es auch nicht immer einfach, eine Frau zu sein. Man wird immer benachteiligt, ständig angemacht und lebt andauernd in der Angst, plötzlich von irgendeinem Vollidioten schwanger zu werden, nur weil man einen kleinen, blöden Fehler gemacht hat.“

„Hmm, daran habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht“, gestand ich ihr.

„Keine Sorge“, versicherte sie mir, „das lässt sich alles organisieren, wie alles andere auch. Als ich das erste Mal eine Periode bekam, fand ich es schrecklich. Ich beneidete meinen großen Bruder, der ein sorgloses Leben führte. Nicht weil ich viel lieber einen Penis gehabt hätte, sondern weil er abends fortgehen konnte, so lange er wollte. Wenn er ein Mädchen erobert hatte, galt er als cool, doch wenn ich mal wieder einen neuen Freund hatte oder irgendeinen Kerl mit nach Hause genommen hatte, galt ich als Schlampe. Ich fand es ungerecht, dass für Jungen und Mädchen andere Maßstäbe und Regeln gelten.“

„Das ist auch nicht fair. Der ganze Kampf um die Gleichberechtigung von Frauen in 20. Jahrhundert hat letztlich nicht viel bewirkt.“

Zwischen den Welten

Cygnis Männer brachten mich zu ihrem Hovercraft und stießen mich hinein. Dann ging es mit hohem Tempo über die Ebene auf die Berge zu.

Die Festung thronte hoch oben auf einem felsigen Plateau, umgeben von steilen Klippen. Ihre Türme ragten majestätisch in den Himmel, ihre Mauern glänzten im Licht der fernen Sterne.

Als wir uns der Festung näherten, konnte ich ihre Pracht kaum fassen.

Das gewaltige Tor wurde von schweren Wachen bewacht. Die Gänge, durch die mich die Männer führten, waren mit prächtigen Teppichen ausgelegt und mit kunstvollen Wandteppichen geschmückt, die die Geschichte von Cygnis Herrschaft und die Legenden des drovianischen Volkes erzählten.

Überall hingen Banner und Wappen, die das Emblem der Herrscherin Cygni trugen – ein Symbol der Stärke und Einheit, das die Bewohner von Drov 4UI vereinte.

Cygnis Männer brachten mich in die große Halle der Festung. Hier versammelten sich ihre Berater und Diener, um ihre Befehle entgegenzunehmen und ihre Pläne zu diskutieren.

Zwischen den Welten

Cygni war eine imposante Gestalt, mit einem kühlen Blick und einer Aura von Stärke und Entschlossenheit. Sie trug ein Gewand aus glänzendem Stoff, dessen Farben im Licht der grünlichen Leuchten schimmerten, und ihre dunklen Augen durchbohrten mich, als ich vor ihr stand.

„Seid gegrüßt, Cygni“, sagte ich zu ihr, „ich bin froh, Euch endlich zu treffen. Wir haben die Botschaft, die ihr gesendet habt, empfangen und ich bin von der Erde hierher gereist, um mit Euch darüber zu reden, mehr zu erfahren und mit Euch eine Lösung des Problems zu erörtern, vielleicht sogar ein Bündnis zwischen Drov 4UI und den Vereinigten Planeten auszuhandeln.“

Die Herrscherin sah mich lange von oben bis unten an, bevor sie schließlich zu sprechen begann:

„Ich sehe, du hast dich äußerlich an uns Drovianer angepasst, und deine neue Gestalt steht dir wirklich gut. Doch du hast noch viel über uns und unsere Sitten und Gebräuche zu lernen. Dass du vor mir knien solltest, hast du jetzt hoffentlich kapiert. Die korrekte Anrede für die Herrscherin ist ‚Majestät‘ oder ‚Cundablwirg‘. Merk dir das gut!“

„Jawohl, Cundablwirg“, antwortete ich, „bitte entschuldigt meine Nachlässigkeit. In unserer Welt gelten demokratische Prinzipien und deswegen habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht.“

Die Suche nach Wahrheit

Eine von Cygnis Vertrauten brachte mich zu dem Hovercraft, mit dem ich hierher gebracht worden war.

