Na ja, ich bin gerade so richtig in Schwung… Noch ein Comic:  Die Geburt einer neuen Welt

Prolog

Es war finster wie in einem Grab in dem engen Stollen weit unter der Erde.

Die Männer arbeiteten hart und gönnten sich kaum Ruhepausen, um das Pensum zu erfüllen und ihren kläglichen Lohn dafür zu erhalten.

Das Erz war kostbar und darum blieb ihnen kaum keine Wahl, als hier unten zu arbeiten, bis zur Erschöpfung einen Gang nach dem anderen in den Berg zu treiben und das wertvolle Material aus dem Gestein herauszuschlagen.

Der Mann war hungrig und müde, sein Gesicht und die schäbige Kleidung von Schmutz und Staub bedeckt.

Er könnte sich eine kurze Pause und atmete durch. Im Licht der düsteren Laternen sah er zu den Kameraden hinüber.

Einer der Kumpels hieb den Pickel in das rote Gestein. Ein Felsbrocken mit einer schimmernden Substanz löste sich aus der Wand und er warf ihn zu den anderen auf dem großen Haufen.

Ein Grollen über ihnen verhieß nichts Gutes.

Minenarbeiter

Ein großer Stein löste sich von der Decke des Stollens und verfehlte ihn nur knapp.

„Wir müssen sehen, dass wir in diesem Gang bald zum Ende kommen“, sagte er zu den anderen, „der Berg ist instabil und wir haben schon so viele gute Männer verloren.“

„Solange wir nicht mit leeren Händen aus dem Berg kommen, werden wir hier weitermachen müssen“, antwortete ein anderer. Seine Stimme klang erschöpft und bitter.

Ein weiterer Felsbrocken stürzte auf sie herab und traf das Bein des Mannes, der vor Schmerzen laut aufschrie.

Ein Kumpel eilte ihm zu Hilfe. Das Bein sah nicht gut aus und Blut tränkte die Hose des Arbeiters.

Aufbruch ins Unbekannte

Es war unerträglich heiß in der Stadt. Der Sommer war mit voller Kraft gekommen und die Sonne brannte unbarmherzig auf uns herunter.

Selbst im Schatten der Hochhäuser fand man keine Zuflucht mehr. Der Müll stank fürchterlich und wenn die Müllfahrzeuge mal wieder ein paar Wochen nicht ihre Runde gemacht hatten, war die Luft von einem penetranten Gestank erfüllt, den man kaum aushalten konnte.

Am besten blieb man zuhause, hielt die Türen und Fenster geschlossen und wartete geduldig, bis die Nacht einbrach und man sich wieder auf die Straße trauen konnte ohne mit einem Hitzschlag zusammenzubrechen.

Doch auch im Schatten der Dunkelheit war das Leben nicht sicher. Banden zogen durch die Straßen, suchten nach brauchbaren Dingen, die sie auf dem Schwarzmarkt für viel Geld verkaufen konnten, und machten Jagd auf alle, die durch ihr Äußeres vermuten ließen, das bei ihnen noch etwas zu holen war.

Die Hochhäuser ragten in den Himmel, wie scharfkantige Monolithen der Überlegenheit. Sie waren Symbole des Wohlstands und der Macht, doch sie wirkten gleichzeitig erdrückend und bedrohlich. In den oberen Stockwerken, fernab vom Boden, thronte eine privilegierte Elite, die den Reichtum der Welt anhäufte, während die Massen unten in der Enge und Dunkelheit lebten.

Hochhäuser in einer Großstadt

Doch an diesem Tag änderte sich alles. Als ich endlich an der Reihe war und dem leicht genervten Herrn der Arbeitsvermittlung die Frage stellte, ob denn inzwischen Stellen als Gärtner frei geworden waren, sah er mich groß an.

„Sind Sie ortsunabhängig?“ fragte er mich.

„Na ja, bis jetzt habe ich noch nie mobil gearbeitet“, antwortete ich überrascht.

„Die Firma ‚Terra 2‘ sucht verzweifelt nach Mitarbeitern mit Ihrer Qualifikation und Erfahrung“, erklärte er mir, „es geht um ein Landentwicklungsprojekt auf Onrion. Die Bezahlung ist überdurchschnittlich, Sie könnten dieses Elend hinter sich lassen und noch einmal ganz von vorne anfangen.“

„Onrion? Wo liegt denn Onrion“? fragte ich ratlos. In Geographie kannte ich mich eigentlich ganz gut aus, doch Onrion sagte mir nichts. Vermutlich irgendeine Kleinstadt in der Provinz.

„Der Planet Onrion liegt im zwischen Castor und Pollux“, erklärte er mir, „er hat ideale Bedingungen für eine Besiedlung. Es handelt sich um ein Landentwicklungsprojekt der interstellaren Föderation. Humanoide, Aliens und intelligente Roboter arbeiten dort zusammen, aber die kreativen Aufgaben will die Föderation nicht den Aliens oder Androiden überlassen.“

Maschinen des Wandels

Ich traf den Rest der Crew im Space Center der Raumstation und Kandinsky machte mich mit den anderen bekannt.

„Sarah, unsere Blumenfrau“, sagte er, „das erste Mal im All.“

„Dann herzlich willkommen an Bord“, begrüßte mich eine junge Asiatin, „ich bin Mariam, eine der Pilotinnen. Wir werden dich sicher nach Onrion bringen.“

Eine futuristische Raumstation

„Ich werde Mariam dabei helfen“, fuhr eine junge Farbige fort, „mein Name ist Masika, und ich bin auch Pilotin. Außerdem haben wir noch Marijke dabei, unsere Copilotin. Ich schätze, sie wird nicht viel zu tun kriegen, wenn der Autopilot nicht gerade ausfällt.“

Die junge Frau lächelte sanft und ein bisschen verlegen.

„Wir werden uns schon irgendwie beschäftigen“, antwortete ich und lächelte freundlich zurück.

Ich bin Juliet, für die Sicherheit hier verantwortlich.“

Die rothaarige Frau trug einen Kampfanzug und besaß ein sympathisches Lächeln.

