Das Manuskript meines neuen Buchs ist fertig: Der Tag an dem das Licht ausging. Es geht um Alternative Energien, unsere Abhängigkeit vom Strom und eine Verschwörung.
Hier als kleine Einstimmung ein kleiner Ausschnitt:
Tom war ein Meister im Klettern und Höhenangst war ihm fremd. Wenn er nicht im Hochgebirge an einer Felswand hing, um einen der riesigen Berge zu bezwingen, kletterte er auf einen der hohen Strommasten und verschraubte die Komponenten der Masten miteinander oder prüfte, ob alles in Ordnung war.
Dort oben fühlte er sich frei, konnte weit über das Land sehen und natürlich war die Bezahlung gut, die sein Arbeitgeber Strom4All ihm dafür bezahlte.
Für die neue Stromtrasse quer durch Europa waren viele neue Leitungen und noch viel mehr von den riesigen Strommasten erforderlich, und Tom plante, bis in den Herbst zu arbeiten und dann in Brasilien oder im Tibet den Winter zu verbringen und auf mindestens einen der Gipfel zu klettern, die er noch nicht erklommen hatte.
Aber bis dahin hatte er noch viel zu tun. Viele hundert Kilometer war die neue Trasse lang und es waren viele Kolleginnen und Kollegen, die mit ihm an den unzähligen Masten arbeitete, die dafür erforderlich waren.
Sie waren ein gutes Team, das aus ganz Europa zusammengekommen war. Sie verstanden sich gut, arbeiteten hart und gingen oft abends zusammen aus.
Zum Glück konnten einige der Kollegen deutsch oder englisch. Ein paar der Polen und Tschechen übersetzten für die anderen, und oft verstanden sie sich auch ohne Worte ganz gut.
Vor allem wenn sie abends in der Kneipe saßen und bei Schnitzel und Pommes Frites, Bier und Schnäpsen über Gott und die Welt, die Arbeit auf der Baustelle, die Frauen im Besonderen und im ganz Allgemeinen diskutierten.
* * *
Manuel fühlte sich auf den hohen Strommasten nicht wirklich wohl. Hinaufzuklettern war nicht das Schlimmste, auch wenn es anstrengend war und er sich konzentrieren musste, damit er nicht abstürzte.
Aber hinuntersehen wollte er nicht. In achtzig Meter Höhe hatte man zwar eine gute Aussicht, doch allein die Vorstellung, was passieren würde, wenn er das Gleichgewicht verlor und in die Tiefe stürzte, brachte in fast in Panik.
Aber es musste sein. Nur wenn ihr Protest gegen den Raubbau an der Umwelt öffentlich sichtbar wurde, hatten sie eine Chance, gegen Strom4All und seine Pläne, der größte Anbieter von schmutzigem Strom zu werden, wirksam vorzugehen.
Deswegen hatte er mitgezogen, als die Mitglieder der Umweltgruppe sich für die Aktion entschieden hatten.
Viel lieber hätte er große Transparente gemalt, Flugblätter verteilt oder in der Fußgängerzone Unterschriften gesammelt, doch das interessierte niemanden wirklich und die großen Konzerne beeindruckte das wenig.
Na ja, nun saß er hier oben, ein wenig Verpflegung im Rucksack und in einen dicken Parka gepackt, falls es in der Nacht kalt würde und er länger auf dem Masten ausharren musste.
Mehr über die starken Heldinnen in meinen Geschichten findet ihr in dieser Übersicht.