„Das Ding ist eigentlich kinderleicht zu bedienen“, erklärte sie mir, „es besitzt einen elektrischen Antrieb und hat eine Reichweite von etwa 800 km. Zum Starten schiebst du nur den Steuerknüppel nach vorne. Du lenkst, indem du ihn nach rechts oder links schiebst, und zum Anhalten oder Bremsen ziehst du ihn einfach zu dir her.“

„Ah, wie ein Joystick“, lachte ich, „ein Freund von mir hatte so ein Retro-Computerspiel, das man mit einem Joystick gespielt hat.“

„Was genau ist denn ein Retro-Computer… dings?“

„Ach, früher haben Kinder damit gespielt“, lachte ich, „ist aber irgendwann aus der Mode gekommen. Gibt es hier keine Sicherheitsgurte?“

„Wozu soll das gut sein?“ fragte sie mich erstaunt.

„Falls man abstürzt oder mit irgendetwas zusammenstößt, kann einem der Gurt das Leben retten. Bei uns ist das gesetzlich in jedem Fahrzeug oder Fluggerät vorgeschrieben.“

Suche nach Wahrheit

„Ich komme aus der Hauptstadt“, antwortete ich, „doch ich bin von der Erde hierher gereist.“

Ich erzählte ihr von unserer Mission, meiner Verwandlung und sie hörte mir fasziniert zu.

„Du musst uns unbedingt mehr erzählen“, bat sie mich, „wir haben hier in Xubides nicht viel Kontakt mit den Bewohnern in der Hauptstadt und wir haben noch niemals jemanden getroffen, der von einem anderen Planeten zu uns gekommen ist.“

Schließlich erreichten wir einen Platz im Zentrum der Stadt, wo sich über hundert Drovianer zusammengefunden hatten. Fast alle saßen in kleinen Gruppen beieinander und waren in Gespräche vertieft.

„Hey Leute“, sagte die junge Drovianerin zu ihnen, „ich möchte euch Gienah vorstellen. Sie kommt von der Erde und ist heute zum ersten Mal bei uns.“

Ihre Neugier war riesig und natürlich musste ich ihnen von unserer Reise nach Drov 4UI erzählen und unzählige Fragen beantworten.

„Ich bin nach Xubides gekommen, um mehr über das Leben in eurer Welt zu erfahren“, sagte ich am Schluss meines Berichts, „über die Art, wie ihr hier zusammenleben, eure Sitten und Gebräuche, eure Kultur und vieles mehr. Auch ich habe so viele Fragen, auf die ich nach Antworten suche. Drovianer und Menschen können viel voneinander lernen und ich würde ich freuen, wenn unsere Planeten sich in Freundschaft miteinander verbinden, so wie wir es in dem Bündnis der Vereinigten Planeten erleben.“

Der Ursprung der Mutation

Ich erfuhr, dass der Name des Mädchens Candinda war, und sie bestand darauf, dass ich bei ihr und ihrer Familie leben sollte, solange ich in Xubides war.

Ich akzeptierte die Einladung gerne. Das war viel bequemer, als die Nächte in dem Hovercraft zu verbringen, und es bot mir die Gelegenheit, mehr über das Leben der Drovianer herauszufinden und vielleicht sogar etwas herauszufinden, ob hinter Cygnis Verdacht mehr steckte, als nur ein wages Gefühl.

Als wir am Abend zusammen in dem gemütliche Wohnzimmer der Großfamilie zusammensaßen, fragte ich Candindas Vater, ob er etwas davon wusste.

„Wir reden nicht über… solche Dinge“, antwortete er kurz, „es gibt Dinge, in die man sich besser nicht einmischt.“

Es war deutlich, dass er nicht über dieses Thema mit mir reden wollte, während alle anderen uns zuhörten.

