In meiner Geschichte Die Schatten von Eldridge landet die Studentin Annika auf ihrer Urlaubsreise in der verlassenen Stadt Eldridge.

Sie trifft den Historiker Felix und lernt die Geister in der St. James Church kennen.

Mit Felix verging die Zeit wie im Flug. Wir fanden einige spannende Gesprächsthemen und bald erreichten wir Eldridge.

Felix parkte den Wagen am Ortseingang und wir machten uns zu Fuß auf den Weg, um uns einen ersten Eindruck von der verlassenen Stadt zu verschaffen.

Vor langer Zeit war Eldridge eine blühende Stadt gewesen, die von hohen Mauern umgeben war und von einem geschäftigen Marktplatz lebte. Was heute von ihr übrig war, war nur noch ein Schatten ihrer früheren Pracht.

Der Verfall war überall deutlich zu sehen. Die verlassenen Häuser aus grob behauenem Stein standen leer und verfallen. Die Dächer waren eingestürzt, und die Fensteröffnungen waren von der Zeit und den Elementen gezeichnet.

Es war ein grausames Bild der Zerstörung. Die Straßen waren mit Schutt und Geröll übersät. Von vielen der prächtigen Gebäude war nicht mehr viel zu sehen. Die Gassen waren schmal und verwinkelt, zum Teil aufgrund der Trümmerteile unpassierbar und menschenleer. Efeu rankte sich an den Mauern empor und bedeckte die Ruinen mit einem grünen Teppich.

Die Natur hatte sich die Stadt zurückerobert. Bäume wuchsen aus den Ruinen, und das Gras bedeckte die Straßen. Die Vögel nisteten in den zerfallenen Dächern, und das Rascheln der Blätter und das Zwitschern der Vögel waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen.

„Wow, das ist fantastisch!“ staunte Felix, „hier bekommt man einen guten Eindruck, wie das Leben damals war und wie die Menschen in dieser Zeit gelebt haben.“

„Ich sehe hier nur alte Steine“, wandte ich ein, „die Ruinen einer vergangenen Siedlung, die uns höchstens noch daran ermahnt, dass alles vergänglich ist.“

„Ja, man braucht ein bisschen Fantasie“, gab er zu.

Die verlassene Stadt Eldridge

Wir gingen weiter ins Zentrum von Eldridge und über den Marktplatz, der von Häusern umgeben waren, die damals groß und prächtig gewesen waren. Die Stände und Buden waren verlassen und zerstört. Wo früher Handel getrieben worden war und sich Menschen beim täglichen Einkauf begegnet waren, herrschte nur noch einsame Stille.

„Stell dir vor, wie die Menschen sich hier getroffen haben“, schwärmte er, „wie sie an den Ständen die Auslagen betrachtet haben, mit den Händlern gefeilscht haben und ihre Einkäufe in ihre Körbe gepackt haben. Hier haben sich die Menschen getroffen, die neuesten Geschichten geteilt, geklatscht und getratscht.“

„Oh ja, das kann ich mir lebhaft vorstellen“, lachte ich, „meine Großmutter ist unheimlich gerne auf den Wochenmarkt gegangen und hat manchmal haarsträubende Geschichten mit nach Hause gebracht.“

Nicht weit entfernt im Herzen der alten Stadt lag die St. James Church. Der Kirchturm, der einst stolz in den Himmel ragte, lag in Trümmern.

„Die Kirche war der eigentliche Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in dieser Zeit“, erklärte mir Felix, „viele Siedlungen sind um die Kirchen herum entstanden. Die Religion spielte damals noch eine viel wichtigere Rolle, als heute. In unserer modernen Welt ist sie oft nur Dekoration und für die meisten Menschen unserer Zeit beschränken sich sakrale Handlungen nur noch auf Hochzeiten und Beerdigungen.“

Trotz der sichtbaren Zerstörung zog mich das alte Gotteshaus fast magisch an und wir beschlossen, hineinzugehen und zu sehen, was hier die lange Zeit überdauert hatte.

