„Suizid“ ist ein Kapitel aus meiner Geschichte Das Implantat. Isabella hat ein Gehirnimplantat bekommen, nachdem sie in der Diskothek ‚Colosseum‘ zusammengebrochen ist und plötzlich querschnittsgelähmt ist.

Doch ein düsteres Geheimnis steckt hinter den Vorgängen bei dem Chiphersteller Guiying. Ihre beste Freundin hat etwas herausgefunden und will Isabella etwas erzählen, das sie herausbekommen hat…

Corinna meldete sich bei Isabella, nachdem sie von dem Vorfall erfahren hatte.

„Wir müssen dringend mal wieder ins ‚Colosseum'“, sagte sie zu ihr, „und du musst mir alle Details ganz genau berichten.“

„Gerne“, grinste Isabella, „ich hab schon Übung darin. Ich hab alles inzwischen fünfmal erzählt. Den Bullen, dem Staatsanwalt, meinen Eltern und ein paar Leuten von der Presse.“

„Ich muss dir auch was erzählen“, sagte Corinna, „das wirst du kaum glauben!“

„Oh, schieß los!“

„Nicht am Telefon, das ist zu riskant. Hier gibt es zu viele lauschende Ohren um mich herum.“

„Oh, ein Geheimnis?“

„Ich hab was herausgefunden. Lass uns später in Ruhe reden, okay?“

„Ist gut.“

„Ich muss gleich los, sonst komm ich zu spät zu meinem Date.“

„Hoffentlich nicht auch so ein Irrer“, meinte Isabella.

„Ach was“, lachte Corinna, „nicht alle Kerle wollen einen umbringen. Die meisten sind auf etwas Besseres aus.“

„Da hast du wohl Recht“, grinste Isabella, „und dann wirst du mir ebenfalls alles erzählen müssen.“

„Das werd‘ ich“, versprach Corinna.

* * *

Die Koordinaten, die Corinna geschickt hatte, lag außerhalb der Stadt. Mitten im Wald ragte ein Aussichtsturm aus dem dichten Wald. Von hier aus hatte man eine herrliche Aussicht auf den Wald und sie Umgebung.

Isabella war neugierig, was ihre Freundin ihr erzählen wollte, und sie freute sich, das Mädchen wiederzusehen.

Als sie den Wanderweg zu dem Aussichtsturm empor ging, kam ihr ein Jogger entgegen. Er hatte seine Kapuze ins Gesicht gezogen, blies den Rauch seiner Zigarette in die Luft und starrte sie an.

„Hallo“, grüßte Isabella ihn, doch er ignorierte sie und lief weiter.

„Du mich auch“, murmelte sie und beschloss, nicht mehr an den Typen zu denken. Ein ‚Hi‘ hätte genügt, aber zwei Buchstaben waren bei manchen Blödmännern schon mehr, als man erwarten konnte.

Als Isabella auf der Aussichtsplattform ankam, war Corinna noch nicht da. Solange sie auf die Freundin wartete, sah sie sich die Welt von oben an.

Suizid: Nicht weit von dem Aussichtsturm findet Isabella Corinnas Leiche

Nach zwanzig Minuten wurde sie ungeduldig. Warum hatte Corinna sie versetzt? Sie checkte ihre Textnachrichten auf dem Smartphone, aber Corinna hatte nicht geschrieben oder ihr Treffen abgesagt.

Sie wählte die Nummer und wartete. Irgendwo in der Nähe hörte sei ein Telefon klingeln, aber niemand ging ran.

War das Zufall? wunderte sich Isabella und stieg die Treppe herab.

„Corinna!“ rief sie, „bist du da?“

Noch einmal wählte sie die Nummer. Das Smartphone klingelte nicht weit von ihr.

Als sie ein paar Schritte in die Richtung gegangen war, wo sie Corinna vermutete, sah sie den leblosen Körper des Mädchens auf dem Waldboden liegen. Ihre Gliedmaßen waren seltsam verdreht und ihr wurde fast schlecht, als sie das viele Blut sah. Sie griff nach ihrem Handgelenk, doch es war kein Puls zu spüren.

Einen Moment lang versuchte sie, sich zu beruhigen und durchzuatmen. Dann wählte sie den Notruf und meldete den schrecklichen Fund.

* * *

Während sie auf den Rettungswagen wartete, rief sie Miriam an. Schluchzend erzählte sie, was passiert war, und Miriam versuchte sie zu beruhigen.

„Ich bin gleich bei dir“, versprach sie.

Wir trafen noch vor dem Rettungsdienst und der Polizei am Tatort ein. Miriam zog das Mädchen in ihre Arme und hielt sie fest, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte.

