Ein Blick in den Spiegel ist eine Schlüsselszene in meiner Geschichte Ungestillte Sehnsucht. Manuel wird bei TransMuTec mithilfe einer futuristischen Maschine in den Körper eines Mädchens übertragen.

Für ihn geht ein großer Wunsch in Erfüllung. Sein ganzes Leben lang hat er sich gewünscht, ein Mädchen zu sein. In seinem männlichen Körper hat er sich nie richtig wohlgefühlt.

Hier eine Lese- und Hörprobe des Kapitels:

Ich hatte vor Aufregung ziemlich Herzklopfen als ich mit meiner Mutter das moderne Gebäude betrat, in dem TransMuTec seine Büros, Besprechungszimmer, ein kleines Rechenzentrum, Entwicklungslabore und ein Behandlungszimmer hatte.

Die junge Frau am Empfang wusste schon Bescheid.

„Manuell Schwann, Sie werden bereits erwartet“, sagte sie zu mir und sie brachte mich in das schicke Büro von Baumgartner, der wie wild auf den Tasten seines Computers herumhämmerte.

„Einen Moment“, sagte er zu uns, „nehmen Sie doch Platz.“

Seine Assistentin brachte Kaffee, Limonade und Kekse und dann wandte er sich an uns.

„Frau Dr. Sauerbeck ist schon unterwegs“, erklärte er uns, „du kannst dir schon einmal ein Foto von deinem neuen Körper ansehen. Die Entscheidung, ob das in Zukunft dein neues Ich sein wird, liegt nun ganz allein bei dir. Das Subjekt ist 16 Jahre alt, 158 cm groß und wiegt 54 kg. Eine eingehende medizinische Untersuchung hat keinerlei organische Defekte gezeigt. Das Mädchen war bis zu ihrem plötzlichen Ableben heute Nacht kerngesund und du wirst es bestimmt auch sein, wenn du erst einmal in ihrem Körper steckst.“

Er drehte seinem Bildschirm zu uns und wir konnten Fotos eines hübschen, rothaarigen Mädchens mit einem glücklichen Lächeln und einem sympathischen Gesicht sehen.

„Was ist… mit ihr geschehen?“ wollte ich wissen.

„Das kann ich dir nicht ganz genau sagen“, antwortete er, „die Todesursache war ein Herzstillstand.“

„Obwohl sie gesund war?“ wollte meine Mutter wissen, „ist das nicht ein ziemlich hohes Risiko, wenn Manuel ihren Körper bekommt?“

„Ach, ein Restrisiko ist immer vorhanden“, wehrte er ihren Einwand ab, „bei diesem Eingriff ist es viel geringer, als bei einer Nierentransplantation oder einem Eingriff der plastischen Chirurgie. Die größte Gefahr ist, dass er beim Gehen stolpert, weil er sich noch nicht an die neuen Gliedmaßen gewöhnt hat. Das Nervensystem benötigt ein paar Tage bis es sich an die neuen Bedingungen angepasst hat und du die volle Kontrolle über deine Bewegungen hast.“

„Damit kann ich leben“, versicherte ich ihm, „solange ich keine Beinschiene tragen muss wie nach dem Bruch meines Schienbeins.“

Frau Dr. Sauerbeck kam zu uns und begrüßte uns.

„Ich habe fünf Stunden operiert“, erzählte sie uns, „ein Mädchen in deinem Alter ist mit dem Fahrrad verunglückt. Sie hat es gerade noch überlebt, doch sie wird lange brauchen, bis sie wieder gehen oder Rad fahren kann.“

Sie wandte sich zu mir.

„Bist du bereit, Manuel?“ fragte sie mich.

„Ich habe schon ein Foto gesehen“, antwortete ich und lächelte, „sie ist wunderschön.“

„Sie starb gestern Nacht in der Notaufnahme“, berichtete Frau Dr. Sauerbeck, „wir konnten ihr nicht mehr helfen, doch ihre Eltern haben gestattet, dass du ihren Körper bekommen kannst.“

„Leid und Glück liegen oft sehr nahe beieinander“, meinte Baumgartner nachdenklich, „für dich ist ihr tragischer Tod eine Chance für einen Neuanfang.“

„Weise Worte“, meinte die Ärztin lächelnd, „wollen wir anfangen?“

Ich nickte und Baumgartner brachte uns in das hypermoderne Behandlungszimmer, in dem die Maschine stand.