Holodeck

Das Holodeck war eine ganz neue Erfahrung für mich. Zuhause auf der Erde hatte ich einen normalen Fernseher besessen, mit dem man auf allen Kanälen Filme und Unterhaltungssendungen sehen konnte.

Auf dem Holodeck der Raumstation wurde eine komplette Welt mit Lasern in den Raum projiziert, der vollkommen real aussah, als würde man mitten in der simulierten Welt stehen.

Kandinsky stellte uns die Planung für die neue Welt auf Onrion vor. Die Siedlung für die neuen Bewohner war das soziale Zentrum auf dem Planeten. Hier entstanden futuristische Häuser mit gemütlichen Wohnungen, Einkaufszentren, Clubs, Restaurants und andere Treffpunkte.

Ein hilfreicher elektronischer Freund

Er berichtete über den Fortschritt der Arbeiten. Die ersten Häuser waren bereits von den ersten Siedlern bezogen worden und täglich kamen neue dazu.

Für die Innenausstattung hatte man die Auswahl aus verschiedenen Stilen und war innerhalb bestimmter Grenzen vollkommen frei, sich wohnlich einzurichten.

Grün wird die Farbe der Zukunft

Endlich erreichten wir das Ziel unserer Reise. Trotz Holodeck und anderen Unterhaltungsmöglichkeiten hatte sich immer mehr Langeweile und Unruhe unter den Crewmitgliedern verbreitet.

Ich hatte die Zeit zum Lesen genutzt, mir eine Karte von Onrion besorgt und mir die ersten Gedanken zur Gestaltung des Planeten gemacht.

Es gab einen zentral gelegenen Ort, wo bereits die ersten Siedler lebten. Bisher war die Siedlung funktional gestaltet und bot noch nicht viele öffentliche Gebäude.

In einem von ihnen war die Verwaltung der Kolonie untergebracht. Daneben schlossen sich eine Kneipe für die Arbeiter und ein Supermarkt, wo Lebensmittel, Getränke, Kleider und jede Menge andere Dinge des täglichen Lebens angeboten wurden, an.

Diese Gebäude waren rings um einen großen Platz angeordnet, der als Treffpunkt der Siedler gedacht war und noch genug Raum für Läden, Restaurants und anderes bot.

Hovercraft auf Onrion

Ein Shuttle brachte uns auf die Oberfläche von Onrion. Warme Luft kam uns entgegen und es lag ein würziger Duft in der Luft.

„Willkommen auf Onrion“, begrüßte uns ein Android, „ich bin Tera und werde euch in eure Quartiere bringen.“

Am Rand der Landeplattform stand bereits ein Hovercraft für uns bereit, das und in den Teil der Siedlung brachte, wo unsere Unterkünfte waren. Die Fahrt dauerte nicht lange und ich gewann einen ersten Eindruck von der futuristischen Architektur der Häuser.

Der Unterschied zu den schäbigen Wolkenkratzern auf der Erde war extrem. Hier gab es Gebäude in verschiedenen Größen, für Großfamilien oder Singles. Viele von ihnen waren kugelrund und selbst in der Nähe des Stadtzentrums war viel Platz zwischen den einzelnen Gebäuden.

Einige wenige Häuser hatten einen Garten rings auf dem Grundstück, doch ich konnte deutlich erkennen, dass es an fruchtbarer Erde, Gras und anderen Pflanzen überall fehlte. An Arbeit würde es mir also nicht fehlen.

Weitere Androiden erwarteten uns an der Haltestelle und brachten uns in unsere Unterkünfte.

Pioniere der Landentwicklung

Ich sah mir meinen Plan von Onrion noch einmal genauer an und zeichnete ein großes Fragezeichen an die Stelle in den Bergen ein, wo ich die Baumaschinen, die ich gehört hatte, vermutete.

Auf der Karte war in der Umgebung keine Baustelle verzeichnet, was mich sehr wunderte. Sonst war die Karte sehr genau und es waren einige Regionen markiert, in denen Bauarbeiten geplant waren.

Doch zuerst machte ich mich daran, meine eigene Arbeit zu beginnen.

Die Gestaltung des Stadtparks sollte meine erste Aktivität werden. Ich hatte einige gute Ideen und begann, Skizzen zu zeichnen, wie dieser Teil der Siedlung aussehen könnte.

Einen See stellte ich mir vor. Er sollte den Mittelpunkt des Parks bilden und aussehen, als wäre er auf natürliche Weise entstanden.

Am Ufer stellte ich mir Bäume vor, Wiesen, auf denen wilde Blumen wuchsen, kleine Wege, die zum Spazierengehen einluden, vielleicht ein nostalgisches Café als Treffpunkt.

Caroulyn arbeitet in der Mine

Ich traf Caroulyn auf einer der kleinen Baustellen in Loupra und besprach mit ihr den Plan für die Gestaltung des Parks.

„Kandinsky möchte, dass der Park ein echter Blickfang wird“, sagte sie zu mir, „er scheut keine Kosten, um ihn zu gestalten. Wenn er nur einen Bruchteil des Aufwands in Loupra investieren würde, wäre die Motivation der Arbeiter wesentlich höher.“

„Das kann ich mir vorstellen“, versicherte ich ihr, „dort ist alles noch sehr trist und leer.“

„Thomas kann dir helfen“, fuhr sie fort, „er kann hervorragend mit dem Bagger und anderen großen Maschinen umgehen und wird dir mit dem See helfen. Außerdem stelle ich dir einen der Androiden und Nyambugi zur Verfügung, die dich unterstützen werden.“

„Prima, dann kommen wir bald ein gutes Stück voran. Ich werde mit Kandinsky reden. Auch in Loupra muss etwas geschehen. Onrion soll ein Ort werden, in dem alle Menschen glücklich und zufrieden sind.“

Stellorium

Tief unten in den Bergen schufteten die Arbeiter hart und unter unerträglichen Arbeitsbedingungen. Die Arbeitstage waren lang und die Pausen viel zu kurz. Sicherheitsmaßnahmen waren Mangelware und immer wieder kam es zu schweren Unfällen, bei denen Minenarbeiter verletzt oder getötet wurden.