Ich ließ es dabei, war aber doch verblüfft, wie schnell seine Antwort gekommen war. Hatte ich einen wunden Punkt getroffen? Wusste er vielleicht sogar mehr, als er mir anvertrauen wollte?

Candinda und ich hatten uns schon in unsere Ecke des Wohnbereichs zurückgezogen, als er zu uns kam.

Xubides

Mir fiel der Abschied von Candinda und ihrer Familie unheimlich schwer. Es war schön, hier dazuzugehören und ein Teil dieser bunten und fröhlichen Großfamilie zu sein.

„Versprich mir, dass du uns bald wieder besuchen kommst“, bat das Mädchen mich.

„Das möchte ich auch“, antwortete ich, „und ich hoffe, dass ich meine Mission bald zu einem erfolgreichen Ende bringen kann. Cygni erwartet meine Antwort von mir und ich will sie nicht länger warten lassen. Aber sobald ich unser Ziel erreicht habe, will ich nach Xubides zurückkehren und dann sehen wir uns wieder.“

Candinda begleitete mich bis zu meinem Hovercraft und drückte mich zum Abschied. Heimlich wischte sie sich eine Träne aus den Augen, und auch mir tat es weh, ihr Lebwohl zu sagen. Das Mädchen und ihre Familie waren mir inzwischen ans Herz gewachsen.

Ich konnte nur hoffen, dass wir Onzurns Pläne durchkreuzen und Cygni und das Volk der Drovianer vor einer Machtübernahme durch die Trakmatoposen bewahren konnten.

Angriff aus dem All

Ich kehrte mit dem Hovercraft in unser Lager zurück, wo mich eine böse Überraschung erwartete.

„Wir befinden uns in einem interstellaren Krieg“, berichtete Billy mir, „während du unterwegs gewesen bist, haben unsere Raumschiffe versucht, Drov 4UI anzugreifen. Der Angriff wurde von den drovianischen Satelliten abgefangen und es gab einen Gegenangriff auf die Erde. Der Schaden hätte größer sein können, wenn sie New York oder eine der anderen großen Metropolen angegriffen hätten. Dennoch wurde Aston City dem Erdboden gleichgemacht und es gibt Tausende von Opfern. Immerhin gab keine radioaktive Kontamination, doch der Verteidigungsausschuss der Vereinigten Planeten hat sofort reagiert.“

„Elender Mist“, antwortete ich, „dabei lief unsere Mission so gut.“

„Wir müssen so schnell wie möglich Drov 4UI verlassen und uns in Sicherheit bringen!“ fuhr er fort, „das Shuttle ist schon unterwegs, um uns abzuholen.“

Ich war entsetzt. Diese Entwicklung bedeutete nicht nur das vorzeitige Ende unserer Mission.

„Ich kann so nicht auf die Erde zurückkehren“, antwortete ich, „außerdem müssen wir Cygni helfen. Es gibt heftigen Widerstand eines Rebellen und seiner Anhänger, der Cygni stürzen möchte und sich selbst zum Herrscher machen will. Und das bringt nicht nur Drov 4UI in Gefahr, sondern auch die Vereinigten Planeten. Außerdem kann ich in so nicht auf die Erde zurückkehren. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ich meine menschliche Gestalt wiederbekommen kann…“

Angriff aus dem All

Als ich bei Cygni vorsprach und um eine Unterredung bat, wurde ich sofort zu ihr in die große Halle ihres Schlosses geschickt.

„Cundablwirg erwartet dich bereits“, sagte einer der Wachen zu mir.

Cygni saß mit ihren engsten Beratern und Vertrauten zusammen und war mit ihnen in eine lebhafte Debatte verwickelt. Doch als sie mich erblickte, erhob sie sich sofort und kam zu mir.

„Gienah, ich bin froh, dich wohlbehalten wiederzusehen“, begrüßte sie mich, noch bevor ich auf die Knie sinken konnte.

Dann wandte sie sich an ihre Berater.

„Wir müssen unsere Beratung hier unterbrechen. Wir machen später weiter.“

Ich kniete vor ihr nieder.

