In meiner Geschichte Zwischen Spiegeln und Schatten geht es um Magie, die Freundschaft mit Geistern, die in einer alten Burg herumspuken, und eine magische Verwandlung des Protagonisten in eine junge Frau.
Annie steht vor der Entscheidung, was sie tun soll. Am liebsten würde sie ihr ’normales‘ Leben zurückbekommen, und wieder der stolze Ritter sein, der sie immer war.
In der Dorfkirche St. Bonifatius trifft sie einen Priester, mit dem sie redet und ihm erzählt, was mit ihr geschehen ist, und dass sie nach einem Zauber sucht, mit dessen Hilfe sie die Verwandlung rückgängig machen kann.
Der Priester hört sich ihre Gedanken und Fragen geduldig und einfühlsam an uns ermutigt sie, ihr neues Leben zu akzeptieren, als hätte Gott sie so geschaffen. Und er hat einen klaren Standpunkt, was er von Zauberei hält.
Hier eine Leseprobe der Szene „Die Mächte der Finsternis“:
Die Dorfkirche St. Bonifatius erhob sich düster und ehrfurchtgebietend über dem kleinen Dorf. Ihre hohen Mauern aus grob behauenem Stein waren vom Zahn der Zeit gezeichnet und das massive Mauerwerk aus grob behauenen Feldsteinen war von Moos und Flechten überzogen.
Als ich die knarrende Holztür aufstieß, empfing mich der Geruch von altem Holz, geschmolzenem Wachs und dem Hauch von Feuchtigkeit. Meine Schritte hallten auf dem unebenen Steinboden wider und ich ging langsam durch das Kirchenschiff nach vorne.
Über mir wölbte sich die dunkle Balkendecke, von der spärlich Licht durch die hohen, schmalen Fenster fiel. Im Seitenschiff hing eine alte Holzfigur der Heiligen Mutter. Bunte Glasmalereien warfen blasse Farbspiele auf die abgenutzten Bänke. Vor dem Altar brannten einige Kerzen. Ihr flackerndes Licht ließ die goldene Verzierung des Kruzifixes lebendig wirken, als würde Christus mich mit traurigen Augen ansehen.
Ich setzte mich in eine der vorderen Bankreihen und atmete ruhig ein und aus. Die Stille an diesem heiligen Ort tat mir gut.
Ob ich wohl hier eine Antwort auf meine Fragen finden würde?
Christina hätte längst angefangen, ein Gebet zu sprechen. Ob ein gemurmeltes Vaterunser mir helfen würde, eine Entscheidung zu treffen?
Da hatte ich meine Zweifel. Trotzdem musste ich mit meinen Fragen ein Stück weiterkommen.
„Gott, hilf mir. Ich weiß nicht, was ich tun soll!“
Ein Priester sprach mich an.
„Was bedrückt dich, mein Kind? Kann ich dir helfen? Möchtest du vielleicht die Beichte ablegen? Die Vergebung des Herrn kann dir helfen, die Last, die du mit dir trägst, von deinen Schultern zu nehmen.“
„Danke, ich bin nicht sicher, ob mir das helfen wird“, antwortete ich zweifelnd, „ich muss eine schwierige Entscheidung treffen.“
„Dann lass uns miteinander um Weisheit beten“, schlug er vor, „und vielleicht finden wir zusammen heraus, was Jesus in deiner Situation tun würde.“
Wir nahmen in der Enge des Beichtstuhls Platz und ich begann, ihm zu erzählen, was mit mir passiert war.
„Ich war ein fahrender Ritter. Damals war ich Reynald Veldoran, bis ich zur Burg Ardenthal kam und Lord Velmor meine Dienste anbot. Er hat mich verwandelt und nenne mich seitdem Annie.“
Er hörte mir geduldig zu, ohne mich zu unterbrechen. Es war leichter, als ich befürchtet hatte, über alles zu reden, was mich beschäftigte.
„Ich hätte zu gerne mein ’normales‘ Leben wieder zurück“, sagte ich zu ihm, „wenn es einen Zauber gibt, um mich wieder in meine ursprüngliche Gestalt zurückzubringen, würde ich sofort die Gelegenheit ergreifen. Und ich denke an die Opfer seiner ungerechten Herrschaft. Christina wurde in den Kerker gesperrt, um ihren Willen zu brechen. Die Menschen in Moorhain leiden unter der Angst, die er verbreitet. Ich würde gerne etwas für sie tun, um ihnen zu helfen, doch es ist gefährlich, sich mit Lord Velmor anzulegen. Ich kann mit einem Schwert umgehen, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich es riskieren will, mich ihm im Kampf zu stellen.“
Der Priester schwieg einen Augenblick, während er über meine Worte nachdachte. Schließlich antwortete er mir:
„Ich danke dir für dein Vertrauen, Annie. Selbstverständlich werde ich über alles, was du mir erzählt hast, schweigen. Es beunruhigt sehr, dass Ardenthal und Moorhain im Bann böser Kräfte steht. Die Heilige Schrift verbietet jede Form von Zauberei und ich kann dir nur raten, nicht noch tiefer in die sündhaften Aktivitäten verstrickt zu werden, indem du versuchst, deine ursprüngliche Gestalt durch Magie zurückzuerhalten.“
„Das würde aber bedeuten, mich mit den Folgen abzufinden“, antwortete ich.
„Du hast ein gutes Herz“, versicherte er mir, „und ich bin sicher, du wirst lernen, deine neue Gestalt zu akzeptieren, als hätte Gott dich so erschaffen. Ich kann mir vorstellen, dass es dir schwerfällt. Bitte den Herrn um Kraft und Vertrauen. Du wirst sehen, mit seiner Hilfe wird es gelingen.“
Ich nickte still. Diese Antwort hatte ich fast erwartet. Ich hatte längst geahnt, dass das der richtige Weg war.
„Von deinen Plänen werde ich niemandem etwas sagen“, fuhr er fort, „das musst du mit deinem Gewissen vereinbaren. Prüfe, welche Motive dich antreiben. Wenn es dir um Rache geht, solltest du es sein lassen. Nur wenn du es wirklich geplant hast, um anderen zu helfen, die junge Frau zu befreien und den Menschen die Angst nehmen möchtest, solltest du es in Erwägung ziehen.“
„Hmm, darüber muss ich noch einmal gründlich nachdenken“, antworte ich.
„Nimm Jesus als Vorbild. Er hat immer die Not der Menschen im Blick gehabt und sein Handeln war immer selbstlos. Wir glauben, dass er sein Leben für andere gegeben hat, weil er die Wahrheit über die Macht des Bösen genau kannte.“
„Davor fürchte ich mich natürlich“, gestand ich, „doch wenn es die richtige Entscheidung ist, werde ich es tun. Ich war zu lange ein Ritter, der für Silber und Ehre sein Leben riskiert hat.“
„Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Ratschlägen weiterhelfen“, sagte er schließlich zu mir, „wie immer du dich entscheidest, Gott ist gnädig. Höre auf den Herrn – und bete zwanzig Ave Maria. Mit der Muttergottes hatte Gott ebenfalls große Pläne und sie war seine gehorsame Dienerin.“
Ich dankte dem Priester für seine weisen Ratschläge, nahm mir Zeit, um meine Gebete zu sprechen und kehrte schließlich ermutigt nach Hause zurück.
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.