Sie mussten schwere Lasten tragen und sich durch enge, dunkle und instabile Stollen bewegen.

Dort unten gab es giftigen oder gesundheitsschädlichen Substanzen, die trotz der Schutzausrüstung immer wieder die Gesundheit der Arbeiter gefährdete, doch die meisten von ihnen hatten keine andere Wahl, wenn sie mit dem geringen Lohn ihrer Arbeit überleben wollten.

Dazu kam der enorme Druck, unter dem die Arbeiter standen. Die mussten ihre Produktionsquoten erfüllen, so dass sich viele von ihnen auch dann zur Arbeit schleppten, wenn sie krank waren.

Alle Beschwerden bei ‚Terra 2‘ hatten nicht geholfen, ihre Situation zu verbessern. Der Versuch, sich in einer Gewerkschaft zu organisieren, hatte Kandinsky wütend gemacht und er die Repressalien nur verschärft.

Abbau von Stellorium

„Genau“, grinste Caroulyn, „wenn wir ihr Sprachmodul umkonfigurieren, werden alle Audiodateien der Spracherkennung des Androiden gespeichert.“

„Gute Idee“, antwortete Kandinsky, „wenn sie irgendetwas sagt, das uns auch nur einen Verdacht gibt, will ich das wissen.“

„Kein Problem – ich konfigurieren Coumba, so dass dir die Audiodaten automatisch zugeschickt werden.“

„Okay – nächstes Thema. Wie läuft die Produktion?“

„In der Mine arbeiten alle unter voller Auslastung“, berichtete Jasmine, „doch die Zahlen sollten besser sein. Wir brauchen noch mehr Arbeiter. Vor allen Dingen in Stollen E5J fehlen uns etwa 20 Arbeitskräfte.“

„Die Sache ist einfach“, antwortete Kandinsky, „Stellorium das wir nicht abbauen, können wir auch nicht verkaufen. In zwei Wochen kommt ein Raumtransporter aus Tajpuki 4D nach Onrion, um zwanzigtausend Tonnen Stellorium abzuholen. Transportfertig sind aber bis jetzt nur siebzehntausend. Die Tajpukianer werden nicht sehr erfreut sein.“

Ein erster Erfolg

Es dauerte eine Weile, bis sich der See mit Wasser gefüllt hatte, doch endlich war es soweit.

Inzwischen hatten mir die Arbeiter Gewächshäuser aufgebaut. Ich hatte Humus verteilt, Pflanzen ausgesät, Setzlinge eingepflanzt und einiges mehr.

Im Gewächshaus wachsen Pflanzen heran

Caroulyn hatte mir ein Fahrzeug organisiert, mit dem ich das Saatgut transportieren konnte und ich begann mit dem Aussähen von Gras.

Aber nicht nur das. Es war in der Lage, zu pflügen, den Boden zu ebnen und Gestein aus dem Weg zu räumen.

Coumba war immer in meiner Nähe. Kandinsky hatte mich persönlich aufgesucht und mir versprochen, dass ich den Android verwenden konnte, solange ich wollte, und ich war ihm dankbar für das Angebot. Auf diese Weise war die Schlepperei der Säcke mit dem Saatgut kein Problem mehr.

Wir begannen damit, den Untergrund zu pflügen und einzuebnen.

Dann erteilten Coumba und ich den Humus, das mit synthetischem Granulat gemischt worden war, auf dem Land. Bis ich selber fruchtbare Erde herstellen konnte, indem ich Pflanzenabfälle kompostierte, würde es noch eine ganze Weile dauern. Dann war ich auch in der Lage, weitere Flächen des Lands fruchtbar zu machen.

Ein futuristisches Restaurant in Onrion

Ich betrat das außerirdische Restaurant ‚Glass House‘ und fühlte mich sofort von der Atmosphäre überwältigt. Das Interieur schien direkt aus einem Science Fiction-Film zu stammen, mit leuchtenden, organischen Formen, die sich um die Wände wanden. Ein sanfter Schimmer lag über allem, der mich daran erinnerte, dass ich weit von meiner Heimat entfernt war.

Die Einrichtung war schick und an den Wänden hingen animierte holografische Bilder von mir unbekannten Welten. Hin und wieder wurde das Logo von ‚Terra 2‘ eingeblendet und ein Slogan verkündete mit blumigen Worten, wie perfekt die neue Welt auf Onrion sein würde, wenn sie erst einmal fertig war.

Als ich mich an meinen Tisch setzte, wurde mir eine holografische Speisekarte präsentiert, die in einem mir unbekannten Schriftsystem geschrieben war. Zum Glück gab es einen Übersetzer, der die Speisekarte übersetzte, sodass ich die Auswahl verstehen konnte.

Die Vorspeisenliste war beeindruckend und ungewohnt. ‚Gebratene Nebelkugeln in Plasmadip‘, las ich neugierig und entschloss mich, sie auszuprobieren.

Als Hauptspeise entschied ich mich für ‚Kristalline Sternenpastete mit Hyperraumsoße‘.

Für den Nachtisch wagte ich mich an etwas, das ‚Gravitationsbeugender Soufflé‘ genannt wurde.

Das Getränkemenü war ebenso surreal, und ich entschied mich für einen ‚Quasar-Elixier‘.

Leben auf fremdem Boden

In vielen Dingen war der Neuanfang auf Onrion eine echte Chance. Alle waren hier erst einmal Fremde. Das war etwas, was alle Siedler hier gemeinsam hatten und uns trotz aller Unterschiede verband.

Bisher hatte ich nur Humanoide kennengelernt. Siedler, die von der Erde hierhergekommen waren, weil sie es sich leisten konnten oder hier eine Arbeit gefunden hatten.

Die sozialen Unterschiede von Armen und Reichen hatten wir nach Onrion importiert und das ungerechte System zweier Klassen übernommen.

Dieses System der Verschiedenheiten wurde noch einmal verschärft, als das Raumschiff eine Gruppe Xenofoten nach Onrion brachte.