„Seid gegrüßt, Majestät“, sagte ich zu ihr, „ich bin in Xubides gewesen und habe mich umgehört.“

Ich berichtete ihr von meinem Besuch in der Stadt und meinem Gespräch mit Candindas Vater.

Das Erbe der Vergangenheit

Wir begannen also zu recherchieren. Satellitenbilder von Drov 4UI waren dazu genauso wichtig wie die Karte, die in dem Hovercraft gespeichert war.

Zum Glück konnten wir die Region ein wenig eingrenzen, doch wir prüften alle Optionen.

Wir begannen mit Cygnis Vermutung, dass sich der Tempel auf einer Hochebene östlich von Xubides in den Bergen, doch das alleine grenzte den Bereich, den wir durchsuchen mussten, nicht weit genug ein.

Und natürlich war der geheime Stützpunkt der Trakmatoposen nicht in der Karte des Hovercrafts gespeichert, jedenfalls unter keinem der Namen, die wir für die Suche verwendeten.

Ich bat Noria 63, uns zu helfen, doch sie winkte zuerst ratlos ab.

„Ich brauche ein wenig mehr Input, um die Bilder auswerten zu können“, meinte sie, „wenn wir nicht wissen, wie dieser Tempel aussieht, kann ich nur raten, wie er aus der Luft aussieht.“

Mir fiel es schwer, zu mutmaßen, wie der Tempel aussah. Ich erinnerte mich an meine Lektionen der Menschheitsgeschichte und hatte ein Bild von griechischen oder römischen Tempeln im Kopf, die aus behauenen Steinblöcken und Säulen erbaut waren, aber ich bezweifelte, dass die Erbauer des drovianischen Tempels eine ähnliche Architektur gewählt hatten. Außerdem wären die Säulen auf einem Satellitenbild sowieso nicht zu sehen.

Der Tempel

Ein paar Stunden später kehrten wir in den Tempel zurück. Inzwischen war die Sonne untergegangen und die Pilger hatten längst ihren Heimweg angetreten.

In seinem Zentrum war die geheimnisvolle Maschine noch immer aktiv. Ihr Leuchten erfüllte den Raum und ihr monotones Summen wirkte gespenstisch und gefährlich.

„Siehst du diese Verzierungen hier?“ sagte sie zu Jane, „ich vermute, sie sind so etwas wie Schrauben.“

Jane sah sich die mystischen Verzierungen genauer an und versuchte, sie mit einer Universalzange zu bewegen.

Ein lautes Piepen aus dem Inneren der Maschine schrillte in unseren Ohren, während Jane und Noria 63 das Innenleben unter die Lupe nahmen.

„Das sieht mir nicht nach einer außergewöhnlichen Technologie aus“, meinte Jane, „die sankligentischen Bauteile und Komponenten lassen sich in jedem elektronischen Markt der Vereinigten Planeten beschaffen. Sie sind zwar extrem hitzebeständig, doch mit ein bisschen Hochspannung können wir sie schnell und gründlich zerstören.“

Noria 63 reichte ihr ein kleines Gerät aus dem Werkzeugkasten. Jane schaltete es ein und richtete es auf die zentrale Komponente der Maschine.

Mit dem ersten Stromstoß erklang ein schriller Alarm, doch Jane ließ sich davon nicht beirren. Der nächste Stromstoß brachte den Alarm zum Verstummen, das bläuliche Licht erlosch und das Summen hörte auf.

Die Maschine war zerstört und stellte keine Gefahr mehr dar.

Friedensplan

Cygni war höchst erfreut, als wir ihr von der Zerstörung der trakmatoposischen Maschine berichteten.