„Wenn ich nur wüsste, was sie mir erzählen wollte“, seufzte sie, „sie hat etwas herausgefunden, über das sie mir nicht am Telefon sprechen wollte. Aber es muss etwas Ungeheuerliches gewesen sein, sonst hätte sie keine Angst gehabt, es mir am Telefon zu erzählen.“

„Vielleicht hat das etwas mit ihrem Tod zu tun“, überlegte ich, „aber was könnte das gewesen sein?“

Wenig später traf auch die Polizei bei uns ein. Isabella berichtete noch einmal, was passiert war, und der Beamte machte sich Notizen.

„Rauchst du?“ fragte der Polizist das Mädchen.

„Nein!“ antwortete Isabella.

„Irgendjemand hat hier eine Kippe weggeworfen“, fuhr der Beamte fort, „das kann noch nicht lange her sein.“

„Der Typ mit der Kapuze!“ erinnerte sich Isabella, „er ist mir auf dem Weg hier rauf entgegengekommen.“

Sie erzählte von dem Typ, der ihren Gruß nicht erwidert hatte, und gab den Polizisten eine grobe Beschreibung an das, woran sie sich erinnerte.

„Das ist wenigstens ein Anhaltspunkt“, meinte der Polizist und sah optimistisch aus, „falls Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich einfach bei uns.“

Er drückte uns seine Visitenkarte in die Hand und schließlich durfte Isabella gehen. Aufgewühlt von allem, was geschehen war, kehrten wir in unsere Wohnung zurück.

* * *

Während Isabella und Miriam sich unterhielten, sah ich mir die Umgebung des Aussichtsturms auf der Online-Karte an. Wenn der Unbekannte nicht direkt zum Turm gekommen war, könnte er von der Pizzeria gekommen sein, die am Fuß des Bergs lag, auf dem der Aussichtsturm stand.

Das war ein Versuch wert. Ich fand die Telefonnummer der Pizzeria und wählte.

„Haben Sie eine Überwachungskamera im Eingangsbereich?“ fragte ich den Wirt der Pizzeria ‚da Corrado‘, nachdem ich ihm von dem Vorfall erzählt hatte.

„Ja sicher“, antwortete er.

„Prima“, sagte ich, „ich würde gerne die Aufzeichnungen von heute Nachmittag ansehen. Können Sie uns einen Tisch für drei Personen reservieren? Wir kommen in einer halben Stunde vorbei.“

„Sì, molto“, antwortete er.

* * *

„Miriam, Isabella, habt ihr Hunger?“ fragte ich die beiden.

„Oh ja“, antwortete Isabella, „ich hab‘ in der ganzen Aufregung nicht gegessen.“

„Das hab ich mir gedacht“, nickte ich, „wir gehen Pizza essen und sehen uns einen Film an.“

* * *

Der Wirt der Pizzeria ‚da Corrado‘ hatte uns das Nebenzimmer reserviert und freute sich über unseren Besuch.

„Die Saison läuft nicht sehr gut“, sagte er, “ die meisten Leute lassen sich ihre Pizza von einem Lieferservice ins Haus bringen.“

Seine Pizza war fast genauso gut, wie in einer gemütlichen Pizzeria in Neapel oder in Rom. Wir aßen mit großem Appetit, und Miriam und Isabella waren neugierig, was ich ihnen für einen Film zeigen wollte.

„Wenn ihr euch auf einen unterhaltsamen Spielfilm gefreut habt, muss ich euch leider enttäuschen“, sagte ich zu ihnen, „es ist eher ein Thriller oder eine Reality-Dokumentation. Wir sehen uns den Überwachungsfilm von den Kameras hier. Vielleicht sehen wir mehr von unserem geheimnisvollen Kapuzenmann hier.“

Wir starteten den Film, während wir unsere Pizza aßen. Viel war nicht zu sehen, denn es waren tatsächlich nur wenige Gäste hier gewesen.

Erst als wir mit der Pizza fast fertig waren, tauchte der Mann mit der Kapuze auf, ließ sich eine Schachtel Zigaretten aus dem Automat und bestellte sich ein Bier, das er herunterkippte, als wäre es Wasser.

Miriam und ich sprangen auf, als wir sein Gesicht deutlich erkennen konnten.

„Richard!“

Wir hätten es uns fast denken können, aber nun waren wir sicher, dass er es gewesen war.

Ich zog die Karte aus der Tasche, die mir der Polizeibeamte am Tatort gegeben hatte, und wählte seine Nummer.


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
 
  Besucht mich auf Facebook   Meine Musik auf Youtube   Meine Lese- und Hörproben auf Youtube   Folgt mir auf Instagram

Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Social-Media-Funktionen bereitzustellen und unseren Datenverkehr zu analysieren. Wir geben auch Informationen über Ihre Nutzung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. View more
Cookies settings
Akzeptieren
Ablehnen
Datenschutz- und Cookie-Richtlinie
Privacy & Cookies policy
Cookie name Active
Save settings
Cookies settings