In meiner Geschichte Die Überlebenden von Crashmere geht es um eine Gruppe jugendlicher Überlebender nach einer Atomkatastrophe in einer (fiktiven) Großstadt. Hier eine Leseprobe des ersten Kapitels und eine (generierte) Hörbuchfassung.

Von der großen Katastrophe, die das Leben für alle komplett auf den Kopf stellte, gibt es viele Geschichten. Jeder kann eine erzählen, und viele von uns haben lange von nichts anderem geredet.

Es war immer ein Weg, die Trauer um den Verlust zu verarbeiten. Jede von uns hat Menschen verloren, die uns wichtig waren, die wir geliebt haben und mit denen wir unser Leben geteilt haben.

Und letztlich war es unser ganz normales Leben, von dem wir uns verabschieden mussten. Nichts war danach mehr, wie es vor dem 24. April 2032 gewesen war. Selbst diejenigen von uns, die nicht das Privileg genossen hatten, in wohlhabenden Verhältnissen, in einer intakten Familie und ohne finanzielle Sorgen aufzuwachsen, hatten plötzlich nichts mehr, außer den Kleidern, die sie am Leib trugen.

Ein paar der Überlebenden kamen damit nicht klar. Ich erinnere mich an eines der Mädchen, das nicht länger alleine in diesem Trümmerfeld leben wollte und ihrem Leben ein Ende setzte, obwohl wir alles getan hatten, um ihr die Umstellung so gut es ging zu erleichtern.

Renée in den Trümmern von Crashmere

Es war der Beginn eines Rituals gewesen, mit dem wir uns an unsere verlorenen Leben erinnerten. Jede Woche stiegen wir auf eine der Betonruinen, flüsterten die Namen von Menschen, an die wir uns gerne erinnerten, ein Gebet oder einen wertlosen Seufzer und warfen einen Betonbrocken in die Tiefe, um uns daran zu erinnern, dass wir fest standen und nicht fallen würden.

Damals hatten wir auch entschieden, den Namen der Trümmerstadt in ‚Crashmere‘ zu ändern. Es war ein Teil des Versuchs, mit unserem alten Leben abzuschließen, damit wir nach vorne schauen und uns nicht länger an die Vergangenheit zu klammern. Mariana hatte die Idee gehabt, und wir hatten gemeinsam beschlossen, den Vorschlag zu akzeptieren.

Unsere kleine Gemeinschaft bestand aus 14 Mädchen. Am Anfang waren wir einige mehr gewesen und auch ein paar Jungs waren Teil der Gruppe, doch sie hatten schnell beschlossen, fortzugehen und sich einen anderen Ort zu suchen, der besser für einen Neuanfang geeignet war.

Tamara und Mariana waren die jüngsten von uns und gerade mal 16 Jahre alt. Der Rest von uns war ein wenig älter, aber das spielte keine große Rolle.

Zwei der Überlebenden auf der Suche nach brauchbaren Überresten zwischen den Trümmern von Crashmere

Elena war die älteste der Gruppe. Sie war 21 Jahre alt und kannte das Leben auf der Sonnenseite noch gut. Sie hatte ein Leben in Wohlstand und Luxus vor der Katastrophe gehabt und konnte sich immer noch wie eine Schneekönigin freuen, wenn eine von uns ein Paar gut erhaltene Schuhe mit hohen Absätzen fand und ihr brachte, obwohl sie darin kaum über sie Trümmer Crashmeres klettern konnte.

Sandra war es, die unsere Raubzüge und die Suche nach Lebensmitteln, Trinkwasser und die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens organisierte. Meist begleiteten sie ein paar von uns, und niemals kamen sie mit leeren Händen zurück.

„Ich würde gerne herausfinden, ob die Tunnels der U-Bahn noch einigermaßen intakt sind“, regte Sandra bei einem unserer Beratungen an, „vielleicht können wir einen der Zugänge freiräumen.“

„Was erwartest du, dort zu finden?“ fragte Lorelei skeptisch, „verfaulte Leichen von toten Fahrgästen? Pendler, die noch einen Aktenkoffer mit Papieren und vollen Geldbörsen bei sich tragen?“

Lorelei hatte einen ausgeprägten Pessimismus. Nichts konnte man ihr rechtmachen und sie litt am meisten unter der Situation. Ständig hatte sie etwas auszusetzen, jammerte und war grundsätzlich dagegen, wenn jemand einen Vorschlag hatte.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Sandra, „aber es wäre einen Versuch wert. Vielleicht gibt es durch die Tunnels noch eine Verbindung nach draußen.“

„Vielleicht hat einer von ihnen ein Smartphone, auf dem ein Stadtplan installiert ist“, spottete Lorelei, „zu dumm, dass die ganze Elektronik durch den elektromagnetischen Impuls zerstört worden ist.“

„Ich erwarte nicht, dass die Rolltreppen, Aufzüge oder die Fahrkartenautomaten noch funktionieren, aber vielleicht ist ein Teil des Tunnelsystems ja noch erhalten“, wandte Sandra ein, „wir können es ja mal versuchen. Im schlimmsten Fall räumen wir zwei Tage lang Trümmer weg und stellen dann fest, dass von den Tunnels unter uns nichts mehr vorhanden ist.“

„Ich bin dabei“, sage Elena, „und ihr wisst, wie sehr ich es hasse, mir die Hände bei der Arbeit schmutzig zu machen.“

Das war die richtige Einstellung. Elena kannte die Sonnenseiten des Lebens noch gut. Sie hatte einen guten Job und konnte sich ihren Wohlstand leisten, wohnte in einer schicken Wohnung, die sich die meisten von uns niemals leisten konnten, und galt als ‚gute Partie‘, wenn sie sich irgendwann für einen der zahlreichen Verehrer entschied.

„Auch wenn die Chance nicht besonders groß ist, sollten wir es doch versuchen“, ermutigte sie uns, „das ist besser als hier in den Trümmern zu verrotten.“

Und damit hatte sie vollkommen Recht.


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
 
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Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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