„Ich danke euch von ganzem Herzen“, sagte sie erleichtert zu uns, als sie und empfing, „ohne diese Maschine besitzt Onzurn keine Macht mehr, um mir gefährlich zu werden. Es ist ein enormes Glück für uns alle, dass wir euch getroffen haben. Ich habe in dir, Gienah, eine treue Verbündete gefunden und ich muss meine Ansicht, die ich von der Erde und dem Bündnis der Vereinigten Planeten gewonnen habe, korrigieren.“

„Nun, vieles was Ihr über uns erfahren habt, entspricht der Wahrheit“, wandte ich ein, „wir sind noch weit davon entfernt, in Frieden und Eintracht miteinander zu leben.“

„Es ist ein langwieriger Prozess“, versicherte sie mir, „und man kann nie aufhören, darum zu kämpfen. Ich selbst werde auf die Erde reisen und mit den Regierungen des Bündnisses über einen dauerhaften Frieden verhandeln. Und ich hätte dich gerne als Botschafterin dabei, denn du kennst ihre Sprache, und ihre Sitten und Gebräuche und bist mit dem politischen System vertraut. Ich hoffe, du wirst mir diese Bitte nicht abschlagen.“

„Es ist mir eine Ehre, Cundablwirg, auch wenn ich nicht die Redegewandtheit eines Politikers besitze.“

Friedensplan

Die Reise zurück zur Erde an Bord des drovianischen Raumschiffs verlief schneller und deutlich bequemer, als der Hinflug mit dem Zwischenstopp auf der Raumstation und den Schlafkabinen.

Wir erreichten die Erde nach knapp zwei Tagen Flug und landeten in der Nähe von Byogoro auf dem Gelände der UPSA, wo wir bereits von einer Delegation der Vereinigten Planeten empfangen wurden.

Dr. Colby und der Außenminister empfingen uns und ich stellte ihnen Cygni vor.

„Meine Herren, ich möchte Sie mit Cygni, der Herrscherin von Drov 4UI bekannt machen. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns empfangen und wie die Gelegenheit bekommen, mit Ihnen über ein Ende des Krieges zwischen unseren Welten zu sprechen.“

Hände wurden geschüttelt und der Außenminister hielt eine kleine Rede.

„Sie sprechen hervorragend Englisch“, sagte er zu mir, „das macht unsere Verhandlungen deutlich einfacher.“

Ich grinste und dankte ihm für das Lob. Von meiner geheimnisvollen Verwandlung wollte ich ihm nichts erzählen, damit er nicht einen falschen Eindruck von den Absichten der Drovianer bekam.

Auch Cygni sprach zu den Teilnehmern der Delegation, versicherte ihnen mit klaren Worten, dass sie großes Interesse an einem Bündnis mit den Vereinigten Planeten hatte, und ich übersetzte ihre Worte.

Akzeptanz des Unbekannten

Der Krieg zwischen den Welten hatte ein Ende gefunden. Cygni und der Präsident der Vereinigten Planeten hatten ein Abkommen unterzeichnet und alle Kampfhandlungen waren mit sofortiger Wirkung eingestellt worden.

Cygni war mit dem Ergebnis höchst zufrieden.

„Der Präsident wird sicher nie mein bester Freund werden“, sagte sie zu mir und grinste, „aber das wird auch nicht notwendig sein. Aber wir kommen zurecht und die Chance ist groß, dass alle von einem Abkommen zwischen Drov 4UI und den Vereinigten Planeten profitieren werden. Natürlich werde ich in einigen seiner Wünsche hart bleiben, doch wir werden in vielen Bereichen zusammenarbeiten und hoffentlich können wir dazu beitragen, dass sich die Verhältnisse auf der Erde verändern, dass die Armut ein Ende findet und niemand mehr wegen seiner Rasse, Geschlecht oder Gesinnung benachteiligt wird. Es wird ein langer Weg, den wir gemeinsam gehen müssen.“

„Ich bin froh, dass ihr zu uns gereist seid, Cundablwirg“, antwortete ich, „es hat den Menschen wieder Hoffnung gemacht.“

„Manchmal ist es notwendig, dass man sich in die Augen sieht, wenn man miteinander redet“, sagte sie nachdenklich, „und hör auf, ‚Cundablwirg‘ zu mir zu sagen. Über dieses Stadium sind wir doch längst hinaus.“

Außerirdische zu Besuch auf der Erde

Die UPSA stellte uns zwei Leibwächter zur Verfügung, die uns begleiten und Cygni unauffällig bewachen sollten, und sie brachten uns mit einer Limousine in die Stadt.

