In ‚Das Licht Jenseits der Sterne‘ entdeckt die Protagonistin Sonja ein merkwürdiges Bauwerk mit alten Schriftzeichen. Als sie recherchiert, findet sie heraus, dass es sich um ein Portal in andere Welten handelt.
„Das Sternentor“ ist eine Schlüsselszene in der Geschichte. Hier eine Leseprobe und eine kurze Hörprobe.
Marius hatte eine kleine Überraschung für mich.
„Dir scheinen die Ausflüge in die Umgebung gut zu tun“, meinte er grinsend, „kannst du Skateboard fahren?“
„Na klar“, antwortete ich, „als ich zwölf war bin ich auf meinem Board ständig unterwegs gewesen. Aber meinst du nicht, dass ein Skateboard bei dem ganzen Sand auf der Oberfläche von Callista völlig ungeeignet ist?“
„Ein normales schon“, antwortete er, „aber ich habe ein Hoverboard für dich, mit dem du über den Sand und das Geröll hinwegschweben kannst.“
„Das klingt cool. Wie wird es angetrieben?“
„Es erzeugt Anti-Gravitationsfelder, die das Ding in der Luft halten“, erklärte er mir, „du stehst darauf wie auf einem Skateboard, aber du lenkst es wie bei einem Segway, indem du das Gewicht auf die Seite verlagert.“
„Hast du’s schon probiert?“
„Nie im Leben kriegst du mich auf so ein Ding“, grinste er, „ich gab keinerlei Gleichgewichtssinn. Ich würde schon runterfallen, bevor ich den ersten Zentimeter gefahren bin. Ich hab die Akkus geladen und du kannst es sofort probieren, wenn du Lust hast.“
„Na klar dabei ich Lust! Lass mich eine kleine Probefahrt machen!“
Es war leichter, als ich vermutet hatte. Das Hoverboard ließ sich genauso gut fahren, wie das alte Skateboard früher. Zuerst schwebte ich damit nur einen halben Meter über dem Boden und fuhr im Kreis um Marius herum. Dann ließ ich die Spitze langsam nach oben kippen und ich begann, in die Höhe zu steigen.
„Viel Spaß!“ rief er mir nach, „und komm an einem Stück wieder zurück!“
Das Board hatte eine ungeheure Kraft und ließ sich ganz einfach manövrieren. Das war um Welten besser, als mein Skateboard, und ich gewann rasch mehr Sicherheit, stieg höher hinauf und genoss es, über die Ebene hinwegzurasen.
Ich sah den großen See, den ich bei meinem ersten Ausflug entdeckt hatte, und folgte dem Ufer. Fremdartige Pflanzen wuchsen rings umher und auf der gegenüberliegenden Seite konnte ich einen Wald erkennen. Das war sicher auch ein Ort, den ich mir irgendwann näher ansehen musste.
Ich stieg höher und sah in die Ferne. Eine Kette von Hügeln und kleineren Bergen weckte mein Interesse und ich schwebte über die Ebene in ihre Richtung.
Die Landschaft unter mir war traumhaft. Ich konnte mir vorstellen, dass hier eine Siedlung entstehen könnte, in der Menschen leben und sich wohlfühlen würden.
Auf einem der höheren Hügel bemerkte ich zwischen Felsen und Bäumen ein Gebilde, das von weitem wie ein sakrales Gebäude aussah. Es stand im Zentrum eines Plateaus und sah aus, als hätten die Erbauer einen besonderen Ort dafür ausgewählt.
War das möglich? Callista war nach allem was ich wusste ein Planet, der noch nicht besiedelt war. Die Existenz eines sakralen Bauwerks aus einer fremden Kultur war undenkbar und passte nicht hierher. Was hatte ich hier wohl entdeckt?
Mit dem Hoverboard dauerte es nicht lange bis ich das merkwürdige Bauwerk erreichte und ich schwebte ein paarmal um das mächtige Gebilde herum bevor ich landete und das Board abstellte.
Eine Treppe führte zu dem Bauwerk empor, das wie ein gewaltiges, futuristisches Stadttor wie der Eingang in eine Burg aussah. Es war mindestens zwanzig Meter hoch und aus massivem Stein erbaut worden.
Ich stieg die Treppe hinauf. Eine ovale Öffnung bildete den Eingang und darüber befand sich ein großes, kreisrundes Fenster.
Ringsherum waren rätselhafte Symbole in die Oberfläche des Rahmens eingraviert, Zeichen, die aussahen wie eine Mischung aus alten Keilschriftzeichen und futuristischen Codes.
Ich nahm meinen Communicator aus der Tasche und schoss ein paar Bilder von den Schriftzeichen. Wenn sie in irgendeinem bekannten Universum verwendet wurden, konnte ich sie in unserer Datenbank finden und in jede bekannte Sprache übersetzen lassen. Andernfalls konnte das Übersetzungsprogramm mithilfe von Künstlicher Intelligenz analysieren, falls der Text genügend Zeichen enthielt.
Auf jeden Fall war es erstaunlich, hier auf Callista Spuren einer entwickelten Kultur zu finden und vielleicht lohnte es sich, auch an anderen Orten nach solchen Relikten zu suchen.
Möglicherweise fand sich dann auch eine Erklärung für das seltsame Bauwerk, das ich entdeckt hatte, dem Stadttor ohne eine Stadt. Die Erbauer hatten sich irgendetwas dabei gedacht und ich war neugierig, was sich dahinter für ein Geheimnis verbarg.
* * *
Ich kehrte auf demselben Weg zurück in unsere kleine Siedlung, setzte mich an den Computer und startete die Programm, mit dessen Hilfe ich die unbekannten Zeichen analysieren konnte.
Nachdem ich die Bilder, die ich mit dem Communicator von den Schriftzeichen in das Programm geladen hatte, dauerte es keine Minute bis ich eine Antwort hatte:
Symbolschrift Malmilara, 6000 v. Chr. Sprache: malmiraranisches Latein
Qicumqe qorde purou, iter in mundoum alioum intrare et qounsqendre poutest
Ich kannte die Legende von Malmilara. Der Planet war vor Tausenden von Jahren Heimat einer hochentwickelten Kultur gewesen, bis ein Meteorit auf dem Planeten eingeschlagen war und eine Katastrophe ausgelöst hatte.
Vulkane waren ausgebrochen, Erdbeben hatten die Oberfläche aufgerissen und eine riesige Aschewolke hatte den Planeten verhüllt.
Einige der Bewohner konnten entkommen, aber eine Evakuierung der Bevölkerung war ausgeschlossen. Die weit entwickelte Technologie der Malmilaraner hatte ihnen nicht geholfen, ihren Planeten und das Leben dort zu retten.
Die Übersetzung der Zeichen kam wenig später und ich verstand zwar die Worte, nicht jedoch ihre Bedeutung:
Wer reinen Herzens ist trete ein und begebe sich auf eine Reise in eine andere Welt.
Also diente das mysteriöse Konstrukt doch als Tor. Aber nicht zu einer Stadt, sondern in eine andere Welt. Ganz genau konnte ich mir das nicht vorstellen, doch der Gedanke, auf diesem Weg an einen anderen Ort zu gelangen, erschien mir spannend. Ich musste herausfinden, ob das Tor tatsächlich funktionierte und wie ich es benutzen konnte.
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.