„Auf dem Wasser“ ist ein Kapitel meiner Geschichte Jonathan und der sanftmütige Roboter. Jonathan macht mit Rebekka, dem Roboter, den er entworfen und gebaut hat, einen Ausflug auf der Isar.

Rebekka ist nicht ganz wohl bei der Sache, denn sie mag das Wasser nicht so besonders und hat davor ein bischen Angst. Aber es gibt so viel zu sehen und über manche Dinge muss sie sich doch ziemlich wundern…

Hier eine Lese- und Hörprobe:

Der nächste Sonntag war ein herrlicher Sommertag. Jonathan schlief lang aus, frühstückte ausgiebig und ließ den Tag langsam auf sich zukommen.

„Guten Morgen, Schlafmütze“, begrüßte Rebekka ihn, „wie kann ein Mensch nur so lange schlafen?!“

„Hey Rebekka, du musst noch einiges über die Menschen lernen“, lachte er, „wir brauchen unseren Schönheitsschlaf, und am Wochenende mal ein bisschen länger schlafen, tut ganz gut. Man ist dann so richtig ausgeruht und umso unternehmungslustiger.“

„Ich denke, ich werde mich daran gewöhnen“, lächelte sie, „vielleicht nütze ich die Zeit, um meinen Hauptspeicher aufzuräumen und meine Datenbank regelmäßig zu reorganisieren.“

„Siehst du, genauso funktioniert es bei uns Menschen, nur eben nicht auf elektronische Weise.“

„Erzähl mir mehr über deine Unternehmungslust“, sagte Rebekka, „was hast du für einen Plan?“

„Ich will dir nach und nach ein bisschen was von unserer Welt zeigen. Du wirst sehen, es gibt viel zu entdecken. Wenn du ein wenig vollständiger wärst, würde ich dich ins Freibad mitnehmen, doch bevor du deine Haut hast, bist du dafür nicht wasserdicht genug.“

„Guter Punkt.“

„Aber ich habe eine gute Idee, wie wir den Tag verbringen können und ich dir eine der schönsten Ecken Münchens zeigen kann. Lass dich überraschen!“

Auf dem Wasser

Jonathan hatte Rebekkas obere Hälfte in einen Korb gepackt und auf dem Beifahrersitz festgeschnallt. Sie fuhren raus aus der Stadt und die Landstraße an der Isar entlang.

Rebekka war von den vielen Eindrücken überwältigt und sah begeistert in alle Richtungen.

„Wow, das ist unbeschreiblich schön!“ rief sie aus, „die Bilder, die ich im Netz gefunden habe, zeigen die Schönheit der Welt nur sehr unvollkommen.“

„Ja, da hast du vollkommen Recht. Sie sind nur ein schwacher Abklatsch der Realität, auch wenn es schön ist, die Bilder zu sehen. Was Wasser ist, kannst du am besten erfahren, wenn du es siehst, riechst oder selbst ein Bad nimmst und das Wasser auf deiner Haut spürst.“

„Ich glaube, das Bad lass ich lieber aus“, antwortete Rebekka ernst, „sonst kriegt mein Steuercomputer einen Kurzschluss. Die Elektronik ist nicht wasserdicht.“

„Wenn wir deine Haut auf deine Oberfläche geklebt haben und du vollständig bist, werde ich dir das Schwimmen beibringen. Du wirst sehen, es macht Spaß und ist nicht so schwer, wenn man den Dreh raushat. Aber wir werden uns heute ein Boot mieten und auf der Isar spazieren fahren.“

„Das klingt nach einem echten Abenteuer. Bist du sicher, dass wir damit nicht untergehen? Die Dichte meiner Stahlknochen ist deutlich größer, als die Dichte von Wasser.“

„Du wirst sehen, es wird trotzdem funktionieren“, lachte Jonathan, „wir werden die Physik austricksen.“

„Aber wie soll das gehen?“ fragte Rebekka erstaunt, „schließlich gibt es doch physikalische Gesetze.“

„Keine Angst, es gibt auf der Isar keine Polizei, die uns verhaften könnte, wenn wir gegen eins der physikalischen Gesetze verstoßen.“

Sie parkten in der Nähe des Bootsverleihs und Jonathan suchte sich eins der Ruderboote aus. Er trug Rebekka in dem Korb zu dem Boot und befestigte ihn auf dem Sitzplatz im Heck, so dass sie sich gegenübersaßen und Rebekka eine gute Aussicht hatte.

„Wow, das schaukelt ja ganz schön“, rief Rebekka, „hast du den Korb auch gut festgemacht? Ich habe keine Lust, ins Wasser zu fallen.“

„Keine Angst“, antwortete er, „du bist vollkommen sicher. Hier gibt es keine Stromschnellen und kaum Wellen, die das Boot zum Kentern bringen könnten.“

Er knüpfte das Tau auf, mit dem das Ruderboot an der Anlegestelle festgebunden war, stieß das Boot vom Steg ab und nahm die Ruder.

„Und los geht’s!“ rief er fröhlich, und Rebekka lächelte schwach. So ganz wohl war ihr nicht in ihrer Haut, was jetzt nichts damit zu tun hatte, dass ihre Haut noch sicher zuhause bei den Ersatzteilen und den anderen Körperteilen lag, an denen Jonathan noch arbeitete.

„Gefällt es dir?“ fragte Jonathan sie.

„Ja, es ist schön hier“, antwortete sie, „obwohl es mir von dem Schaukeln und dem vielen Wasser schon ein bisschen mulmig ist.“

Auf dem Wasser

„Da vorne ist eine der vielen Brücken über die Isar“, erzählte Jonathan, „dort gibt es einen kleinen Strand, wo man herrlich baden und in der Sonne liegen kann.“

Rebekka sah sich neugierig um. Es gab so viel zu sehen.

Ein paar Kinder plantschten im Wasser. Teenager spritzten sich gegenseitig nass und kreischten laut vor Vergnügen. Eine blonde Frau in einem roten Badeanzug stand am Ufer und zog bewundernde Blicke auf sich.

Ein junges Pärchen teilte sich eine Strandmatte und küsste sich. Ein älteres Paar hatte es sich auf Liegestühlen bequem gemacht und las. Eine junge Familie saß um einen großen Picknickkorb und die Kinder aßen Obst und Butterbrote. Einige junge Leute waren im Wasser und schwammen.

„So viele Menschen“, staunte sie, „und sie gehen tatsächlich nicht unter, wenn sie schwimmen.“

„Manche tauchen absichtlich und sehen sich die Welt unter Wasser an. Du glaubst nicht, was man dort unten alles finden kann! Manche Leute werfen immer noch ihren Müll einfach ins Wasser. Es macht Spaß, nach Steinen oder alten Sachen zu tauchen und sie nach oben zu holen. Letztes Jahr habe ich da unten einen alten Teekessel gefunden. Ein altes Ding, aber kaum verrostet. Als er wieder blitzblank geputzt war, hab ich ihn auf dem Flohmarkt verkauft.“

„Trotzdem ist es doof, Sachen einfach ins Wasser zu werfen. Es passt einfach nicht zu diesem wunderschönen Ort.“


Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.
 
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Isabella Buchfink

Isabella Buchfink ist ein Pseudonym. Sie schreibt Science Fiction, Thriller und Fantasy-Geschichten. Sie lebt im Süden Deutschlands und arbeitet im Realen Leben in der ungefährlichen Welt der IT. Neue Bücher sind in Bearbeitung und noch gehen ihr die Ideen nicht aus…

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