Cygni war überwältigt, als sie die Wolkenkratzer im Zentrum der Stadt von weitem sah. Hoch ragten sie in den Himmel und die oberen Etagen waren im Smog der Stadt kaum sichtbar.

„Wow, das sind ja unvorstellbare Bauwerke“, staunte sie, „die Menschen, die dort leben, müssen sehr glücklich sein, denn sie haben viele Nachbarn um sich herum.“

„Die meisten, die dort leben, können sich keine bessere Wohnung leisten“, erklärte ich ihr, „hier leben sie auf engstem Raum zusammen, aber die meisten von ihnen kennen ihre Nachbarn nicht und wollen sie auch nicht kennenlernen.“

„Das ist ja merkwürdig.“

Wir parkten in einem der riesigen Parkhäuser und gingen zu Fuß durch die Stadt bis wir zu der großen Einkaufsstraße kamen.

Hier war in der Mittagshitze nicht viel los, dennoch folgten uns die beiden Leibwächter in sicherem Abstand, um uns zu schützen.

Eine schwarze Frau sprach uns an.

„Sind Sie nicht die außerirdische Königin, die wir im Fernsehen gesehen haben?“ fragte sie Cygni und ich übersetzte ihr kurzes Gespräch.

Epilog

Körper zu akzeptieren und auf Drov 4UI ein neues Leben zu beginnen.

„Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast“, antwortete er, „vielleicht werde ich meinen besten Freund Christian auch ein bisschen vermissen, doch das kann ich besser ertragen, als dich zu verlieren.“

„Okay, das ist der erste Teil des Plans. Kannst du dir den vorstellen, mit mir nach Drov 4UI auszuwandern? Diesen Teil des Plans kannst nur du entscheiden und du solltest gründlich darüber nachdenken.“

„Es ist nicht das erste Mal, dass ich über diese Frage nachdenke“, sagte er und grinste dabei, „diese Welt ist so faszinierend, dass ich hier gerne leben möchte. Ich hätte mich aber nicht dafür entschieden, wenn du auf die Erde zurückgekehrt wärst.“

Ich lächelte und zog ihn in meine Arme.

„Es ist super, dass du genauso darüber denkst“, antwortete ich und küsste ihn.

Am Strand

Die untergehende Sonne ließ den Himmel in einem sanften Pink erstrahlen. Der Wind trug den Duft von Blumen über das Wasser und ich nahm mein tägliches Bad im See.

Billy saß auf der Veranda unseres kleinen Häuschens und tippte auf seinem Laptop. Er hatte sich vorgenommen, alles was passiert war, aufzuschreiben.

Als ich aus dem Wasser stieg, klappte er den Computer zu und reichte mir ein Handtuch.

„Du siehst bezaubernd aus“, sagte er zu mir, „es war eine gute Idee, von der Erde diesen süßen Badeanzug mitzubringen. Es ist ein erhebender Anblick, dich darin zu sehen.“

„Süßholzraspler“, lachte ich, „als ob du mich mit schönen Worten verführen könntest. Ich gehöre dir doch sowieso.“

„Ist gut“, antwortete er, „ich sag’s nie wieder!“

„Nein nein, ich kann’s nicht oft genug hören“, widersprach ich und er lachte.

Drei Monate waren vergangen seit wir nach Drov 4UI zurückgekehrt waren und uns hier niedergelassen hatten. Wir lebten hier wie im Paradies, hatten einander und fanden immer mehr Freunde unter den Einheimischen.

„Ich habe eine Flasche baldrokopischen Rotwein für solche Anlässe besorgt“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

„Ein besonderer Anlass?“

„Jeder Tag mit dir ist ein besonderer Anlass“, erklärte er, „hast du unsere Entscheidung jemals bereut?“

„Keine Sekunde lang!“ antwortete ich.

ENDE


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Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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