Bereits auf den ersten Blick konnte man sehen, dass diese Spezies sich von uns Menschen deutlich unterschied. Auch wenn sie wie wir aufrecht gingen, Arme, Beine, einen Rumpf und einen Kopf besaßen, war ihr Äußeres doch vollkommen anders.

Meine erste Begegnung mit ihnen war überraschend und fremd für mich. Kandinsky hatte mir vier der Xenofoten als Helfer zur Verfügung gestellt, die mir helfen sollten.

Außerirdischer Gehilfe

Meine außerirdischen Kollegen waren mit dem Quartier zufrieden. Nach ihrer weiten Reise von ihrem Heimatplaneten in der Enge ihres Raumschiffs war selbst die Enge ihres Quartiers eine deutliche Verbesserung.

Sie hatten sich schnell häuslich eingerichtet und ihre Habseligkeiten ausgepackt. Ich begrüßte die anderen Xenofoten und zeigte ihnen, wo sie etwas zu essen fanden.

„Habt ihr noch Lust, die Baustelle zu sehen“, fragte ich sie, „oder wollt ihr euch erst einmal ausruhen?“

„Danke, wir hatten lange genug Ruhe“, antwortete Thraqriel, „ich bin schon sehr gespannt darauf, mehr von Onrion zu sehen.“

„Dann zeige ich euch ein bisschen mehr von unserer neuen Welt“, versprach ich ihnen.

Wir begannen unseren Rundgang mit einer Runde durch Loupra. Ich zeigte meinen Gästen die Häuser der Arbeiter, die Kneipe, die Haltestelle des Hovercrafts und einiges mehr.

Dann stiegen wir in das Hovercraft und fuhren hinüber nach Onrion.

Herausforderungen und Lösungen

Inzwischen traf sich Kandinsky mit seinen Ingenieuren und die Gruppe der Außerirdischen im Forschungszentrum.

„Wir haben ein Problem in der Mine“, erklärte Kandinsky ihnen, „der Abbau dauert länger, als wir erwartet haben. Die Gesteinsschichten in der Tiefe besitzen unterschiedliche Härte. Wir bohren mit Diamant und vereinzelt schon mit Stellorium, doch die Bearbeitung von Stellorium ist mühsam und zeitaufwändig. Wir brauchen ein Verfahren, mit dem wir Stellorium präzise schneiden und schleifen können.“

„Hmm, das ist knifflig“, antwortete einer seiner Ingenieure, „wir arbeiten mit Lasern, um das Stellorium zu schneiden, doch der Energieverbrauch ist enorm. Das Material ist so hart, dass wir es nur mit dem Hochenergielaser zerteilen können. Es ist ein Prototyp und wir haben nur einen einzigen hier im Labor.“

„Dann brauchen wir eben noch mehr von der Sorte“, forderte Kandinsky.

„Na ja, man kann diese High Tech-Maschinen ja nicht in irgendeinem Laden um die Ecke kaufen“, antwortete der Spezialist flapsig, „selbst auf der Erde sind sie schwer zu beschaffen.“

Herausforderungen

Ich kam mit meiner dank Coumbas Hilfe gut voran, so dass ich beschloss, mich nun auch mit meinem eigenen Garten zu beschäftigen.

Ich suchte Thomas in Loupra auf, der sich unheimlich freute, mich wiederzusehen.

„Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“ fragte er mich.

Ich sah in seine blauen Augen. Er war ein süßer Typ. Zu dumm, dass es diese bescheuerten Regeln gab, dass die Bewohner von Onrion nichts mit denen von Loupra zu tun haben sollten.

„Ehre? Ich wollte dich eigentlich nur um einen Gefallen bitten“, antwortete ich, „um mein Haus herum sieht alles noch so schrecklich kahl aus. Könntest du mir nicht eine Ladung guten Boden bringen, damit ich damit beginnen kann, es mir zuhause ein bisschen grüner und freundlicher zu gestalten?“

„Das kann ich gerne tun“, versprach er mir, „soll ich gleich mitkommen?“

„Wenn du Zeit hast, gerne!“

Schwebende Gondeln und ein Picknick

Thomas hatte sich für unsere Verabredung etwas wirklich Cooles ausgedacht.

„Wir machen ein Picknick“, verkündete er und grinste, „ich kenne einen schönen Platz dafür, der ein gutes Stück von der Hovercraft-Strecke entfernt ist.“

„Ah, dann werden wir eine Wanderung machen“, riet ich.

„Völlig falsch“, lachte er, „hast du mal von Venedig gehört?“

„Ja, sie galt als eine der schönsten Orte auf der Erde. Eine Stadt auf Pfählen im Meer. Als Venedig untergegangen ist, gab es einen Aufstand. Das ist aber schon fast hundert Jahre her.“

„Venedig war eine beliebtes Reiseziel für Liebende“, erklärte er mir, „auf den Kanälen der alten Stadt waren Gondeln das beliebteste Verkehrsmittel. Ich habe für uns eine schwebende Gondel geliehen.“

„Wow, das klingt ja cool!“

Thomas hatte die Gondel etwas außerhalb von Loupra auf dem Hof eines Schlossers untergestellt. Schon der Anblick des technologischen Wunderwerks brachte mich zum Staunen.

Schwebende Gondeln und ein Picknick

Wir landeten abseits der Berge am Strand des Meers, luden die Sachen, die Thomas mitgebracht hatte, aus und breiteten eine Decke im heißen Sand aus.

„Wenn ich gewusst hätte, dass wir ans Meer fliegen, hätte ich meine Badesachen mitgebracht“, sagte ich zu ihm, „ich will unbedingt schwimmen gehen.“

Ein romantisches Picknick

„Ich habe ein paar Handtücher eingepackt“, antwortete er, „aber einen Badeanzug wirst du hier nicht besuchen. Wir sind hier vollkommen ungestört.“

„Das würde dir gefallen“, grinste ich.

„Vielleicht“, meinte er ausweichend, „ich mache gleich mal ein Feuer, während du badest.“

Ich zog mich um und ging zum Wasser. Es war kühl und erfrischend. Zu lange hatte ich keine Gelegenheit mehr gehabt zu schwimmen und ich fühlte mich lebendig.

