Zu ‚Besuch bei Fremden‘ ist eine Szene aus meiner Geschichte Noxis: der fremde Planet. Aimee begleitet Ginqrun auf seinen Heimatplaneten Drakonis und trifft seine Familie in der faszinierenden Welt des Planeten.
Hier eine kurze Leseprobe, eine Hörprobe und ein Video, das euch einen Eindruck von der fremden Welt geben soll.
Ginqrun war noch lange mach unserem Besuch im Club ‚Nomad‘ voller Begeisterung.
„Ich bin dir unendlich dankbar, dass du mir die aufregende Welt eures Lebens gezeigt hast“, sagte er mehrmals zu mir.
„Es war schön mit dir, und es hat mir ebenfalls sehr viel Spaß gemacht“, antwortete ich. Es war nichts wirklich Besonderes, mit ihm Zeit zu verbringen und ihm ein wenig an unserem Leben teilhaben zu lassen.
„Ich werde mit sehr vielen Eindrücken nach Hause zurückkehren“, fuhr er fort, „es gibt so viele Gebiete, auf denen wir zusammenarbeiten können.“
Der Gedanke an einen Abschied erwischte mich völlig unvorbereitet. Wir hatten uns doch gerade erst kennengelernt! Würde er so plötzlich wie er aufgetaucht war wieder aus meinem Leben verschwinden? Es würde mir das Herz brechen.
„Die Geschichte der Drakonier war nicht immer sehr erfreulich“, erzählte er mir, „viele Jahrhunderte waren wir in blutige Kriege mit anderen Welten verstrickt. Drakonis hat darunter schwer gelitten. Große Teile der Planetenoberfläche sind zerstört worden. Wo früher Landwirtschaft betrieben wurde, ist nur noch felsige Wüste. Jetzt sind wir von der Zusammenarbeit mit anderen Völkern abhängig. Das Ziel meines Besuchs auf der Konferenz war, Kontakte zu knüpfen und Partner für ein riesiges Terraformingprojekt zu finden, um Drakonis nach und nach wieder fruchtbar zu machen. Wir haben zwar Bodenschätze, mit denen wir handeln können, doch wir wollen langfristig nicht länger Nahrungsmittel importieren müssen.“
„Das leuchtet mir ein“, antwortete ich, „die Erde hat ein ganz ähnliches Problem. Umweltverschmutzung, Klimawandel und Überbevölkerung ist dazu geführt, dass wie von Aurelia und anderen Planeten Lebensmittel importieren müssen.“
Er nickte verständnisvoll. Es gab einige Welten in den ‚Vereinten Planeten‘, die ähnliche Probleme hatten, und ohne den Export von kostbaren Rohstoffen konnten sich viele ein aufwändiges Terraforming nicht leisten, um die Schäden wieder zu beheben.
„Ich werde in den nächsten Tagen nach Drakonis reisen und von der Konferenz berichten“, fuhr er fort, „und ich werde mit einer Delegation unserer Verantwortlichen nach Noxis zurückkehren, um unser Terraformingprojekt in die Wege zu leiten. Auf uns wartet viel Arbeit, aber wir müssen so bald wie möglich damit beginnen.“
Immerhin kam er wieder zurück, so dass wir uns wiedersehen würden. Trotzdem war ich nicht gerade erfreut über den bevorstehenden Abschied.
Er sah mich fragend an, als ob er meine Gedanken lesen konnte.
„Was ist los, Aimee?“ fragte er mich besorgt, „du bist so schweigsam und ich vermisse dein hübsches Lächeln.“
„Ich werde dich schrecklich vermissen“, antwortete ich leise.
„Ich bin bald wieder zurück“, versprach er mir, „oder möchtest du mitkommen? Ich könnte dir Drakonis zeigen und vielleicht wäre es sogar hilfreich, wenn du bei unseren Gesprächen dabei wärst. Drakonis steht erst ganz an Anfang der Zusammenarbeit mit den ‚Vereinten Planeten‘, und nicht alle Drakonier sind davon überzeugt, dass uns andere Welten friedlich gesinnt sind.“
„Ich würde sehr gerne mitkommen und deine Heimat kennenlernen. Ich bin zwar nicht sicher, ob ich als Xenobiologin viel dazu beitragen kann, aber ich komme gern als Freund mit, wenn du denkst, es könnte eurem Projekt dienen.“
„Gut, dann werde ich gleich einen Platz auf dem Flug für dich reservieren lassen und dafür sorgen, dass du mit mir reisen kannst.“
Und damit war das geregelt.
* * *
Ich nahm mir ein paar Tage frei und packte etwas zum Anziehen in eine Tasche, beschränkte mich dabei auf das Wichtigste, denn jedes Gramm Gewicht kostete Treibstoff.
Der Flug nach Drakonis dauerte nicht lange und ich war froh, dass ich nicht wieder auf irgendeiner Raumstation Zeit totschlagen musste.
Während des Flugs hatte ich genug Gelegenheit, mir von Ginqrun ausführlich von seinem Heimatplaneten, deiner Familie und Freunden und seinen Plänen für das Projekt erzählen zu lassen.
Als wir auf Drakonis landeten, wurden wir bereits von seinem Bruder erwartet, der uns mit einem Hovercraft in die Berge brachte, wo Ginqruns Familie lebte.
Während der schnellen Fahrt sah ich mir die bizarre Landschaft des Planeten an. Der Boden war mit leuchtend rotem Sand bedeckt und steile Felsen aus violettem Gestein türmten sich zwischen engen Schluchten auf.
Hohe, violette Bäume ragten weit in den Himmel empor. Die Blätter leuchteten in unterschiedlichsten Schattierungen von Lila, von zartem Lavendel bis hin zu tiefem Purpur. Wir überflogen die Überreste eines ausgetrockneten Sees, von dem nur noch eine leere, rissige Fläche übriggeblieben war. Sein Ufer war mit bunten mineralischen Ablagerungen gespickt, hier und da tauchten verrostete Überreste von außergewöhnlichen Kreaturen auf, die hier einst lebten. Die bizarren Formen von Knochengerüsten standen wie stumme Zeugen in der Landschaft und erinnerten an die Zeit vor der Zerstörung.
Trotz den sichtbaren Spuren der Zerstörung besaß diese Welt mit ihren massiven Felsen und bunten Farben einen Charme, der mich faszinierte.
„Du hast nicht erwähnt, dass du eine humanoide Frau mitbringst“, bemerkte Ginqruns Bruder, „Mutter wird glücklich sein, dass du endlich nicht mehr alleine bist.“
„Aimee ist auf der Erde aufgewachsen und ist als Xenobiologin nach Noxis gekommen“, erzählte Ginqrun, „und sie wird uns bei dem Projekt unterstützen. Sie ist die schlauste Frau, die ich je getroffen habe, und sie hat keinerlei Scheu vor Leuten, die anders sind, als andere.“
Das klang wie ein Kompliment und es war erfrischend anders, als die Komplimente, die ich sonst zu hören bekam uns sich meistens auf mein Äußeres beschränkten.
Ich würde bei Ginqruns Familie herzlich aufgenommen und mein Universalübersetzer hatte eine Menge zu tun, unser Gespräch zu übersetzen.
Die Gastfreundschaft war überwältigend. Nach und nach tauchten fast alle der Dorfbewohner auf um das fremde Mädchen, das so weit gereist war, zu sehen, und ihre Dankbarkeit, dass ich Drakonis bei der Neugestaltung der Planetenoberfläche unterstützen wollte, bewegte mich sehr.
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.