Die Wände waren teilweise eingestürzt, die Bänke von Steinbrocken und Trümmerteilen bedeckt und die Fenster waren zerbrochen, die bunten Glasstücke verstreut auf dem Boden. Der Altar war bis auf einen Steinbrocken leer und darüber hing noch ein geschnitztes Kruzifix.

Gemeinsam gingen wir durch den Mittelgang nach vorne, stiegen über herumliegende Trümmer. Trotz der Zerstörung war von der prachtvollen Ausstattung der Kirche noch einiges erhalten geblieben. In einer Nische stand eine Statue eines Ritters, der Kopf und ein Arm fehlte.

Die St. James Church in der verlassenen Stadt Eldridge

Bunte Wandbilder waren noch erkennbar, die Farben waren jedoch verblasst und von einer dicken Staubschicht bedeckt.

„Der typische Stil des frühen Mittelalter“, fand Felix und erklärte mir einige Details.

„Schau dir die Säulen und Bögen an. Das war typisch für diese Epoche. Das Grabmal des auferstandenen Christus sieht fast aus wie ein römischer Tempel und die Darstellung der Menschen, ihrer Gesichtsausdrücke und Gewänder bei seiner Himmelfahrt wirken flach und stilisiert. Es ist unfassbar, dass ein solcher Schatz nicht weltweit bekannt ist.“

„Bist du sicher?“ fragte ich ihn zweifelnd, „du kannst ja mal Google fragen, ob es die Wandbilder kennt. Vielleicht gibt es auch schon einen Eintrag bei Wikipedia.“

„Ja, wenn ich mal wieder eine Internetverbindung habe“, lachte er, „hier draußen ist der Netzausbau noch nicht angekommen.“

„Und die Kirche hat bestimmt auch noch kein öffentlich zugängliches WLAN.“

Mir gefiel die Art wie Felix dachte. Er kannte sich im Gegensatz zu mir mit Geschichte aus und hatte eine ganz besondere Sorte Humor.

Nachdem wir uns alles ausführlich angesehen hatten, setzten wir uns auf dem Marktplatz auf einen der Steinbrocken. Ich bot ihm etwas Obst von meinem Vesper an und er hatte Dosenwurst in seinem Gepäck.

Gemeinsam sahen wir uns die Bilder an, die wir mit unseren Smartphones gemacht hatten und wir berieten, was wir nun tun wollten.

„Es ist zu dämlich, dass es hier kein Netz gibt“, seufzte er frustriert, „ich würde zu gerne noch einmal recherchieren, ob es über Eldridge nicht doch noch irgendwo etwas im Netz gibt.“

„Ja, das ist doof“, antwortete ich, „nur gut, dass ich meiner Mutter noch von Halburg aus geschrieben habe. Sie macht sich immer schreckliche Sorgen, wenn ich mich nicht melde.“

Er sah zu der Burg hinüber, die außerhalb von Eldridge auf Eldridge herunterblickte.

„Dort oben müsstest du ins Netz kommen“, vermutete ich, „zu mindestens um eine schnelle Recherche durchzuführen müsste es ja wohl reichen.“

„Ich habe noch etwas anderes gedacht“, fuhr er fort, „falls es wirklich über Eldridge nichts im Internet zu finden gibt, hätte ich gerne mehr als nur ein paar Fotos. Die Freundin von meiner Schwester hat Archäologie studiert und schreibt gerade eine Forschungsarbeit über keltische Ausgrabungsstätten auf der Schwäbischen Alb. Sie wäre die perfekte Ergänzung für unser kleines Forschungsteam und ich hoffe, ich kann sie überreden, herzukommen.“

„Unser kleines Forschungsteam“, lachte ich, „vergiss nicht, ich bin Mediendesignerin und keine Forscherin!“

„Wir arbeiten interdisziplinär“, widersprach er mir und grinste, „lass uns morgen zu der Burg gehen und schauen, ob wir da oben Empfang haben.“


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
 
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Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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