Die Ernte der Arbeit

Einige Wochen gingen ins Land. Inzwischen war das Gras im Park und in meinem Garten gewachsen und wir hatten damit begonnen, die Gärten der anderen Häuser in Onrion zu begrünen.

In meinen Gewächshäusern wuchsen die Pflanzen heran und nach und nach konnte ich sie in der Parkanlage pflanzen.

Unsere Welt veränderte sich jeden Tag und es war schön, die Entwicklung zu beobachten. Onrion wurde nach und nach zu einem schönen Ort, wo man gerne lebte und der mehr war, als ein unwirtlicher Ersatz für die Erde.

Kandinsky war mit meiner Arbeit zufrieden und natürlich musste ich den Garten seines Hauses ebenfalls gestalten.

„Ich hätte gerne etwas Besonderes“, sagte er zu mir, „Orchideen vielleicht. Ein großes Beet im Vorgarten.“

Ich erklärte ihm, dass Orchideen keine Pflanzen für den Garten waren, doch er bestand darauf.

Tomatenernte

In meinen Gewächshäusern wurden die ersten Tomaten reif und es war ein kleines Fest, sie zu ernten. Die erste, die ich pflückte, aß ich sofort und sammelte die anderen in einer Schüssel.

Ich packte ein frisches Brot und einen Beutel davon zusammen und fuhr nach Loupra hinüber. Ob wir irgendwann Weizen und Gerste aussähen, unser eigenes Mehl mahlen und Brot backen würden? Dann brauchten wir mehr Feldmaschinen, eine Mühle und Bäckereien.

Das wäre cool und wir wären nicht ständig von Importen abhängig, und die Preise von Korn, das von der Erde kam, waren selbst für die wohlhabenderen Siedler unerschwinglich.

Also blieb uns momentan nur der Import von Mehl vom Planeten Grequwygukro, mit dem wir Handeln trieben und unseren Bedarf durch den Tausch mit Stellorium deckten.

Thomas und Nyambugi freuten sich mit mir und gemeinsam bereiteten wir eine große Schüssel mit Tomatensalat zu, die wir in die Kneipe brachten und mit den Gästen teilten.

„Gurken, Zucchini, Zwiebeln, Karotten und Kürbisse brauchen noch ein bisschen Zeit“, sagte ich zu ihnen, „aber es wird eine gute Ernte geben. Der Boden ist fruchtbar und rings um mein Haus wird schon alles grün.“

Die Entdeckung einer vergangenen Zivilisation

Die Idee, Felder für den Anbau von Getreide anzulegen, ließ mich nicht los und ich machte mich auf, mir die Umgebung von Loupra anzuschauen und nach geeigneten Flächen für diesen Zweck zu suchen,

Land gab es genug, doch es sollte eben sein, damit die Landmaschinen dort problemlos fahren konnten, und es sollte eine Fläche sein, die frei von größeren Felsen und anderen Hindernissen war.

Ich nahm eines der kleineren Transportfahrzeuge und fuhr damit weit hinaus in die unendliche Wüste, die sich um unsere Siedlungen ausbreitete. Hier gab es nicht viel mehr als rosaroten Sand, Steine und Felsbrocken, die den Grund bedeckten.

Um hier Felder anzulegen musste noch viel getan werden, aber es war möglich. Aber wir würden eine enorme Menge von künstlicher Erde benötigen, die von Raumtransportern von weit her transportiert werden musste.

Das war eine riesige Herausforderung und ich bezweifelte, dass Kandinsky daran großes Interesse hatte. Ich war schon froh über die Menge, die mir für die Gestaltung der Parkanlage und Gärten zur Verfügung stand.

Sarahs Garten

Ich sah mich in alle Richtungen um. In der Ferne bemerkte ich etwas, das meine Aufmerksamkeit weckte. Es sah aus, als gäbe es dort Bauwerke, die ich nicht vermutet hätte. interessierte mich und ich beschloss, mich dort umzusehen.

Etwa eine halbe Stunde später hatte ich das Ziel meiner Neugier erreicht. Mitten in der Einöde erhoben sich die Ruinen einer längst vergangenen Zeit aus dem Sand, die von einer vergangenen Zivilisation erbaut worden war. Die Überreste ihrer einst prächtigen Gebäude ragten wie verwitterte Monolithen in den Himmel.

Neugierig streifte ich über die verwitterten Steine, die von Jahrhunderten des Verfalls gezeichnet waren. Ich konnte mir nur vage vorstellen, welch lebendiges Treiben hier einst geherrscht hatte. Der Gedanke an die Menschen, die hier gelebt und geliebt hatten, erfüllte mich mit einer Mischung aus Faszination und Melancholie.

Ruinen aus einer anderen Zeit

Ich sah die Überreste einer ehemaligen Markthalle. Die einst geschäftigen Straßen waren nun von Sand bedeckt, verfallen und von der Natur zurückerobert. Der Glanz vergangener Tage war verblasst, aber die Magie der Vergangenheit hing noch immer in der Luft.

Was war hier wohl mit dieser Zivilisation geschehen? Hatte eine Naturkatastrophe sie ausgelöscht? Oder hatten sie selbst ihre Stadt aufgegeben und waren weitergezogen? Ich konnte nur spekulieren, denn die Zeugen der Vergangenheit schwiegen.

Die Grenzen des Möglichen

Es ging voran mit der Besiedlung von Onrion. Das nächste Raumschiff war voll mit Siedlern, die schnell die noch freien Häuser in Onrion füllten, und Arbeitern, für die in aller Eile noch Unterkünfte in Loupra erstellt wurden.

Kandinsky war ganz in seinem Element. Stolz führte er die neuen Siedler herum und zeigte ihnen die Schokoladenseiten unserer Siedlung.

Die Arbeiter machten sich daran, das Shuttle zu entladen, das Lebensmittel, Baumaterial, Möbel und viele andere Dinge, die wir benötigten, geladen hatte.