Auf einer Pritsche neben der Maschine lag der Körper des Mädchens. Sie war mit der Maschine verbunden und sah aus, als würde sie schlafen.

„Zieh die Schuhe aus“, sagte Baumgartner zu mir, „die Liege auf der anderen Seite ist für dich.“

Ich sah mich um. Das Behandlungszimmer war mit moderner Technik vollgestellt und viele Geräte summten und blinkten um mich herum.

Während mich Baumgartner mit der Maschine verband, maß Frau Dr. Sauerbeck mir noch einmal den Blutdruck und hörte mein Herz ab.

„Okay, die Maschine ist bereit für die Übertragung“, verkündete Baumgartner, „entspanne dich.“

Ich nickte und schloss meine Augen.

Jetzt wurde es ernst. Baumgartner überprüfte noch ein letztes Mal, ob ich auch korrekt mit der Maschine verbunden war, öffnete das Steuerprogramm auf seinem Computer und schaltete die Maschine ein.

Manuel wird mit einer merkwürdigen Maschine verwandelt und wird zu Larissa

Ich konnte ein Summen und Zischen hören und spürte ein leichtes Vibrieren, als die Übertragung in meinen neuen Körper begann.

Doch dann nahm ich noch etwas anderes wahr. Ein Herzschlag, der nicht mein eigener war, ein stechender Schmerz und das panische Gefühl, keine Luft zu bekommen.

Regungslos lag ich auf der Pritsche. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, doch ich konnte mich nicht bewegen.

Der Schmerz war schnell vorbei und ich schaffte es, meine Finger zu bewegen. Ich holte tief Luft und versuchte, mich zu entspannen. Ich atmete tief ein und aus und bald ging mein Puls wieder normal.

„Manuel“, hörte ich Frau Dr. Sauerbeck, „kannst du mich hören?“

Ich nickte und öffnete meine Augen.

„Hat es… geklappt?“ fragte ich sie.

„Ja, es hat alles reibungslos funktioniert“, antwortete sie und lächelte, „ich werde dich noch gründlich untersuchen, ob mit dir alles in Ordnung ist. Wie fühlt es sich an?“

„Ganz gut bis jetzt“, antwortete ich.

* * *

Nach dem ich ein bisschen zur Ruhe gekommen war, richtete ich mich auf.

„Ich möchte ein paar Schritte gehen“, sagte ich.

„Gut“, antwortete meine Mutter, „ich habe die auch was zum Anziehen mitgebracht. Deine Auswahl ist noch nicht besonders groß, aber wir werden dir bald noch mehr zum Anziehen kaufen. Ich fürchte, von deinen Sachen wird die nicht mehr viel passen.“

Es war merkwürdig, in meinem neuen Körper zu gehen, aber ich war glücklich, dass alles so gut geklappt hatte. Meine Schritte waren noch ein bisschen unsicher, doch daran würde ich mich schnell gewöhnen.

Ich zog mich um, wir verabschiedeten uns von Baumgartner und Frau Dr. Sauerbeck und fuhren nach Hause.

Susanne fiel mir um den Hals als sie mich sah.

„Hey, kleine Schwester“, begrüßte sie mich, „du siehst umwerfend aus.“

„Danke“, grinste ich, „das muss ich erst einmal selber sehen!“

Wir gingen nach oben in mein Zimmer und ich betrachte mich von allen Seiten.

Ein Blick in den Spiegel

„Darf ich dir die Haare kämmen?“ fragte mich Susanne, „du musst noch einiges lernen. Aber ich freue mich darauf, meiner Schwester alles beizubringen, was ein Mädchen wissen muss. Wie man lange Haare bändigt, ein Makeup aufträgt und einem Jungen den Kopf verdreht.“

„Fangen wir mit den Haaren an“, lachte ich, „Jungs und Makeup müssen noch ein bisschen warten.“


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
 
  Besucht mich auf Facebook   Meine Musik auf Youtube   Meine Lese- und Hörproben auf Youtube   Folgt mir auf Instagram

Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Social-Media-Funktionen bereitzustellen und unseren Datenverkehr zu analysieren. Wir geben auch Informationen über Ihre Nutzung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. View more
Cookies settings
Akzeptieren
Ablehnen
Datenschutz- und Cookie-Richtlinie
Privacy & Cookies policy
Cookie name Active
Save settings
Cookies settings