Auch ich war zum Landeplatz des Shuttles gekommen, in der Hoffnung, dass auch für meine Arbeit Material gekommen war. Viele der Siedler wünschten sich einen kleinen Baum im Garten und ich hatte Samen, Setzlinge und Gartengeräte angefordert.

Meine Überraschung war groß, als aus dem Shuttle Tiere ausgeladen wurden, die auf Onrion ausgesiedelt werden sollten. Ich hatte zuerst an Hunde, Katzen und Pferde gedacht, doch es war eine bunte Sammlung von Lebewesen aus den unterschiedlichsten Welten, die Kandinsky für Onrion ausgewählt hatte.

Das erste Rudel waren Vraziets. Es waren große, behäbige Wesen, die wie eine Kreuzung zwischen einem Elefanten und einem Einhorn aussahen. Sie hatten lange, geschwungene Hörner und waren etwas größer als eine irdische Kuh. Sie sahen nicht aus, als könnte man auf ihnen reiten, und ich vermutete, dass ihr Fleisch in den Restaurants von Onrion eine Delikatesse sein würde.

Import von außerirdischen Tieren

Kandinsky war in guter Laune, als wir uns wieder einmal zu einer Lagebesprechung trafen.

„Mit unseren Neuerwerbungen wird Onrion zu einer lebendigen Welt“, schwärmte er, „diese exotischen Tiere werden unsere Welt zu einem bunten und aufregenden Ort machen. Wir werden sie hegen und pflegen, dass sie sich vermehren und die Menschen von allen bekannten Welten hierher reisen, um diese Wunder der Natur mit eigenen Augen zu sehen.“

„Sie sind wirklich hübsch“, bemerkte ich, „was fressen sie denn?“

„Bis auf die Scrarqreix fressen sie Gras und Heu“, antwortete er, „die Scrarqreix sind Fleischfresser. Wir haben an Bord des Raumschiffs große Mengen von Heu aus Grntchetoka, das wir nach und nach mit dem Shuttle herunter holen. Du musst die keine Gedanken machen – es ist für alles gesorgt.“

„Nun, die Menge, die wir langfristig brauchen, könnte enorm werden“, warf ich ein, „und auf Dauer könnte das recht kostspielig werden.“

„Geld spielt keine Rolle“, antwortete er und grinste, „wir werden die Viecher züchten, und die Exporte werden die Kosten decken.“

Das Geheimnis in den Bergen

Inzwischen hatte ich damit begonnen, Rosen zu züchten, wie Kandinsky es wollte. Zum Glück waren mit der letzten Lieferung Setzlinge gekommen, die ich in dem Gewächshaus groß zog, bis ich sie in die Gärten pflanzen konnte.

Thomas und Coumba waren eine enorme Hilfe, und inzwischen waren es noch ein paar mehr geworden, die mich bei der Arbeit unterstützten.

Nyambugi half mir im Gewächshaus und sie lernte schnell, hatte Spaß an der Arbeit und es war toll, sie nun öfter zu sehen, mit ihr zu quatschen und zu lachen.

Hin und wieder kam ich nach Loupra und traf die Arbeiter in der Kneipe.

Mit ihnen kam ich meistens besser zurecht, als mit den Bewohnern in der Siedlung. Die meisten dort betrachteten mich eher als Arbeiterin, als eine von ihnen, und so waren die Beziehungen meistens geschäftlicher Natur.

Das grukoklamionische Bier, das dort ausgeschenkt wurde, war nicht übel und die Stimmung mal fröhlich und ausgelassen, aber manchmal auch bedrückt und voller Zorn. Die Arbeit war hart und die Bedingungen unmenschlich.

Es war eines Abends, als wir gemütlich zusammensaßen und mir einfiel, was ich von dem Hovercraft aus beobachtet hatte.

„Ich habe gesehen, dass oben in den Bergen auch gebaut wird“, sagte ich, „die Berge sind ja ganz offensichtlich auf natürlichem Weg entstanden. Ich habe mich gefragt, was dort gebaut wird. Wird das ein Skigebiet oder was soll das werden?“

Ein Geheimnis in den Bergen

Trotz seiner Warnung wollte ich der Sache auf den Grund gehen.

Ich fuhr hinüber nach Loupra und machte mich zu Fuß auf den Weg zu der Stelle, wo der Eingang der Mine lag. Es ging ein gutes Stück bergauf, doch es war zum Glück nicht zu steil ohne Kletterausrüstung,

Von weitem hörte ich den Lärm der Maschinen, der rasch lauter wurde je näher ich meinem Ziel kam.

Dann stand ich auf dem großen Platz am Eingang der Mine und sah die Maschinen und Fahrzeuge, die ich gehört hatte, von nahem.

Große Lastwagen standen in einer langen Reihe und wurden mit dem Erz beladen, das in der Mine gewonnen worden war.

Ich schlich mich vorsichtig näher heran, um besser sehen zu können. Die Erzbrocken schimmerten im Sonnenlicht.

Eine neue Welt erwacht

Die Arbeit in der Parkanlage und in den Gärten der Siedler war größtenteils abgeschlossen. Überall grünte und blühte es.

Sogar Kandinsky war zufrieden, als ich in seinem Garten ein großes Rosenbeet angelegt hatte.

Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie zu blühen begannen, doch dafür blühte es in meinem Garten herrlich und es duftete nach Frühling.

Bienen wären jetzt eine gute Idee, dachte ich. Ob die exotischen Insekten, die Kandinsky aus irgendeiner fernen Welt mitgebracht hatte, die Blüten zu bestäuben war noch völlig unklar.

Bei unserer nächsten Lagebesprechung sah Kandinsky nicht gerade glücklich aus.

„Die Preise von Getreide und anderer Lebensmittel sind rasant in die Höhe gestiegen“, berichtete er, „auf dem Planeten Drakrofuswyk tobt ein Krieg und die gesamte Ernte wurde bei den Kämpfen vernichtet. Jetzt müssen wir Getreide aus Prntqopmawü importieren und das wird uns mehr kosten, als wir durch unsere Exporte verdienen.“

Die Arbeitersiedlung Loupra

Ich ging nach Loupra, um mit Thomas und meinen Freunden zu reden.

„Es ist eine gute Idee“, sagte Thomas, „und eine bessere Arbeit, als in der Mine zu arbeiten. Wann können wir anfangen?“

„So bald wie möglich“, antwortete ich, „Kandinsky wird uns so schnell wie möglich von dem Granulat besorgen. Ich habe bereits einen Platz gefunden, der dafür geeignet ist.“

„Dann beginnen wir damit, den Untergrund einzuebnen“, schlug er vor, „und sobald wir das Humusgranulat haben, verteilen wir es und du kannst mit dem Aussähen beginnen.“

„Das ist ein Wort“, antwortete ich und lächelte. Unser neues Projekt konnte beginnen und es war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Ich sprach mit Caroulyn und gemeinsam planten wir, welche Maschinen und Fahrzeuge wir einsetzen wollten.

„Kandinsky hat plötzlich eine vollkommene Kehrtwende gemacht“, stöhnte sie, „bisher wollte er davon nichts wissen und hatte ganz andere Prioritäten. Wir werden den gesamten Plan komplett überarbeiten müssen.“

Aufstand der Minenarbeiter

Mit meinem Vorschlag hatte ich viele der Bewohner von Loupra angesprochen, doch nicht alle teilten den Enthusiasmus derjenigen, die eine Chance auf ein besseres Leben darin sahen.

Vor allem bei den Arbeitern in der Mine wuchs der Zorn auf die Verhältnisse ihrer Situation stetig an. Sie waren frustriert und sahen keine Perspektive.

Einige rebellierten offen und sagten ihre Meinung deutlich. Kandinsky kannte keine Gnade. Für ihn war die Mine das Einzige, das zählte, solange er mit dem Stellorium so gut verdiente.

Er ließ die rebellischen Arbeiter hart bestrafen und sie verloren ihre Arbeit.

Das schürte die Wut weiter an und es gab Stimmen, die zu einem Streik aufriefen. Doch was würde das helfen?! Kandinsky war unnachgiebig und würde die Streikenden doch nur durch andere ersetzen.

„Es hilft alles nichts, solange Kandinsky hier das Sagen hat“, rief einer der Arbeiter.

Die Umstehenden klatschten laut Beifall. Er würde niemals auf eine Forderung der Arbeiter eingehen.

Aufstand der Minenarbeiter

Mit einem Megaphon baute sich Kandinsky vor der Menge der Demonstranten auf. Es wirkte leicht antiquiert, obwohl es mit der neusten Technologie konstruiert worden war.

Die Androiden standen um ihn herum, die Waffen in ihren Händen.

„Bürger von Loupra“, begrüßte er die Menge, „dieser Aufstand ist vollkommen überflüssig. Ich stehe doch auf eurer Seite. Gemeinsam bauen wir eine neue Welt des Friedens und des Wohlstands. Also kommt zur Vernunft und lasst uns reden. Schickt eine Delegation nach Onrion, um über eure Forderungen zu reden, und ich werde sie anhören. Wir alle sind von sehr weit hergekommen um einen Neuanfang zu wagen, doch das geht nur mit eurer Hilfe.“

Einer der Männer trat vor.

„Lassen Sie uns hier auf der Stelle miteinander reden“, rief er laut, „die Arbeitsbedingungen in der Mine sind grausam sind unmenschlich. Die Bezahlung ist miserabel und wir wissen genau, dass das Stellorium Sie allein reich macht.“

„Das ist nicht wahr“, widersprach Kandinsky, „das Projekt ist teuer. Wir brauchen Material und Maschinen, im die Besiedelung fortzuführen. Aber es dient nur unserer Gemeinschaft, damit wir alle…“

„Wann bringt endlich jemand diesem Mann zum Schweigen“, rief einer der Arbeiter laut, „wir hören seit Monaten nur Lügen und leere Versprechungen!“

Ein Steinbrocken flog durch die Luft und traf einen der Androiden, dessen Kopf in tausend Stücke zerfiel.

Ein Abschied und ein Anfang

Mit Kandinskys Tod endete sich nun alles. Die Menschen in Loupra gewannen neue Hoffnung. Caroulyn übernahm die Aufgabe, weitreichende Veränderungen der Arbeitsbedingungen für die Minenarbeiter zu organisieren. Sie sprach mit ihnen, hörte geduldig zu und jeder, der etwas zu sagen hatte, kam zu Wort.

„Wir werden ein demokratisches System auf Onrion aufbauen“, versprach sie, „jeder wird eine Stimme haben und über alle wichtigen Entscheidungen wird eine Mehrheit entscheiden.“

Sarahs Haus auf Onrion

Nyambugi, Thomas und ich unterstützten sie dabei so gut wir konnten. Ich war dankbar dafür, dass die Menschen mir vertrauten und es war schön zu sehen, wie sich die Stimmung in der Arbeitersiedlung immer mehr veränderte.

Auf den Feldern wuchsen das Getreide und das Gras heran. Auch das war ein großartiger Anblick. Die Wüste aus Stein und Fels bekam langsam ein anderes Gesicht.

Mit dem nächsten Shuttle kamen Baumaterial, Saatgut und viele andere Dinge, die wir benötigten. Noch waren wir weit davon entfernt, uns selbst versorgen zu können, doch wir waren auf einem guten Weg.

Jessica

Der ‚Senat‘ beschloss, ein großes Fest für alle Siedler zu organisieren, um die neue Siedlung feierlich einzuweihen. In Windeseile war hier ein hübsches Dorf entstanden, das vielen Menschen ein neues Zuhause gab.

Gemeinsam hatten wir entschieden, den neuen Ort ‚Chierilia‘ zu nennen.

Auch in Loupra wurde mit Feuereifer gearbeitet. Viele der armseligen Hütten wurden abgerissen und neue Häuser gebaut. Wir verteilten Humusgranulat zwischen den neuen Gebäuden und ich sähte Gras aus, pflanzte Büsche und Hecken und auch hier entstand ein Ort, in dem die Minenarbeiter und ihre Familien sich wohlfühlten.

Das Fest begann mit einer gigantischen Show, wie ich sie in dem Holodeck erlebt hatte. In dreidimensionalen Filmen erlebten wir die Besiedlung Onrions hautnah mit. Wir sahen die riesigen Bagger, die das Land bearbeiteten, Arbeiter die das Humusgranulat verteilten, sogar ich hatte einen kurzen Auftritt in meinem Gewächshaus wo ich meine Pflanzen goss.

Dann gab es ein Festessen für alle. Aus allen Ecken der Welt waren Köstlichkeiten hierher geliefert worden und man musste kleine Portionen auf den Teller tun, um alles probieren zu können.

Der Blick in die Sterne

Ich saß im Garten und sah, wie sich der Himmel bunt färbte, als unsere Sonne unterging. Lange dachte über die Abschiedsworte unserer außerirdischen Freunde nach. Für mich war die Erde mein Zuhause gewesen, doch es war schon lange keine Heimat mehr gewesen.

Thomas bemerkte meine Nachdenklichkeit.

„Was ist los?“ fragte er mich, „du bist heute ungewöhnlich still!“

„Ich habe an unsere Freunde aus Xenofos nachgedacht“, antwortete ich, „und an unser Gespräch, als wir und voneinander verabschiedet haben. Wir haben über Heimat gesprochen.“

Ich erzählte ihm von dem was Vurzieth zu mir gesagt hatte und unserer Sehnsucht nach einer Heimat.

„Sie sind nach Hause zurückgekehrt, um ihre Heimat wiederzusehen, weil sie gespürt haben, wie wichtig es uns war, einen Ort zu finden, wo wir hingehören. Ich weiß, Onrion ist unser Zuhause und ich bin glücklich, hier zu sein. Uns geht es so gut wie niemals zuvor.“

Er nahm mich fest in die Arme und drückte mich.

Der Blick in die Sterne

Wir ließen Coumba mit dem Transportfahrzeug am Fuß der Berge zurück und gingen bis zu unserem Ziel zu Fuß. Es war ein schmaler Trampelpfad, der im Schein des Onrion-Monds gut zu erkennen war.

Auf halber Höhe war der Platz, den Thomas als Ziel für unsere Wanderung vorgesehen hatte.

Dort bildete der Fels einen steinernen Balkon, wo wir uns niederließen.

Wir hielten uns an den Händen und sahen in den Abendhimmel. Die Luft war erfüllt von einem sanften Hauch, der meine Haut streichelte und mir eine angenehme Gänsehaut bescherte. Über mir erstreckte sich ein Schauspiel, das ich zuvor noch nie gesehen hatte.

Der Himmel war mit funkelnden Sternen übersät, die in einer Vielzahl von Farben leuchteten. Onrion schien eine ganz eigene Atmosphäre zu haben, die die Sterne intensiver strahlen ließ. Es war ein atemberaubender Anblick, der mich tief berührte.

In der Ferne zog ein leuchtender Nebel vorbei, der wie ein Pinselstrich aus feinem Glitzerstaub aussah. Er malte ein faszinierendes Gemälde auf den Nachthimmel, als ob die Galaxie selbst ihre Schönheit offenbaren wollte. Ich konnte nicht anders, als fasziniert das Naturschauspiel zu betrachten.

„Es ist so schön“, flüsterte ich, „kann man denn die Erde von hier aus sehen?“

„Nein, die Erde nicht“, antwortete er, „aber du kannst die Sonne sehen. Siehst du diesen leuchtenden Stern hier oben? Im Sternbild Orion siehst du diese drei Sterne nebeneinander. Links darüber Beteigeuze, rechts darunter Rigel.“

Epilog

Seither ist sehr viel hier passiert. Unser Planet ist eine herrliche grüne Insel geworden, die uns ein neues Zuhause geworden ist.

Wir leben in Frieden und Eintracht miteinander, was zwar nicht bedeutet, dass jeder sich mit jedem gleich gut versteht, doch es gibt keine Konflikte mehr, die unser Zusammenleben zu einer täglichen Herausforderung machen.

Auch Thomas und ich leben nun zusammen, tun unsere Arbeit und genießen es, unser Leben miteinander zu teilen.

Unsere Ernte war hervorragend und es mussten viele mit anpacken, das Getreide, Obst und Gemüse zu ernten. In Chierilia gibt es inzwischen eine Mühle und ein Backhaus, so dass wir mit allem gut versorgt sind.

Wir haben einen neuen Senat gewählt, der uns mit Weisheit und Sachverstand regiert. Caroulyn ist die erste Präsidentin von Onrion geworden und sie ist ideal für dieses Amt. Sie hat immer ein offenes Ohr für ihr Volk und ist bei allen sehr beliebt.

Getreidefelder auf Onrion

Von Kandinsky hat schon sehr lange niemand mehr gesprochen. Diese Epoche unserer noch jungen Geschichte hat niemand vergessen und wir haben uns fest vorgenommen, daraus zu lernen, damit uns in Zukunft Leid und Not erspart bleibt.

Hin und wieder besucht uns ein Raumschiff, um fair gehandeltes Stellorium gegen andere Waren, die wir noch nicht selbst produzieren können, einzutauschen und Früchte, Süßigkeiten, Gebäck und andere Leckereien aus anderen Welten zu bringen, die in Loupra auf dem Markt angeboten werden.

Meine Apfelbäume wachsen heran und ich hoffe, dass sie bald ihre ersten Früchte tragen werden. Aber die Erdbeeren, Himbeeren und Stylkbeeren versüßen uns das Warten bis dahin.

An den Wochenenden treffen sich die Menschen in dem Park, der zu einem herrlichen Treffpunkt im Grünen geworden ist. Die Kinder spielen auf den Wiesen oder nehmen in dem See ein Bad. Es ist schön, ihnen zuzusehen und ihr fröhliches Lachen von weitem zu hören.

Nur noch selten denke ich an mein altes Leben auf der Erde zurück. Onrion ist eine schöne, neue Welt geworden und unser Neuanfang hier ist gut gelungen. Es ist eine Welt voll Schönheit und Frieden geworden und eine neue Heimat für alle, die danach gesucht haben.

 

 

ENDE


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.

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Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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